Wo bin ich?

Ich bin hier.

250 Tage, das ist nicht unbedingt ein guter Grund für eine Rückschau, aber ein günstiger Anlaß, denn Positionsbestimmungen tun mir immer gut. Gleichzeitig ist es gar nicht so einfach, diese Position zu bestimmen; zu vieles ist ständig im Fluß und läßt sich nur unzureichend beurteilen.
Auf zwei Themen möchte ich mich konzentrieren: auf den Sex und auf den Schwermut.
Sex ist ja nun etwas, das in meinem Leben eher nicht passiert. Nun ergab es sich kürzlich aber, daß ich eine Antwort auf die Frage erhielt, wie es sich zu zweit in meinem Bett liegt: es liegt sich gut. Wir haben viel gelacht, es war sehr einfach. Es hat wenig verändert, zu dem wenigen zählt jedoch, daß ich mir meiner guten Seiten wieder sicherer bin. Es braucht jemand, der sie zum Vorschein bringt, aber sie sind da.
Ich möchte gerne mehr davon, mehr hedonistischen Sex. Hedonistische Arrangements tun nicht weh. Es tut weh, sich zu verknallen, und man weiß vorher nicht, ob das passieren wird, es überkommt einen ja tatsächlich wie ein Knall. Ich sehe da eine gewisse Schwierigkeit, dieselbe Schwierigkeit, die mich auch im Umgang mit dem zweiten Thema belastet. Ich möchte vermeiden, schwermütig zu sein, genauso wie ich vermeiden möchte, mich zu verknallen. Beides sind Gefühle, unkontrollierbar und irrational. Sie zu vermeiden ist nur möglich, wenn man sich dem Leben verschließt.
Ich möchte leben, jetzt, hier, in vollen Zügen. Ich möchte nicht mehr warten, es nicht mehr auf eine Zukunft verschieben, die dann so doch nicht eintritt. Es wird zerbrechliche, papierene Tage geben, und starke, schöne, intensive. „Paß auf Dich auf!“, rate ich mir selbst und denke gleichzeitig: „ach, bitte keine Ratschläge.“

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