12/30

Ruhiger, gemütlicher, entspannter Sonntag zuhause. Einiges an Life Admin gemacht: diverse Terminplanungen, große Drogeriebestellung, kleine Apothekenbestellung. Der zauberhaften Sarah ein paar Filme empfohlen, von Novemberregen zum Konzert eingeladen worden (leider Terminkonflikt).

Genügend Zeit gefunden, um im Internet rum- und meinen Gedanken nachzuhängen, Musik zu hören und neue Songs zu entdecken.

Abends sehr schönen, langen Videocall mit Ninette, über ihre Master- und meine Doktorarbeit gesprochen. Von ihr die Phrase „psychisch intakt“ gelernt als etwas, das man nach einer Abschlussarbeit in der Regel nicht mehr ist (can confirm). Mich zu Mittelaltermärkten beraten lassen und ob man dort Männer aufreissen kann, ihr vom Ghibli-Pop-Up-Store erzählt (ich war noch nicht dort), Geschichten über London ausgetauscht und (wenig überraschend) festgestellt, dass wir beide early at the airport girlies sind. Verwundert festgestellt, dass es gar nicht sie war, die mir Manacled empfohlen hat – aber wer dann? Begeistert den Plot angeteasert, von ihr ebenfalls eine Buchempfehlung erhalten.

Guter Tag. Bin gerade sehr zufrieden mit allem.

11/30

Einen Freund und Kollegen aus London, der gerade zu Besuch ist, ins Auto eingeladen und erst einmal in den Taunus gefahren. Sein Lächeln wurde immer größer, und meins auch: die Farben! Die Blätter! Ich mag ja auch gerne, wie es mit jedem Kilometer immer ländlicher, leerer, stiller, größer wird, die Straßen holpriger, die Häuser ein bisschen weniger saniert, alles viel weniger geleckt und gentrifiziert.

Irgendwann angehalten, ein bisschen gelaufen, auf eine Bank gesetzt und das Panorama genossen. Ein sehr langes Gespräch darüber geführt, was uns antreibt, vielleicht zu sehr treibt; warum es so schwierig ist, langsamer zu werden, weniger zu tun, obwohl es doch kaum einen Unterschied machen würde. David Bowie erklärt.

Der Freund arbeitet noch viel, viel mehr als ich, und ist doppelt so lange dabei. Wie sein Partner das so mitmacht, frage ich ihn. Sie hätten eine Vereinbarung, nicht über die Arbeit zu sprechen, antwortet er.

Schade, denke ich, ich hatte fast gehofft, das könnte die Lösung sein, also: den Blick und die Gedanken und das Herz auf etwas anderes zu lenken als die Arbeit, einen Mann zum Beispiel, verliebt sein, besessen sein, süchtig sein – nein, das will ich ja alles nicht mehr. Kein Prinz wird kommen.

Weitergefahren zum Mittelaltermarkt, sehr positiv überrascht gewesen, auch von den attraktiven Männern im Mittelalteraufzug. Angucken will ich schon noch, und spüren, dass ich nicht tot bin innendrin.

Zurück in die Stadt und noch einen kleinen Touristenrundgang gemacht, über die Brücke und am Fluss entlang, mit Blick auf die Bankentürme und das Eurozeichen. Ein harter Kontrast, und alles sehr voll, aber das Licht ist gnädig, blau und ein zartes orange.

Abends noch lange mit Kassandra telefoniert, das war wirklich sehr schön. Vielleicht bloggt sie ja wieder.

Solide Grundentspannung gerade in mir drin. Ich freue mich auf morgen. Ich habe keine Pläne.

10/30

Essen gewesen mit Besuch aus London und ein paar Managern.

Darüber nachgedacht, wie wir manchmal bestimmte Strategien und Verhaltensweisen, die uns durch eine schwierigen Lebensphase gerettet haben, auch dann nicht loslassen können, wenn diese Episode unseres Leben vorbei ist. Und welche Strategie ich noch mitschleppe, obwohl sie mir nicht mehr hilft. Welchen Preis es von mir erforden würde, sie loszulassen. Dass ich meinen Blick auf etwas anderes lenken, etwas neues in mein Leben lassen müsste, um weniger von dem zu tun, was mir nichts mehr nützt.

