Übellaunig. Wegen eines kaputten Fensterhebers und daraus resultierendem halboffenen Autofensters muss ich in die Werkstatt, und zwar sofort, Montag morgens, kein prokrastinieren möglich. Es würde mehr Spaß machen, 250 Euro einfach so auf dem Balkon zu verbrennen, und ich hätte nicht so früh aufstehen müssen; aber so sitze ich einem fünfzigjährigen Automechaniker gegenüber, der mit glazialer Geschwindigkeit Daten von meinem Fahrzeugschein in den Computer tippt.
Mit der Tram zur Arbeit. An einer Haltestelle steigt Crush ein. Ich bin verblüfft, und schaue lange hin, um die Unterschiede zu finden: er ist genauso groß, die Haare struppig und wild, die Attitüde missmutig – so ein versiffter Student eben. Es ist mir unverständlich, warum ich ausgerechnet darauf anspringe, aber ich tue es. Er ist fülliger, die Augenbrauen gerader, aber erst an den Winkeln seines Gesichtes erkenne ich, dass es nicht der originale Crush ist, sondern jemand, der dieselbe Essenz teilt. Ich wünschte, es gäbe einen Props-Daumen, einen Like-Button, einen Fave-Stern.
Manchmal fürchte ich mich davor, an meinem letzten Tag vor Gott zu stehen, der mit den Augen rollt und mich fragt, warum ich ihn nicht gefunden habe. Der, der für mich bestimmt ist, und ich für ihn. Warum ich ihn nicht gefunden habe, trotz diesem eingebauten Magnet, warum ich Gelegenheiten habe verstreichen lassen, verpasst habe. Und wie der arme Mann, weil er mich nicht gefunden hat, sich quälen musste mit Frauen, die nicht mit ihm schlafen wollten, die ihn genervt haben oder gelangweilt.
Aber womöglich gibt es keinen Gott, und wir sind nur flüssigkeitsgefüllte Fleischsäcke beherrscht von Hirnströmen, die zuckend verlöschen, wenn wir dieses Leben aufgebraucht haben.