08/30

Überrascht gewesen, wie dunkel es um 18 Uhr bereit ist. Schwärzeste Nacht.

Ansonsten einkaufen gewesen. Paket konnte ich noch nicht vom Paketshop abholen, weil keinen Ausweis dabei. Bisschen TikTok, sonst keine Übrigzeit. Ich habe zwar noch etwas mehr als eine Stunde, bis ich schlafen muss, ich bezweifle, dass da noch etwas interessantes passieren wird.

Heute morgen das Wordle, das Waffle, und NYT Connections verloren.

07/30

Sehr vieles nicht gemacht heute. Nicht im Supermarkt gewesen, noch nicht einmal einen Einkaufszettel geschrieben. Ich hoffe, die Milch reicht morgen früh noch für einen Milchkaffee. Nicht das Paket abgeholt vom Paketshop. Keine neue Handyhülle bestellt, nicht aufgeräumt. Den Schrank durchzusehen und die Sommerklamotten weg- und die Winterklamotten einzuräumen, daran ist nicht einmal zu denken. Natürlich nicht beim Ghibli Pop up-Store gewesen. Auch keines der 21 To-do’s auf meinem Whiteboard in Angriff genommen.

In der Arbeit war es ähnlich, aber ich blogge ja im November nicht über die Arbeit, sondern nur über die Übrigzeit. Freizeit. Überlegt, im Dezember nur über die nichtgemachten Sachen zu schreiben; den Gedanken aber wieder verworfen wegen zu deprimierend.

Heute jemandem zugehört, das war wichtig, glaube ich.

Schon komisch, dieses Leben, also: meines. Kurze Momente des Scheiterns, gelegentlich ein heller Schein von etwas, das gelingt, vor einem Canvas aus aus Mittelmäßigkeit und Alltäglichkeiten.

Gut geschlafen habe ich, das zählt auf jeden Fall.

06/30

Um 04:30 Uhr aufgewacht wegen Schmerzen, bis zum Weckerklingeln um 06:30 Uhr gedöst. 12 Stunden im Büro gewesen, nein, weniger, aber mein Gehirn ist jetzt zu müde, das noch auszurechnen. Gerade ein Knäckebrot mit Schinken im Stehen gegessen. Gleich gehe ich ins Bett, vielleicht schaue ich mir noch die TikTok-Sammlung von Crocodylus an, die Ina in einem Kommentar erwähnt hat, den ich sofort freigeben werde.

05/30

Heute ist nichts passiert.

Life admin gemacht. In stressigen Zeiten neige ich dazu, Zeugs in Plastikkisten zu sammeln. Das hilft, die Ablageflächen frei zu halten. Jetzt war es mal an der Zeit, diese ganzen Nester von Sachen aufzulösen und die Dinge wieder ihrem Ort zuzuführen.

Gedanken sortiert, Termine notiert, To-do’s strukturiert, Papiere geordnet, Rechnungen bezahlt. Der Rest des Jahres wird rasen, ein so unverplantes Wochenende wie dieses wird es für mich erst einmal nicht mehr geben.

Zwischendurch in der Mediathek eine Folge der für mich entspannensten Serie überhaupt geschaut: Zwischen Spessart und Karwendel. Zu meiner Überraschung dort ein mir von TikTok bekanntest Gesicht gesehen, nämlich Teresa Reichl (ich verlinke mal auf ihren YouTube Kanal, weiß gar nicht, ob man auch TikToks überhaupt Links setzen kann). Kleine Welt – oder große Welt, je nach dem, wie man es sieht.

Gleich nehme ich noch ein Fußbad und schaue dabei die fluffigste Highschool-Romanze, die Netflix im Programm hat. Und dann beginnt eine neue Woche. Noch sieben Wochen bis Weihnachten, und acht Wochen bis 2024.

Viertausend Wochen hätte so ein Leben im Durchschnitt, meint Oliver Burkeman.

