Du liegst in meinem Bett und liest mir vor. Die Sonne scheint. Meine Wange ruht auf deiner Schulter, bewegt sich auf und ab an deinen Atemzügen entlang. Ich spüre die Textur deines burgunderroten T-Shirts und die Vibration deiner dunklen Stimme.
Du hörst auf zu lesen, schaust mich an, wagemutig. „Es ist doch klar, warum wir hier sind“, sagst du, und dann packst du aus. Du legst meine Hand auf deinen Schwanz, der kurz, aber dick ist. Wie immer bin ich überrascht: wie seidig die Haut ist, und darunter hart – nicht wie Stein, sondern wie Weide, Birke, Bambus. Du hast viele dicke Adern, aber es fühlt sich gut an, wirklich gut. Ich fühle mich glücklich, unbeschwert, unschuldig.
Während wir dort liegen, meine Wange auf deiner Schulter, meine Hand um deinen Schwanz, schmilzt meine Kleidung, wird langsam transparent und löst sich auf. Auch ich schmelze, werde kleiner; Vogelknochen, federleicht. Deine Hände an meinem Brustkorb, setzte ich ein Bein über dich und dann… kommt dieses Gefühl, das sich kaum beschreiben läßt. Man kennt es, oder eben nicht. Zutiefst angenehm, obwohl es eigentlich zu groß ist und dehnt, was eng ist. Zutiefst angenehm, weil es an einer Stelle berührt, von der ich zuvor nicht wußte, wie sehr sie nach Berührung verlangt hat. Wie ein Kratzen an einer Stelle, an die man selbst nicht rankommt, wie Wasser auf einer ausgedörrten Kehle, wie Zucker auf der Zunge.
Später bin ich ganz geborgen – Kissen unter mir, du über mir, und glücklich, glücklich.
Es ist Sonntag morgen, 7.26 Uhr. Die Sonne scheint. Ein Tag, der mit einem solchen Traum beginnt, kann nur gut werden, auch wenn sich so wenig davon in die Realität retten läßt.
Was wäre das Süße ohne das Bittere.