Der Juni war sehr schön. Bin bisschen überrascht, dass der Monat schon vorbei ist. Er könnte sich ruhig noch einmal wiederholen, mit seinem hellen Licht und den weißen Nächten.
Glücklich gerade. Nicht immer, aber häufig, und wenn, dann mit einer Intensität, als würde es aus mir herausdrücken wie Knete aus einem Kinderspielzeug. Ich sitze auf dem Balkon, oder im Auto, oder in einem Lokal, oder am Badesee, und es ist ein perfekter Moment. Banal auch, ja, banal und bieder, der Wind weht, der Himmel ist blau, und dieses weiße Licht. In der Ferne singt ein Rasenmäher.
“Ich habe alles, was ich je wollte“, denke ich dann, und das stimmt natürlich nicht, aber ich denke es trotzdem, und das ist es ja, was zählt. Es kommt aus einem Teil von mir, der sehr gelitten hat, vor einer Dekade oder so, und sich nichts schöneres vorstellen konnte als auf dem Balkon zu sitzen, dem Oleander beim Blühen zusehen zu können und keine Sorgen zu haben.
Ich habe auch etwas mehr Zeit, jetzt, wo ich keine Karriere mehr mache.
Das Glücksgefühl hat immer auch einen leicht metallischen Geschmack, eine Schärfe oder vielleicht auch eine Würze. Es ist ein Glück in einer sehr instabilen Welt. Die Nachrichten kommen mir oft dystopisch vor. Ukrainekrieg, Energiekrise, Klimawandel, Inflation, Roe v. Wade, Boris Johnson, Jeffrey Epstein, und alle haben Covid, bis auf Epstein, der ist tot.
Neulich mit SGMaus über unsere Jugend geredet, wir sind gleich alt. Als ich Abiturientin war, hatte ich das Gefühl, dass die Welt immer besser wird. Jetzt wird sie immer schlechter. Oder liegt es an meinem Blick auf die Welt, dass ich die Dinge klarer sehe?
SGMaus erinnert an die Kohl-Jahre, jene bleierne Zeit. Ich spüre fast eine Nostalgie, dann aber doch nicht: ich wünsche sie mir nicht zurück.