im Würfelbecher

„Soll ich etwas trauriges schreiben, oder etwas heiteres?“

Wenn man sich nicht entscheiden kann, und eine Münze wirft, erkennt man häufig im Moment des Wurfes, wenn scheinbar alles in der Luft hängt, was man wirklich will und braucht.

Ein paar Mal geweint in den letzten Tagen, wegen Emma, dabei kannte ich sie gar nicht so gut. Sie war sehr wollig, eine Explosion von Fell, ein sehr runder Po, zwei ausgesprochen kleine Ohren. Sie hat sich gerne von mir streicheln lassen, sich mit Gewicht gegen mich gestemmt, um den Körperkontakt zu maximieren, hat manchmal ihren großen Gefühlen mit Lauten Ausdruck verliehen. Es war nichts böses in ihr, oder ich habe es nicht gesehen, nur diese große Zugewandtheit, und eine beschwingte, aber stille Neugier, wenn sie durch die Straßen und Parks lief.

Ich habe sie vielleicht eine Handvoll Male getroffen, über zehn Jahre verteilt oder mehr. Es waren sehr schöne Begegnungen, in jenem Zauber von Berlin, den die Stadt über die Besucher und Reisende legt.

Ich möchte keinen Hund mehr, oder ein anderes Haustier, weil es mir das Herz bricht, wenn sie gehen, oder wenn sie leiden. Vielleicht später einmal, denke ich dann, aber jetzt erscheint es mir unerträglich, unzumutbar, ein klares Nein! wie so oft, wenn es um die Liebe geht. Als müsste ich mein Herz um jeden Preis schützen. Dabei ist mir doch gar nichts schlimmes passiert, denke ich, und wundere mich, und frage mich, ob ich mich irre, in die eine oder in die andere Richtung.

Die Stadt der Banken war sehr schön heute, warm und frühlingshaft. Ich bin mit dem Auto zu Frau Novemberregen gefahren, und die Stadtteile klappten sich auf und dann wieder zu: der Fluß, die Museen, das angesagte Ausgehviertel, sich windende Straßenbahnen, häßlich werdende Wohnblöcke, in die müde Menschen zurückkehren, ein Waschsalon, eine Stadtgrenze, Baustellen und plötzlich ein Park.

Ich schlafe schlecht, seit ein paar Tagen schon, zweimal ein Alptraum, glaube ich, und viele Unterbrechungen. Morgens früh wach. Heute mal den Nüchternzucker gemessen und unzufrieden gewesen. Es wird auch wieder besser werden.

Alles andere – sofern wir die Weltpolitik ausblenden – ist gut gerade. Ich bin mir meiner Privilegien bewusst und genieße sie.

Ich bin gerne unterwegs, und komme am meisten zur Ruhe, wenn ich gerade zwischen zwei Punkten bin.

2 Gedanken zu „im Würfelbecher

  1. Keine Ahnung, ob ich zu einem Haustier eine enge Bindung aufbauen könnte. Ganz sicher will ich nie mehr, dass mir ein Pferd nahe steht. Ich habe zu viele gehen sehen: verkauft, verschenkt, geschlachtet, gestorben… Mein Großvater konnte kein Rind zum Schlachter bringen, das überließ er meiner Großmutter.

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