Heute

Heute ist der Geburtstag meines Vaters. Der dritte Geburtstag ohne ihn. Ich hätte fast erwartet, dass ich seinen Geburtstag vergessen würde. Dass es ein ganz normaler Tag sein würde, so wie jeder andere, und ein paar Tage später hätte ich mich vielleicht erinnert: da war doch was. Letzte Woche war das. Wow, drei Jahre schon.

Heute war ein schöner Tag. Ein schöner Sonnenaufgang und fast keine Wolken, der Frühling recht weit fortgeschritten mit gelb blühenden Forsythien und einem zunehmenden Schleier von Grün auf den Büschen an der Autobahn. Ich habe viel gemacht heute, mit London telefoniert, Westminster bedauert, Policies und Reporting Lines besprochen, eine Menge Fragen beantwortet, eine Menge Emails beantwortet, die syrische Praktikantin betreut, zum Mittagessen mal ein ganz neues Gericht gegegessen, bei der Post ein Einwurfeinschreiben mit Rückschein aufgegeben, einen sehr luxuriösen Ebook-Reader gekauft, Dokumente in den Nahen Osten verschickt, ein Memorandum mit dem Geschäftsführer besprochen und in seinem Büro auf den neuen Turm der EZB geblickt, in dessen Fassade sich in gelb und orange der Sonnenuntergang vor einem zartblauen Himmel spiegelte. Ein Flugzeug flog vorbei. Das hätte ihm auch gut gefallen, dachte ich.

Heimfahrt zur blauen Stunde, zu der diese Stadt immer am schönsten ist, finde ich. Wenn es noch nicht ganz dunkel ist, aber die Türme schon ihr Lichterkleid tragen. Die Reifen haften gut auf dem trockenen Asphalt. Gitarrenmusik aus den Lautsprechern. Das hätte ihm auch gut gefallen.

Es ist ein Segen, dass ich nicht dazu neige, allzu sehr zurückzublicken, und mich zu fragen, was hätte sein können. Und dann tue ich es doch, einen kurzen Moment lang, eine rauhe Stelle, an der ich für einen Augenblick hängen bleibe. Der Moment vergeht.

Es ist schön, denke ich, dass ich mich gar nicht *nicht* an ihn erinnern könnte. An einem Tag wie heute ist die Erinnerung an ihn in allem: den Forsythien, dem Himmel, den Flugzeugen und in der Musik. Das macht wohl die Liebe. Das gefällt ihm sicher sehr.