Meine Mutter schneidet mir die Haare. Sie findet meine Frisur doof, „du siehst aus wie siebzehn“, sagt sie. „Was ist daran schlimm?“, frage ich, und erkläre, daß es sich um eine Nicht-Frisur handelt, ein Statement, die Haare lang und glatt, erwähne, daß ich hin und wieder dafür Komplimente bekomme. Meine Mutter zieht die Augenbraue hoch.
Wir einigen uns, daß wenigstens die ausgefransten Spitzen zu einer geraden Kante geschnitten werden könnten. Mit einer Papierschere steht sie hinter meinem Rücken im Bad; wir besprechen, wieviel sie abschneiden soll. Dann gibt es kein Zurück, und ich habe Angst, Angst, wie beim Zahnarzt oder vor einer Operation und finde mich selbst ein wenig doof.
Zehn Sekunden später ist meine Mutter fertig. Es ist wunderschön geworden, ganz gerade und ordentlich, nicht zu viel, nicht zu wenig.
Das Verhältnis zu meinen Eltern ist sehr viel besser geworden. Wir alle haben hart daran gearbeitet.
Als sie wieder fahren, bleibe ich dennoch mit einem komisches Gefühl zurück: als wäre ich noch nicht erwachsen genug.
Das also ist meine Aufgabe.