Sorgen.

Ungewollt angespanntes Telefongespräch mit meinen Eltern. Meine Eltern machen sich Sorgen, sie können nicht anders, das gehört wohl zum Elternsein dazu. Sie machen sich Sorgen, daß ich beruflich scheitern könnte. Sie machen sich Sorgen, daß ich keinen Partner finde. Sie machen sich Sorgen, weil ich so füllig bin. Sie machen sich Sorgen, weil ich mich nicht gut mit meiner Schwester verstehe. Dahinter steckt nicht der Wunsch, eine perfekte Tochter zu haben. Dahinter steckt der Wunsch, daß es mir möglichst gut gehen soll in diesem Leben. Sie wollen nicht, daß ich leide. Sie wissen, wie hart es in dieser Welt sein kann, wenn man partnerlos, dick, arbeitslos, schwesternlos ist.
Zwei Dinge passieren mit mir, wenn meine Eltern mir Fragen stellen, aus denen ihre Sorge spricht. Zum einen: ich werde sehr wütend, diese Art von Wut, die man spürt, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Es fühlt sich an, als würden sie mir unterstellen, ich wäre gescheitert. Seht ihr nicht, möchte ich schreien, was ich alles richtig gemacht habe? Seht ihr nicht, was ich für eine gute Tochter bin?
Zum anderen werde ich sehr, sehr traurig. Die Kehle schnürt sich mir zu und ich muß jämmerlich weinen. Ich leide nicht an meinen Makeln. Ich leide, weil es mir so weh tut, meine Eltern besorgt zu sehen, leidend zu sehen, der Grund dafür: ich. Und nichts, was ich tue, wird daran etwas ändern, es würde nur die eine Sorge durch eine andere ersetzten.

Ich werde ihnen heute einen Brief schreiben, ihnen erzählen, wie das für mich ist. Ihnen sagen, daß ich es so schade finde, weil es unsere gemeinsame Zeit beschwerlich macht. Viel ändern wird das nicht. Wir können alle nicht aus unserer Haut.

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