(ohne Titel)

Ich stehe an der Kasse, nehme beiläufig aus den Augenwinkeln einen Mann wahr, der sich hinter mir anstellt. Er seufzt tief, das ist so einer, dem alles zu viel ist, das Einkaufen, das Leben, und jetzt auch noch so eine lange Schlange. Seine Atemwolke trifft mich wie eine kompakte Masse in meinem Nacken, die Haare hochgesteckt. Mich schaudert.

Ich sitze am Schreibtisch, er steht hinter mir. Ich blättere in Dokumenten, er versucht zu erklären und deutet dabei auf bestimmte Textteile. Dabei berühren seine großen Hände ein paar Mal die meinen, aus Versehen. Sie fühlen sich kalt an und glatt, auf eine angenehme, marmorne Weise. Ich schaudere.

Berührungen, die bleiben, und doch unterschiedlicher nicht sein könnten.

(ohne Titel)

„Eine Art, es zu betrachten, ist, dass Sie sterben in der Welt. Eine andere ist, dass nicht nur Sie in der Welt sterben, sondern auch all jene Welten, die in Ihnen geboren wurden, als Sie geboren wurden, in Ihnen sterben, wenn Sie sterben“, meint mein Coach, und Buddha lächelt uns an.

Krümel

Diese Momente, erzähle ich, in denen alles ganz großartig ist, das Leben wunderbar, die Krispheit der Tage, Wind auf der Haut, das tock tock tock der Schritte. Wie mich dann eine große Freude ergreift, am Leben zu sein, eine Lebenslust, eine Lust am Leben, aber auch eine Nachdenklichkeit – keine Angst vor dem Tod, nein. Wenn man tot ist, dann ist man tot. Aber wie es wohl ist, wenn man weiß, dass sich diese Momente dem Ende zuneigen? Wenn man in die Tüte schaut und es sind nur noch ein paar Krümel drin?

„Wenn du dir alte Menschen anschaust“, meint er, „dann wirst du sehen, dass sie meist erledigt haben, was ihnen wichtig war, und das macht es einfach für sie, Abschied zu nehmen.“

„Inbox Zero?“, scherze ich, und nicke dann, weil ich verstehe: ich bin noch nicht fertig.