Weckerklingeln 06:30 Uhr, noch vor dem ersten Kaffee die gestern vorbereitete Spülmaschine angeschaltet. Wenn ich es jetzt noch schaffe, die Spülmaschine zeitnah auszuräumen, habe ich den Haushalt ziemlich im Griff.
Erstmal To-do-Listen geschrieben: die berufliche To-do-Liste für heute (Triage ist alles), meine eigene To-do-Liste (eher nach dem Lustprinzip denn nach Dringlichkeit), und die To-do’s, die meine Mutter von mir erledigt wünscht (recht kurz).
Katzenwäsche – dafür ein neues englisches Wort gelernt, „ablution“, noch unklar, ob primär die rituellen Waschungen gemeint sind, egal, Katzenwäsche gefällt mir eh besser – ich gehe gleich in den Supermarkt, für die Maske braucht es keine frisch gewaschenen Haare. Vorher fällt mir noch der Büstenkopf der elektrischen Zahnbürste ins Klo, mit Schwung wie bei einem Basketballspiel. Einen Augenblick ungläubig hingestarrt, dann Latexhandschuh an, reingefasst, rausgeholt, und – nein, nicht was Sie denken! – weggeschmissen. Neuen Bürstenkopf aus dem Schrank geholt. Vorratshaltung, Baby.
Supermarkt, mit am Vorabend vorbereiteter und nach Supermarktlayout sortierter Reihenfolge. 36 min, das kommt mir immer noch zu langsam vor, aber es ist ja kein Wettkampf. Angenehm leer um die Uhrzeit.
Zurück nach Hause, Einkäufe weggeräumt, pünktlich um 9 Uhr am Schreibtisch. Die Liste nach Dringlichkeit weggearbeitet. An zwei Themen gearbeitet, die ich beide schon ein- oder zweimal hatte, aber jeweils mindestens ein halbes Jahr her. Das frisst Ressourcen, weil es keine Buying Power und keine bestehende Geschäftsverbindung mit Dienstleistern gibt. Ein paar haben eh geschlossen. Diverse Zahlen und Statistiken erstellt, Emails geschrieben, mit meinem Chef diskutiert, mit meiner Kollegin diskutiert, Termine geplant, Kalender gepflegt. NDAs ausgetauscht.
Keine richtige Mittagspause gemacht und kein Mittagessen gekocht, sondern aus der Hand in den Mund. Zwei Butterbrezeln über den Tag, an meinen Vater gedacht, der das auch sehr gerne gemocht hat. Schokolade und Karotten-Zitrus-Ingwersaft. Zwischendurch zwei- oder dreimal mein Arbeitszimmer aufgeräumt, hier mal zehn Minuten, da mal fünf. Erstaunlich, was für Ergebnisse das erzielt. Keine externen Calls oder Meetings gehabt, das hilft sehr, endlich mal was weggearbeitet zu bekommen. Der Druck im Job war in den letzten Tagen hoch und lässt langsam nach, hoffentlich hält es, aber ich glaube, da ist Druck im System. und irgendwann wird es knallen. Ich bin nur Zuschauerin. Ein Kanarienvogel.
Mit Novemberregen telefoniert. Bisschen die Rose auf dem Balon angeschaut, an den Blüten gerochen, weich und prall und überbordend. Sommerreifen ins Auto meiner Mutter geräumt, morgen Reifenwechsel.
Mit meiner Mutter spazieren gegangen. Der Himmel ist aufgeklart, ein reines Blau, ein großer und fast runder Mond ist zu sehen. Die Bürgersteige im Dorf sind nahezu hochgeklappt. Wir finden es gut, laufen raus, sehen einen Storch und später, als die Mücken uns umschwirren, jede Menge tieffliegender Schwalben. Wir reden über dies und das, die Arbeit, eine mögliche Deflation, Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Meine Mutter würde gerne wegfahren, ich möchte vor allem meine Ruhe. Ob wir den Virus schon gehabt haben, ich war im Januar ziemlich krank, eigentlich aber viel zu früh. Der rote Mohn am Wegesrand geht langsam auf, ein ploppendes Rot vor sattem Grün. Wonnemonat Mai.
Francine ruft mich an, sie hatte keinen so guten Tag, am Schluss müssen wir aber doch lachen.
Ich schreibe diesen Text, und jetzt bin ich noch verabredet, virtuell natürlich. Sie entschuldigen mich.