Ich muß mir die Haare schneiden lassen. Ich schiebe das schon eine Weile vor mir her, so wie ich unangenehme Dinge (Kleider kaufen, Schuhe kaufen, Behördengänge) immer aufschiebe, verschiebe, verdränge, bis ich innerlich einen Druck habe, der sagt, daß es jetzt dringend erledigt werden muß. Ein wenig wie eine chemische Reaktion, die erst Aktivierungsenergie braucht, und dann von selbst läuft.
In der Nacht habe ich vom Haareschneiden geträumt, und als ich aufwachte, mußte ich mir eingestehen, daß ich Angst davor habe. Dabei geht es nur darum, etwa zwei oder drei Finger breit abzuschneiden, damit eine gerade Kante entsteht, wo jetzt Gefranse ist.
Der Punkt, warum ich das erzähle: manchmal merke ich, daß ich wunderlich werde, und dann erschrecke ich mich.