Urlaubstage, die nicht mit Reisen oder Feiertagen verbunden sind, nehmen stets einen seltsamen Charakter an, nämlich einen werktäglichen, wie zwei Speisen, die zu nah und zu lange unverpackt nebeneinander im Kühlschrank liegen.
Ich mache an solchen Tagen, ohne es so recht zu wollen, das, was irgendwie liegengeblieben ist: Überweisungen, Ablage, ein Bild aufhängen, Wäsche waschen, Backup des Computers, Bett beziehen, ein Geburtstagsgeschenk organisieren, einen Beistelltisch für den Balkon kaufen, die Treppe wischen. Ganz nett ist es, ohne allzugroßen Zeitdruck und nicht erst kurz vor Ladenschluss durch den Supermarkt zu schlendern.
Nehmen wir an, ich arbeite etwa 50 Stunden die Woche. Die Arbeit findet aber nicht einfach so statt, es braucht eine Art von Wartung, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Die Wartung bezieht sich auf einen rund laufenden Haushalt, der Arbeit ermöglicht, indem er mich sauber, satt, warm und bekleidet hält. Dazuhin braucht der Körper Schlaf und ein bisschen Erholung, um die Arbeitskraft zu regenerieren, vorzugsweise in einer aufgeräumten Wohnung und mit einem gut gefüllten Kühlschrank.
Aus einem bestimmten Blickwinkel scheint es mir, als würde fast die gesamte Lebenszeit für Arbeit & Aufrechterhaltung der Arbeitskraft draufgehen. Die Zeit „nur für mich“ kommen mir wie Krümel vor. Oder erlebe ich diese Zeit einfach nicht bewusst genug?
Jedenfalls. Den Urlaub auch dazu genutzt, ein weiteres Thema anzugehen, nämlich einen möglichen Autokauf. Das Auto brauche ich, um zur Arbeit zu kommen (so diese im Büro stattfindet), um meinen Status auf der Arbeit zu festigen und ein kleines bisschen auch: nur für mich.
Der erste Autoverkäufer hat das Renteneintrittsalter deutlich überschritten, lässt mich im Eingangsbereich warten, und wirkt insgesamt leicht depressiv. Die Probefahrt ist interessant, das Auto fährt spritzig, die Ausstattung und die Sicherheitssysteme finde ich allerdings etwas karg. Der Autoverkäufer bittet mich anschließend zu sich ins Büro, beide mit Maske natürlich, aber ohne Spuckschutz. Jede Fläche in seinem kleinen Büro ist mit Papieren übersäht, keine Ordnung erkennbar. Er benutzt einen Wochenkalender gespickt mit gelben Post-Its, darauf die personenbezogenen Daten der Kaufinteressenten. Der Computer sieht eingestaubt aus, die Tastatur klebrig. Email läge ihm nicht so, sagt er. Neben einem Osterhasen und mehreren Schoko-Ostereiern liegt ein großer Schokoweihnachtsmann. Es ist alles aus der Zeit gefallen, und wirkt wie eine kurze Szene aus einem großen Roman, deren Hauptfigur nicht ich bin.
Der zweite Autoverkäufer macht es geschickter, erwartet mich im Eingangsbereich, gut gelaunt und jovial. Das Auto ist luxuriöser, besser ausgestattet, mit einer Menge fürsorglicher Sicherheitssysteme, aber ohne die Spritzigkeit des ersten Wagens. Ein bisschen zu groß, eigentlich, aber sehr akkurat bei niedrigen Geschwindigkeiten, und bei hohen ruhig wie Segelboot bei glatter See. Der zweite Autoverkäufer hat kein eigenes Büro, sondern einen Schreibtisch in einer Ecke der Verkaufshalle, er bietet mir einen Kaffee an, den ich aus COVID-19-Gründen natürlich ablehne. Der Spuckschutz aus Sperrholz und Klarsichtfolie bricht das Corporate Design der Verkaufshalle auf beinahe erfrischende Art. Der Autoverkäufer und ich plaudern ein wenig, er druckt mir ein Angebot aus, das war’s, und ich sage danke und werde ein bisschen nachdenken.
So richtig scharf darauf, mir ein Auto zu verkaufen, war keiner von beiden. Ist das die derzeit angesagte Verkaufsstrategie, oder haben sie einfach gewartet, bis der Termin vorbei ist und sie wieder Zeit haben für anderes, oder sich selbst?
Aktuell finde ich es gerade „nett“, erst kurz vor Toreschluss einkaufen zu gehen: Wenige Leute, kein Gedränge – aber auch zT leere Regale.
Alles hat Vor- und Nachteile.
Was den Autokauf angeht: Vielleicht mal in die Lage der Verkäufer versetzen?!?
Manche Dinge funktionieren nicht wirklich mit „Spuckschutz“ etc.
Was ich damit meine, lasse ich mal offen…
Autos sind wie Handtaschen, keine Kompromisse bzgl. Aussehen, Bequemlichkeit und Funktionalität, und fürs Geschäft auch mit dem richtigen Statement zu verbinden…. Das Desinteresse scheint man Autoverkäufern in der Ausbildung einzuimpfen. Ich habe im Norden, Westen, Südosten und in der Hauptstadt der Republik Autohändler zweier Automarken aufgesucht, und dabei nur in 50% der Fälle überhaupt einen Verkäufer sprechen dürfen- sie waren entweder zu Öffnungszeiten gar nicht anwesend oder saßen kundenlos in der Ecke-. In weiteren 30% wurde mir ein Angebot zuzusenden versprochen, es kam aber nie an. In zwei Fällen wollte man mir die genau vorgetragenen Wünsche nicht in ein Angebot ummünzen und jubelte mir weitere, für mich unnütze Zusatzausstattung unter: kinderlos ist klickfix-vorbereitung wie Entertainment im Fonds sinnlos, kostet aber, der andere hatte einen anderen Motor. Schlussendlich wurde das Auto online gekauft, coronakonform und ohne bevormundende. Verkäufer. Aufwendig selbst eingegeben lohnt bei sofortigen 20% Abschlag auf den Listenpreis.
Hallo, meine Autosuche bzw. Kauf lag vor Corona, trotzdem stellte ich häufig Desinteresse und Arroganz der Verkäufer fest. Zum Glück fuhr ich zwischenzeitlich einen Leihwagen, dessen Marke ich niemals Betracht gezogen hätte, der wurde es dann. Vielleicht hinderten mich auch meine Erinnerungen, dass ein neues Auto immer etwas Besonderes war. Das gute Kaufgefühl blieb selbst beim finalen Kaufabschluss leider aus. Das war eine Katastrophe. Viel Erfolg!