Ich trage die Haare offen. Ein wenig aus kindlichem Trotz – ich stelle mir vor, wie ich meinem kleinen Chef, der mich gestern geärgert hat, auf die Unterlagen haare; wie er später ein Haar im Salat findet und zieht und zieht und zieht, einen halben Meter lang. Der Gedanke heitert mich auf.
Als sie erkannt hatte, dass sie intellektuell alles erreicht hatte, was ihr möglich war, wandte sie sich ganz ihrem Körper zu heißt es in einem Buch – oder war es ein Blog? Ein schöner Satz, der sich hämisch denken läßt, wenn man den öffentlichen Raum mit einer überschminkten Frau teilen muß, von der man sich wünschte, sie würde ihren liplinerumrandeten Mund geschlossen halten. Aber auch eine gute Frage – wann wird es bei mir so weit sein? Und was mache ich dann aus diesem Körper?
Die Mutter meines Nachhilfeschülers hatte während Ceaușescu in einem Hotel am schwarzen Meer gearbeitet. Dort gab es abends nichts zu tun, nichts zu unternehmen, erzählte sie, im Fernsehen lief auch nichts, da habe sie ihre Zeit ganz darauf verwendet, sich zu pflegen.
Heute lasse ich mich gehen. Kein festgezurrter, funktionaler Dutt, kein aufgeräumter Pferdeschwanz. Ich fange den Wind ein in meinen Haaren.