11. November 2020

Vormittags in hoher Taktung gearbeitet, unter anderem die Frage geklärt, ob eine Transaktion ausgeführt wird, wenn da an der einen Stelle was anderes steht als sonst immer (wahrscheinlich ja). Videokonferenz mit einem Kollegen außerhalb Deutschlands, für den ich gerade eine Tabelle mit einhundert Spalten ausfüllen muss. Also eigentlich nicht für ihn, wir haben im Gespräch versucht herauszufinden für wen eigentlich. Das sind die Anforderungen ist so eine wiederkehrende Antwort, oder eben für Audit. Mich bisschen echauffiert, weil die Tabelle zum tricksen verführt: die Zahl der Spalten ist vorgegeben, aber wieviele Zeilen ich aufnehme, ist meine Entscheidung. Bizarr. Und vor lauter Tabelle ausfüllen wird überhaupt nicht mehr an der Sache gearbeitet, man verwaltet und dokumentiert nur noch. Habe ihm angekündigt, dass die Evaluation für einige meiner Zeilen leider unsatisfactory sein wird. Längeres Klagen meinerseits, dass die Aufgaben immer mehr und immer komplexer werden, ich aber weder mehr Zeit noch mehr Mitarbeiter bekomme. Mangel an Fusstruppen ist ohnehin so ein Thema. Mir selbst zugehört, wie ich immer weinerlicher wurde, und dann damit aufgehört. Bis Freitag werde ich liefern.

Zwischendurch kam mein Lunch, beim Vietamesen bestellt, Bun und Papayasalat und Sommerrollen und Sate, sehr lecker, leider nur ein paar Minuten Zeit gehabt, dann der nächste Call, Reste nun in meinem Kühlschrank.

Im Call hat mich dann meine, hm, Kontaktperson im Detail in Kenntnis gesetzt, wie es dazu kam, dass der europäische CEO gestern zurückgetreten ist (Spoiler: nicht freiwillig). Erfahren, wer alles angezählt ist, und wer demnächst aufsteigt. Trotz allem nicht verstanden, was der große Plan ist. Vielleicht gibt es auch keinen. Fühlt sich alles sehr Game of Thrones an, und im Hintergrund läuft the Rains of Castamere. Die letzten Staffeln haben dann ja nicht mehr so viel Sinn gemacht, aber noch sind wir in der Mitte.

Ein paar mehr Gespräche geführt. Mich selbst gespürt, vor allem dort, wo ich noch wachsen muss, wo es noch nicht reicht. Eine Mitarbeiterin, die sehr gut ist, sollte mehr Aufmerksamkeit von mir bekommen. Und ein anderer Mitarbeiter, der ziemlich schlecht ist, sollte auch mehr Aufmerksamkeit von mir bekommen, mehr Führung, mehr Kontrolle, dafür müsste ich aber mehr im Thema sein, es würde mich noch mehr Zeit kosten. Es ist nie genug. Immer wieder diese Sehnsucht danach, dass jemand kommt und mir genau sagt, wie ich es machen soll. Aber das ist natürlich Blödsinn, so jemand gibt es nicht. Es gibt viele andere, die mir eine Idee geben können, ein Gefühl für die Organisation, die ein Vorbild sein können. Aber in den Details, in den kleinen und oft auch in den großen Entscheidungen bin ich allein.

Was tun mit der Zeit, die uns bleibt?

Eine große Frage.

Kontakttagebuch: weniger als zehn Leute im Büro, alle mit Maske. Der Geschäftsführer und ich ohne Maske, aber mit Abstand. Meine Mutter.

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