Ich sollte deinen Namen nennen, dich nicht mit „du“ oder „er“ bezeichnen, denn ich will dich unterscheidbar machen von all den Namenlosen, die, kaum in meinem Leben, schon wieder auf dem Absprung waren. Ich habe die Vermutung, daß du bleibst.
Soll ich dich mit M. abkürzen? Da denke ich immer an den Mann von Miagalore. Soll ich dich van G. nennen? G. heißt der Mann von Diagonale, „der Kerl“ ist Ankes Kerl, „der Typ“ ist Wondergirls Ex, „der Mann“ ist der Mann von Coolcat. Vielleicht weiß ich einen Namen für dich, wenn ich dies fertig geschrieben habe.
Gestern habe ich dir von meinem Bein erzählt. Kriegsverletzung, meinte ich, eine jener Narben, die man vom Leben davonträgt. Ich habe noch andere, unsichtbare, und ihnen gebe ich die Schuld daran, daß mir dein Werben erst einmal Angst gemacht hat. Ich bin nicht unversehrt.
Du bist es auch nicht. Manchmal fühle ich mich sehr wohl mit dir, sehr entspannt, und dann wieder unsicher, überfordert. Ich habe lange nachgedacht, warum. Mir scheint, als ob ich immer dann entspannt bin, wenn du es auch bist. Wenn du erzählst, was dich belastet, dann leide ich mit, und werde traurig, wenn ich deine Traurigkeit spüre. In mir kommt die Furcht auf, du könntest crashen, und ich, ich kann dich nicht auffangen.
Letzte Nacht, da lag ich lange wach. Plötzlich wurde mir klar, daß ich dir genau das sagen sollte: daß ich dich nicht auffangen kann, zumindest jetzt noch nicht. Ich sollte dich fragen, ob du das überhaupt von mir erwartest: wahrscheinlich nicht. Ich wünsche mir, in diese Rolle langsam hineinwachsen zu können.
Als ich mir das vorstellte, spürte ich auf einmal große Freude bei dem Gedanken, mit dir zusammen zu sein. Ich hoffe, du möchtest das auch.
(Ich würde dich Fragmentes Freund nennen.)