Das Scheitern annehmen.
Abschied nehmen, immer wieder. Von dem, was wir gerne geworden waren, was wir gerne gehabt hätten, mit wem wir gerne gelebt hätten, wie wir gerne gelebt hätten. Nicht, wie die Fischersfrauen vor hundert Jahren nach dem großen Sturm, jeden Morgen an den Strand gehen und den Horizont beobachten, sondern eingestehen: this boat has sunken. Nur: wann weiß man, ob das Schiff untergegangen ist? Wann es keine Hoffnung mehr gibt? Denn das ist das tückische an der Hoffnung: sie schleicht sich durch die kleinste Ritze, klebt an uns selbst in dunkelster Nacht. Wenn wir aber nicht aufgeben, immer suchend bleiben, dann bleiben wir auch leidend, spüren immerzu die Fehlstelle. Das Aufgeben birgt Risiko und Chance, es ist terra incognita. Vielleicht zerbrechen wir, wenn wir ohne das leben müssen, nach dem wir uns sehnen; vielleicht zerbrechen wir, wenn wir nicht wenigstens hoffen können. Das Scheitern annehmen bedeutet aber, sich von der Sehnsucht zu befreien. Souverän sagen zu können: „ich wollte das, und es hat nicht geklappt, aber so, wie ich jetzt lebe, ist es auch gut.“ Wir wären frei. Wir wären unverwundbar.