ich bin Victor Clemente

Ich wache auf und habe Halsschmerzen. Gegen Mittag besorgt mir ein Kollege aus der Apotheke dieses Mittel. Meine Nase beginnt zu laufen. In der Nacht schlafe ich schlecht und wache alle zwei Stunden auf. Am Morgen ist das Halsweh weg, dafür fühle ich mich müde und groggy. Leider habe ich sehr, sehr viel zu tun und kann nicht zu Hause bleiben. Am Nachmittag wird mir seltsam heiß und kalt, Gänsehaut und schwitzen. Ich gehe nach Hause und suche mein Thermometer. Ich durchwühle drei Kisten, verteile den Inhalt auf dem Flur, lasse alles liegen, bin kraftlos. Das Thermometer ist in der ersten Kiste, ich hatte es übersehen. 38,8°C. Ich koche mir ein paar Nudeln und lege mich hin. Ich kann nicht schlafen, es ist zu heiß. Mein Körper hinterläßt einen Abdruck von Schweiß auf der Matratze. Ich frage mich, wie wohl meine Sauerstoffsättigung ist. Ich bin Viktor Clemente. Ich diagnostiziere mich selbst.
Wenn jetzt der Notarzt kommen muß. Und die ganze Unordnung im Flur. Wie bin ich überhaupt angezogen. Wem könnte ich meinen Wohnungsschlüssel geben. Wer würde mir ein paar frische Unterhosen ins Krankenhaus bringen.
Ich sehe mich selbst im Flur liegen. Die Sanitäter können nicht ins Haus, die Haustür unten ist abgeschlossen. Ich kann nicht vier Stockwerke nach unten gehen. Ich kann einfach nicht.
Der Weg zum Bad ist eine Meile lang, ich gehe ihn barfuß in der Geröllwüste, einen Berg hinauf.
Der Husten schmerzt in meinem Brustkorb. Ich stehe auf und hole mir schweren Schrittes Tee aus der Küche, ich mache kein Licht an. Am Herd brennt ein Lämpchen. Ich habe die Herdplatte angelassen.

Es wäre falsch zu sagen, daß es mir am nächsten Morgen besser gegangen wäre. Aber Dr. Clemente hat mich verlassen.

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