Warten ist das, was ich am allerwenigsten gut kann. Warten ist, was du von mir verlangst, worum du mich bittest.
So bleibt alles in der Schwebe, und nicht einmal das ist gewiß.
Und jetzt? Geht man jetzt einfach zum Tagesgeschäft über?
Jeder Buchstabe, den ich tippe, beeinflußt die Balance zwischen uns, weil du ihn liest. Dann wieder denke ich, daß ich mir etwas vormache, daß es dumm von mir ist, an die paar Prozent Restchance zu glauben. Alle Geschichten von Frauen, die auf Männer warten, gehen schlecht aus, das macht mir wenig Hoffnung.
Ich warte drauf, ob du in mir erlischt. Mein altes Leben paßt mir wie ein Handschuh, keine Lücke, wo du mir fehlen würdest. Nur morgens, zwischen Traum und Wachen, glaube ich oft, du würdest neben mir liegen. Ich denke, was ich immer denke, wenn ich dich sehe: was für ein schöner Mann du bist mit deinem sprödem Charme.
Warum dies hier aufschreiben? Du wirst es nicht gerne lesen, es wird dir zu viel distanzlose Nähe sein. Wir kennen uns kaum, du weißt so wenig über mich, ich kann dich so schwer einschätzen, und das Warten trägt nicht dazu bei, daß wir uns besser kennenlernen. Wahrscheinlich sinken unsere Restchancen mit jedem Buchstaben, den ich tippe und den du liest.
Warum also? Weil in mir Kräfte ziehen und zerren: all diese Schattierungen von Grau zwischen dich aufgeben und mich in dich hineinstürzen. Im Sublimieren war ich nie besonders gut. Wie schaffst du das eigentlich? Mir bleibt nur das Schreiben, um die Dinge ein wenig zu ordnen, um ein wenig Druck zu verlieren. Natürlich ist auch das eine dumme Idee: durch das Schreiben Emotionen rationalisieren und intellektualisieren zu wollen. Immerhin ist es etwas, das ich tun kann, denn warten ist schwer, aber still sitzen und warten, das ist mir unmöglich.