Ich war bei der Bank, ich habe mein Auto reparieren lassen, ich habe die Novembermusik verschickt. Ich habe die Daten aus der Maschine ausgewertet und meine Wohnung geputzt. Ich habe die Mutter meines Nachhilfeschülers besucht und ausreichend geschlafen.
Und jetzt, wo die Welle an Aufgaben über mich hinweggerauscht ist, ich endlich wieder in ruhigere Gewässer komme und auch mal wieder Zeit habe, ein Buch zu lesen – jetzt kommt die Depression.
Ganz sicher geht das wieder vorbei, ich habe da ja Erfahrung, vielleicht schon nächsten Mittwoch, wenn das Sturmtief über Deutschland hinweggezogen ist und ich nicht mehr im Bett liege und mich allein fühle, während draußen die Regentropfen gegen die Scheibe trommeln und die Fensterläden im Wind klappern.
Was mich bedrückt, das ist hier zu sein, in diesem Projekt festzustecken, in dieser Wohnung festzuhängen, in dieser Stadt festzukleben wie eine Fliege in Klebstoff: ich ziehe und ziehe und ziehe und komme nicht weg. Das macht mich müde.
Vielleicht ist es genau andersherum, und ich bin die ganze Zeit unterwegs, wie ein Schiffsjunge auf einem Segelschiff und warte darauf, anzukommen. Aber ich bin nicht der Kapitän, ich bestimme nicht den Kurs und kann nur jeden Morgen hoffen, endlich Land zu sehen.
Ich habs ja nicht so mit Ratschlägen. Für 110 Euro habe ich aber einen wirklich guten bekommen: ich solle folgenden Satz in meinem Herzen tragen (aber nicht auf meinen Lippen) –
Meine Zeit wird kommen.
Bis dahin heißt es Lektionen in Demut und trotzdem den Mut nicht verlieren, sondern ein fleißiger Schiffsjunge sein. Es sind wertvolle Lektionen, die mir später sicherlich nützlich sein werden, ich sollte dankbar sein. Aber manchmal liege ich im Bett, der Wind tobt draußen und ich bin traurig.