04/30

Ein schöner Tag war das. Gegen halb acht aufgewacht, aber bis um zehn im Bett geblieben. Im Internet rumgesurft, TikTok, ein neues kleines Spiel auf dem iPad angefangen, Musik gehört. Zwischendurch ein bisschen geputzt und aufgeräumt, das hilft immer auch sehr meiner inneren Ordnung und ist mir heute gar nicht schwer gefallen.

Am Nachmittag einen Spaziergang mit meiner Mutter durch die Weinberge gemacht. Mich sehr gefreut über die herbstlichen Farben, manche Reben tragen richtig dunkelrotes Laub. Leichtes Nieseln, ein echter Novemberregentag, aber nicht sonderlich kalt. Jahreszeitlich angemessen. Den langen Weg zurück genommen, ich fahre ja grundsätzlich recht gerne Auto, und so ganz ohne Zeitdruck, wenn es was zu gucken gibt, gefällt es mir besonders gut. Es entwickeln sich dann auch besonders gute Gespräche, finde ich, wenn man sich so treiben lässt, über dies und das spricht.

Zuhause setzte sofort Gemütlichkeit ein, ich möchte bei diesem Wetter gerne Tee trinken, kuschelige Socken tragen und ein Buch lesen. Vielleicht sogar eine Kerze anzünden.

Hätte ruhig noch länger sein können, dieser Tag.

03/30

Meine Übrigzeit hat sich heute ein hektisch angefühlt. Morgens noch ein bisschen aufgeräumt, spät dran gewesen. Abends im Stau gestanden wegen einer wütenden Demonstration. Versucht, die Demo zu umfahren, stattdessen im Bahnhofsviertel im Stau gestanden. Vorne Demo, Polizei, Blaulicht; links wurden Drogen gedealt, rechts wurden Drogen konsumiert, an der Straßenlaterne eine Dirne, und hinten wurde gehupt.

Dann Lesezirkel, wir haben „Oben Erde, unten Himmel“ besprochen. Mir hat die Sprache sehr gefallen, der Schauplatz des modernen und dennoch alltäglichen Tokio, die genau gezeichneten Figuren. Das Sujet war nicht so meines, ich mag meine Bücher fluffiger.

Müde. Ich freue mich auf den Schlaf, das Ausschlafen, und werde morgen auf jeden Fall länger liegen bleiben.

02/30

Gestern war es spät geworden, ich hatte mir daher den Wecker für heute früh auf 07:30 Uhr gestellt. Um 07:09 Uhr weckte mich der SMS-Ton, um 07:16 Uhr öffnete ich meine Augen und nahm den Text zur Kenntnis. Die zauberhafte Sarah bat mich äußerst höflich, ob ich mal nach ihrem Handy schauen könnte, sie könne es nicht finden. Ich erinnerte mich, dass wir irgendwann vom Wohnzimmer in die Küche umgezogen waren, wie man das eben so macht, wenn es ein wirklich schöner Abend ist. Sarah räumte den Tisch ab, ich half dabei. Später wollte ich noch ihr Handy holen, wegen WLAN zum Bloggen, konnte es aber im Wohnzimmer nicht mehr finden.

Ich hatte es nämlich zu dem Buch und meinem Block in einen Beutel gesteckt und mit nach Hause genommen.

Ich war dann sehr schnell wach und angezogen, sehr zerknirscht und um 07:34 Uhr auf dem Weg zum Treffpunkt mit Sarah, die sich auch sehr gerne „in der Mitte“ getroffen hätte. Das war aber meiner Ansicht nach keine Situation, bei der man sich in der Mitte treffen sollte, zumal die zauberhafte Sarah ein Leben führt, das (i) zeitlich ziemlich auf Kante genäht ist, und (ii) in dem auf ein Smartphone nicht wirklich verzichtet werden kann (die SMS, falls sich wer fragt, kam übrigens von ihrem iPad).

