Paßfotovergleich: Führerschein (1996), alter Paß (1999), neuer Paß (2004).
1996, noch mit schwarz gefärbten, kurzen Haaren. Mein Gott, denke ich bei Fotos aus meiner Schulzeit immer, ich war hübsch und habe es nicht gewußt.
Ein sehr offener Blick, ein klares Gesicht.
1999, ich sehe aus wie betrunken, wie unter Drogen. Verwirrt. Ein hartes, verwirrendes Jahr, in dem ich nach Berlin gezogen bin, wo es zunächst auch nicht besser war.
2004, ganz glatte, passende Haare. Schöner als 1999, weil ich aussehe wie jemand, der weiß, wer er ist. Gleichzeitig: keine Unschuld mehr, ein ironischer Zug um den Mund, ein Blick mit Schalk in den Augenwinkeln. Man spürt meine kritische Distanz, von der ich manchmal sogar mehr gebrauchen könnte.
Der neue Paß ist gültig bis 2014. Kaum vorstellbar, wo ich 2014 sein werde. Vermutlich mit zwei Buchstaben vor meinem Namen, eher unwahrscheinlich: mit einem anderen Nachnamen und dann wohl auch mit einem Eintrag unter „Kinder“. Wahrscheinlich mit einigen Stempeln im Paß, Arbeitsvisum für die USA?
Die Haare sicherlich kürzer und vielleicht endlich in meiner Naturhaarfarbe. Mehr Fältchen unter den Augen, der Blick? Warm und herzlich? Hart und unsicher? Ablehnend und verlebt?
Wer weiß.