“Ihr harmoniert so gut miteinander!”, sagt Ruth.
Sie meint mich und einen jungen Mann, den ich hier Reisebegleitung nennen werde. Reisebegleitung ist ungefähr in meinem Alter, studiert aber immer noch. Irgendwas geistes- oder sozialwissenschaftliches mit Anglistik. Wir kennen uns über die gemeinsame Begeisterung für The Cure, man kann mit ihm wundervoll darüber diskutieren, ob beim Bootleg Hertogenbosch 1984 die Tapemaschine zu schnell lief oder ob The Cure seinerzeit einfach dynamischer waren.
Er wohnt in der Nähe von Frankfurt a.M., wir sehen uns ein paar Mal im Jahr, in der Regel wegen irgendwas, das mit The Cure zu tun hat.
Zwischen uns läuft nix. Da sprüht kein Funke.
„Warte mal noch drei Jahre“, meint Ruth. Er würde wirklich gut zu mir passen, sei halt noch a bisserl jung. „Er lacht über deine Witze“, sagt sie, „wie oft findet man das schon!“.
Er ist aber nicht an mir interessiert, merke ich an.
„Oh, das würde ich so nicht sagen“, kommentiert sie. „Er mag dich sehr.“
„Jetzt mal nur, weil mich deine Erklärung interessiert. Ich gebe dir recht, wir harmonieren und wir mögen einander. Wieso ist er nicht verliebt in mich?“, frage ich Ruth.
„Oh, ich würde nicht sagen, daß er nicht verliebt in dich ist“, meint sie. „Er weiß es vielleicht selbst noch nicht. Außerdem ist er ein bisschen unbeholfen, was flirten angeht.
Und du, liebe Fragmente…ich meine, du bist sehr freundlich zu ihm…aber irgendwie hältst du ihn auf Distanz. Auf Armeslänge von dir weg. Das spürt er bestimmt.“
Oh, dachte ich, oh weh. Das mag durchaus ein Grund dafür sein, wieso die möglichen Partner immer an mir vorbeiziehen.