Nächste Woche wieder wir-nennen-es-Coaching-nicht-Therapie. Über die Dinge nachgedacht, über die ich dort nicht spreche. Weil sie gänzlich falsch sind, oder zu nah an der Wahrheit.

09/30

Mein Chef in London hat neulich erzählt, dass er, wenn ihn alle so richtig nerven und er seine Stimmung heben will, ein Glas Champagner in der zu einer Bar umgewandelten ehemaligen Wertpapierbörse trinkt und sich anschließend die Schuhe polieren lässt.

Ich hingegen fahre durch die Waschanlage. Das ist mein Happy Place.

Jedenfalls, ich war heute in der Waschanlage und habe – das wird vielleicht Novemberregen interessieren – zum ersten Mal das Kundenmagazin der Waschanlage ausgehändigt bekommen. An dieser Stelle wollte ich ursprünglich einen Witz einfügen, was die Daseinsberechtigung dieses kleinen Blogs angeht, wenn selbst eine Autowaschanlage ein eigenes Magazin hat (!!!), aber dann habe ich gesehen, dass die Auflage des Magazins 150.000 Exemplare beträgt. Nicht nur das, die Waschanlage (besser: die Kette der Waschanlagen) hat sogar ein Blog. Sie bezeichnen sich selbst aber als „der Blog“, dabei wissen wir doch alle, dass es „das Blog“ heißt, wegen Weblog/Logbuch/Log. Und komm mir keine/r mit dem Duden!

Jedenfalls hat sich die Zeit heute leicht und weit angefühlt, obwohl es weder mehr Zeit gab, noch irgendetwas leichter war als sonst. Vielleicht, weil ich gestern früh ins Bett gegangen bin?

So ist das ja häufig mit dem Leben: man denkt, man hat es raus, hat verstanden, welchen Gesetzmäßigkeiten die Dinge unterworfen sind, und dann wird schlichtweg neu gewürfelt. Es kommt ein neuer Tag aus diesem unendlichen Würfelbecher heraus, der das Potential hat, und völlig zu überraschen – in die eine wie in die andere Richtung.

08/30

Überrascht gewesen, wie dunkel es um 18 Uhr bereit ist. Schwärzeste Nacht.

Ansonsten einkaufen gewesen. Paket konnte ich noch nicht vom Paketshop abholen, weil keinen Ausweis dabei. Bisschen TikTok, sonst keine Übrigzeit. Ich habe zwar noch etwas mehr als eine Stunde, bis ich schlafen muss, ich bezweifle, dass da noch etwas interessantes passieren wird.

Heute morgen das Wordle, das Waffle, und NYT Connections verloren.

07/30

Sehr vieles nicht gemacht heute. Nicht im Supermarkt gewesen, noch nicht einmal einen Einkaufszettel geschrieben. Ich hoffe, die Milch reicht morgen früh noch für einen Milchkaffee. Nicht das Paket abgeholt vom Paketshop. Keine neue Handyhülle bestellt, nicht aufgeräumt. Den Schrank durchzusehen und die Sommerklamotten weg- und die Winterklamotten einzuräumen, daran ist nicht einmal zu denken. Natürlich nicht beim Ghibli Pop up-Store gewesen. Auch keines der 21 To-do’s auf meinem Whiteboard in Angriff genommen.

In der Arbeit war es ähnlich, aber ich blogge ja im November nicht über die Arbeit, sondern nur über die Übrigzeit. Freizeit. Überlegt, im Dezember nur über die nichtgemachten Sachen zu schreiben; den Gedanken aber wieder verworfen wegen zu deprimierend.

Heute jemandem zugehört, das war wichtig, glaube ich.

Schon komisch, dieses Leben, also: meines. Kurze Momente des Scheiterns, gelegentlich ein heller Schein von etwas, das gelingt, vor einem Canvas aus aus Mittelmäßigkeit und Alltäglichkeiten.

Gut geschlafen habe ich, das zählt auf jeden Fall.