Es hat sehr geregnet, es war dickster Berufsverkehr, mit Baustellen und Stau und Unfall und Rettungsgasse, das hat sich alles auf gute Art nach Buße tun angefühlt für den sehr stressigen Morgen, den die arme Sarah auf der Suche nach ihrem Handy hatte, weit bevor ich überhaupt aufgewacht war. Die Übergabe war dann sehr schön und sehr kurz, Sarah hat sich sehr gefreut, als ich um 08.47 Uhr (und damit 2 min später als angekündigt) am Treffpunkt eintraf, ein Strahlen ging über ihr Gesicht, und sie hat mich fest an ihr Herz gedrückt. Schön war das.

Durch den Stau wieder zurück, den 10-Uhr-Call etwas nach hinten geschoben, alles etwas eng, aber wir bloggen im November ja nicht mehr über die Arbeit.

Den Rest der Übrigzeit mit Lesen für den anderen Lesezirkel verbracht, es ist etwas unglücklich, dass die beiden meistens kurz nacheinander stattfinden. Außerdem abends bei meiner Mutter vorbeigeschaut und ein langes und gutes Gespräch geführt.

Vieles nicht gemacht: Wohnung weiterhin sehr unaufgeräumt (immerhin die Wäsche abgenommen), nicht geputzt, nicht eingekauft, nicht beim Bürgeramt gewesen wegen neuem Pass, und eigentlich sollte ich auch mal zum Arzt gehen wegen einer Entzündung.

Manche Dinge werden ja auch von alleine wieder besser.

01/30 – Übrigzeit

Frau Novemberregen hat sich gewünscht, dass ich auch den ganzen November über jeden Tag blogge, und zwar ausschließlich über die Übrigzeit, also das, was nach der Arbeit und dem Schlafen noch übrig bleibt. Freizeit ist da mit drin. Der November ist ja ihr Monat, da kann ich gar nicht anders, als ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

Mein Abend heute ist sehr schön, denn ich bin bei der zauberhaften Sarah zu Gast. Sie hat Crêpes gemacht mit herzhaftem und süßem Belag zum selber aussuchen, das ist immer ganz köstlich. Gemeinsam haben wir dann per Videocall am Lesezirkel teilgenommen. Besprochen wurde „Alle Zeit“ von Teresa Bücker. Ich habe dort viele schöne Worte gelernt: Eigenzeit, Alleinzeit, Übrigzeit, Obligationszeit, Zeitsouveränität, Zeitkonfetti.

Die Zeit beschäftigt mich ja schon immer sehr, so als Konzept. Wir messen die Zeit physikalisch, zum Beispiel durch den vorrückenden Zeiger einer Uhr oder das Zerfallen der Atome in der Atomuhr. Es gibt, glaube ich, auch ein Protein, das im 24-Stunden-Rhythmus zerfällt, oder leicht abweichend davon, weil es noch aus einer Zeit stammt, bevor ein Meteorit auf der Erde einschlug, die Erdumlaufbahn veränderte und so die aktuelle Tageslänge schuf, die wir irgendwann in 24 Stunden eingeteilt haben.

Neben der physikalischen Zeit gibt es auch die gefühlte Zeit, und sie kann manchmal unendlich lang sein, zum Beispiel wenn der Zug nicht kommt oder die Toilette nicht frei wird oder der Schwarm nicht anruft. Sie kann auch vergehen wie im Flug, zum Beispiel mit Sgmaus auf einer Parkbank, oder einfach gänzlich ausgesetzt sein, wie bei einem Konzert von The Cure oder bei einem Kuss.

Gerade ist sie mir zu kurz, ich würde noch gerne länger bei Sarah bleiben, es kommt mir oft so vor, als hätten wir gerade erst angefangen zu reden, wenn wir schon wieder aufbrechen müssen. Aber ich muss nach Hause, sie muss ins Bett, wir müssen beide morgen aufstehen und arbeiten. Obligationszeit.

