nachts um drei, wenn der Geist schutzlos und nackt ist.

Um drei klingelt es. Es ist nicht der Wecker.
Drei Uhr tut weh, körperlich und real, nicht im übertragenen Sinn. Meine Brust zieht sich zusammen, mein Herz klopft wie wild.
Es klingelt, es ist nicht der Wecker, aber was ist es? Ich spinge auf, laufe durch die dunkle Wohnung. Das Klingeln hört auf, natürlich, wie könnte es auch anders sein. Ich lege mich wieder hin, der Nacken verkrampft, einen sauren Geschmack im Mund, mein Magen knurrt.
Ich gehe in meinem Geist anderswohin, wo ich den Schlaf vermute, und finde nur dunkle Gedanken. Dann klingelt es wieder. Ich stehe auf, was ist es? Rauchmelder?
Es ist das Telefon. Ich gehe ran und höre nur ein Freizeichen mit Rauschen und Knistern. Ich lege auf, es klingelt wieder, ich gehe dran, Freizeichen. Dieses Spiel spielen wir schlaftrunken eineViertelstunde lang. Dann ziehe ich den Stecker und suche eine Erklärung. Ich vermute, daß die Störung mit dem Haustelefon der Frau im ersten Stock zusammenhängt. Sie telefoniert gerne intern mit ihrer gebrechlichen Mutter im Erdgeschoß. Mein schnurloses Telefon scheint auf einer ähnlichen Frequenz zu arbeiten, denn kürzlich konnte ich ihr Gespräch auf meinem Telefon mithören.
Wieder im Bett, mein Geist schutzlos und nackt, grüble ich: ist meinem Vater etwas passiert? Oder Ruth? Fran würde sicherlich ihren Freund anrufen, wenn irgendetwas wäre, meine Mutter meine Mobilnummer.
Ich finde lange keinen Schlaf, die Muskeln in meinem Nacken ganz verspannt, weil sie einen so schweren Kopf tragen müssen.

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