Hagen Boyle ist ein Spieler. Eine gescheiterte Beziehung hat ihn dazu gebracht, aus seiner bürgerlichen Existenz nach Südamerika auszubrechen, wo er in zweit- und drittklassigen Casinos Poker spielt. Meistens verliert er.
Am Spieltisch trifft er June, fällt erst in ihre Arme, dann in zwielichtige Geschäfte und schließlich in sein Verderben. Das Cover von „jenseits der Feinde, nahe dem Meer“ zeigt einen Haifisch, der auf den Betrachter zuschwimmt – nur noch einen Moment, dann wird sich das Wasser rot färben. Genau um diese kurze Zeitspanne vor dem Ende geht es in diesem Buch. Hagen Boyle analysiert präzise und genau die Geschehnisse und seine Situation und ist doch nicht in der Lage, die richtigen Schlüsse zu ziehen und sein Unglück abzuwenden – genau wie beim Pokern: er kennt die Stärken und Schwächen seines eigenen Blattes, kann die Karten der Gegner abschätzen, und doch: ein Sieger ist nur jemand, der gerade nicht verliert.
„Jenseits der Feinde, nahe dem Meer“ ist eher ein Manuskript denn ein Buch. Bei Book on Demand erschienen, nerven gelegentlich Tippfehler; auch inhaltlich ist die Geschichte nicht ganz rund. Einzelne Episoden hingegen sind brilliant und begeistern durch ihre Detailschärfe – in Pappe eingepackte Kreditkarten, das Spiel, der Puff, das große Finale. Gürteltaschen.
Leogrande hat Stil und erzählt so schonungslos, ehrlich, messerscharf und so kraftvoll, daß es einen manchmal umhaut.
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Jörn Leogrande
ältere Geschichten von Leogrande via archive.org
(Hier ruiniert sich gerade jemand anderes in Südamerika.)