Ich wohne am Rand eines Unterschichtviertels. Gnädig trennen uns die Bahngleise. Auf meiner Seite wird das Internetcafé, in dem sich die Kleinkriminellen zu ihren Deals treffen, noch mißtrauisch beäugt – drüben ist das Normalität. Auch hier gibt es Alkoholiker, aber sie trinken im Stillen, und die Autos mit der lauten Musik halten nicht an, sondern fahren vorbei.
Als ich heute müden Schrittes von meiner Schicht heimkehrte, fand ich etwas in meinem Briefkasten: es war eine Karte von einer Partei, die dem rechten Spektrum zuzuordnen ist. Die Karte warnte davon, daß in dem von Migration geprägtem Unterschichtviertel, an deren Rand ich wohne, der Bau einer Moschee – ach was, Großmoschee! – geplant sei. Dies gälte es mit allen Mitteln zu verhindern, denn eine noch stärkere Präsenz „der Ausländer“ könnten „wir“ einfach nicht verkraften.
Angewidert warf ich die Karte weg. Ich lebe am Rand eines Unterschichtviertels. Es ist, wie es ist. Aber die braune Rechte, nein, damit will ich nichts zu tun haben.
(Heute ist der 11. September. Zufall, Timing, Populismus?)