06/30

Um 04:30 Uhr aufgewacht wegen Schmerzen, bis zum Weckerklingeln um 06:30 Uhr gedöst. 12 Stunden im Büro gewesen, nein, weniger, aber mein Gehirn ist jetzt zu müde, das noch auszurechnen. Gerade ein Knäckebrot mit Schinken im Stehen gegessen. Gleich gehe ich ins Bett, vielleicht schaue ich mir noch die TikTok-Sammlung von Crocodylus an, die Ina in einem Kommentar erwähnt hat, den ich sofort freigeben werde.

05/30

Heute ist nichts passiert.

Life admin gemacht. In stressigen Zeiten neige ich dazu, Zeugs in Plastikkisten zu sammeln. Das hilft, die Ablageflächen frei zu halten. Jetzt war es mal an der Zeit, diese ganzen Nester von Sachen aufzulösen und die Dinge wieder ihrem Ort zuzuführen.

Gedanken sortiert, Termine notiert, To-do’s strukturiert, Papiere geordnet, Rechnungen bezahlt. Der Rest des Jahres wird rasen, ein so unverplantes Wochenende wie dieses wird es für mich erst einmal nicht mehr geben.

Zwischendurch in der Mediathek eine Folge der für mich entspannensten Serie überhaupt geschaut: Zwischen Spessart und Karwendel. Zu meiner Überraschung dort ein mir von TikTok bekanntest Gesicht gesehen, nämlich Teresa Reichl (ich verlinke mal auf ihren YouTube Kanal, weiß gar nicht, ob man auch TikToks überhaupt Links setzen kann). Kleine Welt – oder große Welt, je nach dem, wie man es sieht.

Gleich nehme ich noch ein Fußbad und schaue dabei die fluffigste Highschool-Romanze, die Netflix im Programm hat. Und dann beginnt eine neue Woche. Noch sieben Wochen bis Weihnachten, und acht Wochen bis 2024.

Viertausend Wochen hätte so ein Leben im Durchschnitt, meint Oliver Burkeman.

04/30

Ein schöner Tag war das. Gegen halb acht aufgewacht, aber bis um zehn im Bett geblieben. Im Internet rumgesurft, TikTok, ein neues kleines Spiel auf dem iPad angefangen, Musik gehört. Zwischendurch ein bisschen geputzt und aufgeräumt, das hilft immer auch sehr meiner inneren Ordnung und ist mir heute gar nicht schwer gefallen.

Am Nachmittag einen Spaziergang mit meiner Mutter durch die Weinberge gemacht. Mich sehr gefreut über die herbstlichen Farben, manche Reben tragen richtig dunkelrotes Laub. Leichtes Nieseln, ein echter Novemberregentag, aber nicht sonderlich kalt. Jahreszeitlich angemessen. Den langen Weg zurück genommen, ich fahre ja grundsätzlich recht gerne Auto, und so ganz ohne Zeitdruck, wenn es was zu gucken gibt, gefällt es mir besonders gut. Es entwickeln sich dann auch besonders gute Gespräche, finde ich, wenn man sich so treiben lässt, über dies und das spricht.

Zuhause setzte sofort Gemütlichkeit ein, ich möchte bei diesem Wetter gerne Tee trinken, kuschelige Socken tragen und ein Buch lesen. Vielleicht sogar eine Kerze anzünden.

Hätte ruhig noch länger sein können, dieser Tag.

03/30

Meine Übrigzeit hat sich heute ein hektisch angefühlt. Morgens noch ein bisschen aufgeräumt, spät dran gewesen. Abends im Stau gestanden wegen einer wütenden Demonstration. Versucht, die Demo zu umfahren, stattdessen im Bahnhofsviertel im Stau gestanden. Vorne Demo, Polizei, Blaulicht; links wurden Drogen gedealt, rechts wurden Drogen konsumiert, an der Straßenlaterne eine Dirne, und hinten wurde gehupt.

Dann Lesezirkel, wir haben „Oben Erde, unten Himmel“ besprochen. Mir hat die Sprache sehr gefallen, der Schauplatz des modernen und dennoch alltäglichen Tokio, die genau gezeichneten Figuren. Das Sujet war nicht so meines, ich mag meine Bücher fluffiger.

Müde. Ich freue mich auf den Schlaf, das Ausschlafen, und werde morgen auf jeden Fall länger liegen bleiben.