Die Zeit beherrscht uns, aber manchmal müssen wir sie auch selbst beherrschen und Zeit machen in diesem kurzen, wunderbaren Leben für das, was uns wirklich wixhtig ist.

31/31

Heute im Home Office gewesen, und sehr viel Wäsche gewaschen. Meiner Mitarbeiterin mehr Aufgaben übertragen, das hat uns beiden viel Spaß gemacht. Sie ist bereit dafür.

31/31, einen ganzen Monat jeden Tag gebloggt. Immer wieder hilfreich für mich, eine Routine aufzubauen, die Hürden zu senken, auch technisch. In London Blogbeiträge per Sprachfunktion diktiert, das geht auch.

Nicht an allen Tagen etwas zu sagen gehabt, aber an manchen mehr, als ich gedacht hätte.

Weiß Frau Novemberregen jetzt, was ich den ganzen Tag so mache? Mit dieser Frage fing es nämlich vor einem Monat an. Gerade eben habe ich noch mit ihr gesprochen, da sagte sie zu mir: „dein Fokus liegt auf der Arbeit“, sie hat das zärtlich gesagt, und hat natürlich Recht. Kann man hier nachlesen, wie viel ich über die Arbeit geschrieben habe.

Bisschen über David Bowie nachgedacht.

Mek schreibt über das Tagebuchbloggen: Das gute am täglichen Schreiben ist ja, das Geschehene auf ein kleines Podest zu stellen und es zu betrachten. Ich kann das nachvollziehen, aber es spricht nicht so richtig mit mir. Bei mir ist es so, dass ich nicht gerne schreibe, aber ich liebe es, geschrieben zu haben. Das hier liest sowieso so gut wie niemand, aber ich lese gerne noch einmal nach, was vor ein paar Jahren so los war, und finde manches blöd, vieles trivial, und das eine oder andere sehr wahr.

(Der Oktober ist übrigens der längste Monat des Jahres (wegen Zeitumstellung).)

Statistik:
Laune: 7/10
Fitness: 7/10
Druck: 7/10
Schlaf: 7/10

30/31

Das Büro hat meine Abwesenheit an einigen Stellen sehr gut verkraftet, an anderen nicht so. Eine Mitarbeiterin, die an mich berichtet, macht ihre Sache wirklich sehr gut, ihr werde ich noch etwas mehr Aufgaben übergeben. An anderer, unvorhergesehener Stelle ist etwas explodiert und muss vom Geschäftsführer und mir aufgeräumt werden. Es gehen einem die Themen nie aus.

Davon abgesehen ein angenehmer, um nicht zu sagen schöner Tag: es schwappte noch der eine oder andere wertschätzende Call aus London herüber. Die Leute hier haben sich auch gefreut, dass ich wieder da bin. Niemand erwartet, dass ich heute irgendetwas fertig mache, alle gehen davon aus, dass ich erst einmal meine Emails sichten muss. Bin ganz froh, dass ich gestern nicht gearbeitet habe. Muss ich mir merken, dass die Geschwindigkeit doch zumindest ein Stück weit immer auch von mir bestimmt wird.

Gerne und ausführlich mit den Leuten abgehangen, es hat immer so etwas von meiner Gang, die 11b an irgendeinem obskuren beruflichen Gymnasium, man sitzt zusammen auf dem Schulhof und redet über Musik, Essen oder das Kernbankensystem, alles mit der gleichen Intensität. Im Hip Hop nennt man sowas eine Posse, glaube ich. Gerade auf Wikipedia nachgeschlagen, Posse steht für „Posse comitatus“ wer hätte das gedacht. There must be a lawful reason for a posse, which can never be used for lawlessness. Passt.

Morgen wird das Gefühl ein anderes sein, aber heute, heute ist es richtig gut.

Statistik:
Laune: 9/10
Fitness: 7/10
Druck: 6/10
Schlaf: 7/10