27/31

Heute frei gehabt (und das Büro hat auch nur einmal angerufen). Mich mit einer Kollegin/Freundin getroffen, die einen sehr großen Redebedarf hatte. Wir sind ins nächstbeste Café gegangen, ich habe nach einer Stunde das erste Mal einen Schluck von meinem Tee genommen, so intensiv war das. Es ging viel um ihre Kindheit und Jugend im Kommunismus, was jetzt viel spröder klingt, als es war. Ich mag sie sehr gerne, sie ist ein bisschen schneller als ich, was die Geschwindigkeit und die Intensität dieser Freundschaft angeht. Vielleicht ist sie auch ein bisschen einsam, auf jeden Fall fühlt sie sich im Büro etwas isoliert.

Anschließend hat sie mir ihr London gezeigt, wir sind durch Geschäfte gestreift und natürlich im Buchladen hängen geblieben. Einander die Lieblingsbücher zeigen, miteinander über Bücher sprechen, das ist wirklich wunderschön. Sie hat mir einige Geschenke mitgebracht und auch beim gemeinsamen Shoppen ein paar Kleinigkeiten gekauft. Besonders gerührt war ich aber, weil sie die ganze Zeit die Tasche mit den Einkäufen für mich getragen hat.

Heute Abend habe ich mal nichts vor. Chinesisch bestellt und mich dann noch einmal aufgerafft und durch die Stadt zu Boots gelaufen. Ich bin noch nicht so weit wie Kassandra, einfach so durch die Stadt zu streifen, ich brauche noch ein Ziel, auch wenn es ein bisschen an den Haaren herbei gezogen ist. Die Stadt ist voll und birst vor Leben. Einige sehr schöne Gruppenkostüme gesehen (Halloween). Bei anderen bin ich mir unsicher, ob das jetzt Verkleidung ist oder nicht. An der Liverpool Street Station vorbeigekommen. Dieser Ort hat mir einmal sehr viel bedeutet, ich habe davon viele Fotos, ich glaube sogar noch analog. Kann sein, dass das jetzt 20 Jahre her ist, und so ganz bekomme ich es nicht mehr zusammen, warum es mir einmal so wichtig war. Warum ist der, die ich einmal war, wichtig war.

Die Liverpool Street Station ist nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung habe. Die Stadt im Großen und Ganzen schon. Es gibt wie überall mehr Obdachlose, und mehr Essenslieferanten auf Fahrrädern. Der Autoverkehr ist, meine ich, weniger geworden.

Noch eine nachgetragene Beobachtung: ich wohne in einem Haus, vielleicht sogar in einem Straßenzug, nur mit möblierten Apartments. Im Erdgeschoss ist ein kleiner Corner Store, in dem ich jetzt schon vier oder fünf mal etwas gekauft habe. Dabei fallen mir oft leicht bekleidete Menschen auf, also in Shorts und Flip Flops. Etwas überrascht hat mich dann aber doch die Frau, die nur ein Badetuch umgeschlagen hatte. Man muss, um den Laden zu betreten, immerhin kurz auf die Straße, im Winter. Dachte immer, so etwas gäbe es nur in Amerika.

Statistik:
Laune: 8/10
Fitness: 7/10
Druck: 7/10
Schlaf: 6/10

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