Blond

Der ziemlich scharfe Typ, der kürzlich bei mir auf der Arbeit war und ein sehr kompliziertes Gerät erklärt hat. Seinen Namen zieren zwei Buchstaben. Er hatte Charme, er hatte ein Leuchten, mir war zum seufzten.
Das einzige, was mich dann doch ein wenig… nunja. Auf der unteren Hälfte seiner weinroten Krawatte befanden sich eine ganze Menge blonder Haare, und ich verfluche mein Gehirn, das beim Anblick dieser Haare sofort Assoziationsketten geformt hat.
Blonde Haare. Frauenhaare.
Ein Frauenkopf an seinem Bauch.
Unter welchen Umständen würde eine Frau ihren Kopf ausgerechnet dorthin legen? Sofa? Auto?
Auto. Und ein wenig wie von einer Perücke sehen die Haare ja auch aus.

Um die Ecke von meiner Arbeitsstelle ist übrigens ein großer, überregional bekannter und von der Polizei geduldeter Straßenstrich.

mein liebster Spam.

Die sakral-poetische Version:

Dear Friend,

Greetings to you in the name of our heavenly God. This mail might come to you as a surprise and the temptation to ignore it as unserious could come into your mind; but please, consider it a divine wish and accept it with a deep sense of humility. My name is Zita Harris.

Die porno-poetische Version (Stilmittel: Wortwiederholung, Lieblingsausdruck „unser kleiner Seeelefant“):

Dicke Weiber wollen es hart besorgt bekommen!!
Sie lässt sich geil lecken und feucht f**. Dann ist sie schon so geil, daß sie anfängt geil zu schwitzen und sie weiß wirklich, wie man mit dem Mund arbeitet.
Dann legt sich aber unser kleiner Seeelefant auf den Rücken und lässt sich ordentlich durch****
Fettpolster so weit du gucken kannst. Da hast du mehr zum anfassen, als du dir
je erträumt hast.

Frau F. fährt nach Duisburg

ost

Trotz Stadtplan war die Anfahrt irgendwie suboptimal. Umso schöner dann die Gesellschaft: nachzulesen beim Flußkiesel, beim Prospero, beim Küper, und bei Ludger, der übrigens wunderschöne Bilder mit 3D-Grafikprogrammen macht, die mir als Science-Fiction-Fan natürlich besonders gut gefallen.
Ansonsten habe ich einen Text probegelesen, was ganz gut geklappt hat. Den zweiten Text konnte ich leider aus Zeit- und Aufmerksamkeitsgründen nicht mehr lesen, so daß ich dafür noch ein Testpublikum bräuchte… Mit dem Text, den ich in Hannover gelesen habe, hätte ich dann dreie beisammen.

heute!

Klitzekleines Bloggertreffen in Duisburg. Wir sind wohl zu fünft und haben noch Platz, gerne auch für Nichtblogger.
Ich lese vielleicht was, so zur Probe. Bei den 712 Beiträgen aus den letzten 928 Tagen sind auch zwei oder drei dabei, die nicht depressiv, sondern sogar ein wenig heiter sind.

gegenüber.

Es gibt nichts zu erzählen. Mir geht’s gut und meine Laune ist super. Vielleicht, so denke ich in stillen Momenten, muß das alles so sein. Komisch, diese Wellen. Mal oben, mal unten.
Jedenfalls gibt es nichts zu erzählen (allenfalls von meinem Zahn, aber das interessiert ja niemanden – du bist jetzt eben in dem Alter, in dem die Zahnprobleme anfangen, sagt meine Freundin Ruth, fünf Jahre älter.) Deshalb möchte ich von meinem Nachbarn erzählen. Ich habe viele interessante Nachbarn, und in den heißen Tagen des Sommers wars auf dem Hof spannender als in der Lindenstraße. Dieser Nachbar allerdings macht eher optisch auf sich aufmerksam. Er wohnt in der Wohnung auf der anderen Straßenseite, mir gegenüber. Wenn ich die Balkontür öffne – und das ist in der Regel das erste, was ich nach den Aufstehen oder nach dem Heimkommen tue – dann fällt mein Blick automatisch in die Richtung seines Wohnzimmerfensters. Mein Nachbar hat einen großen Fernseher. Einen sehr großen Fernseher, so daß ich – obwohl uns eine nicht unbeträchtliche Distanz in Metern trennt – in der Regel sagen kann, welches Fernsehprogramm er im Moment anschaut. Mein Nachbar fasziniert mich vor allem dadurch, daß sein Fernseher immer läuft. Egal, wann ich aufstehe, egal, wann ich nach Hause komme, auch nachts um drei – drüben läuft der Fernseher. In einer lauen Nacht stand ich einmal auf dem Balkon und mein Blick fiel auf seinen Fernseher. Der gesamte riesige Bildschirm wurde ausgefüllt von einem… äh… Schwanz. Seitdem trägt mein Nachbar den Namen Pornguy . Einmal, ein einziges Mal, habe ich ihn auf seinem Balkon gesehen. Der Winter war sehr lang gewesen; es waren die ersten richtig warmen Tage. Pornguy sonnte sich mit Sonnenbrille und nacktem Oberkörper. Pornguy ist ungefähr so alt wie ich, vielleicht ein wenig älter. Sein Oberkörper ist schlacksig, dünn – und das überrascht vielleicht nicht – etwas käsig.
Versehen mit diesen Hintergrundinformationen treibt mich seit langem eine Frage um: was arbeitet Pornguy? Arbeitet er überhaupt?
Meine Frage wurde vor etwa einer Woche beantwortet, und zwar mit einem Job, den ein Schriftsteller Pornguy nicht geben würde, weil es zu konstruiert wirken würde. (Kürzlich hat mich jemand gefragt, ob ich eine bestimmte Geschichte aus diesem Blog erfunden hätte. Nein. Ich erfinde hier gar nichts. Es ist alles wirklich so passiert. Mich interessiert allein die Wirklichkeit.) Also: vor Pornguys Haus hielt ein Leichenwagen. Pornguy (schwarze Hose, weißes Hemd) stieg ein. Da er erstens ziemlich mit dem Fahrer herumgealbert hat und zweitens jetzt regelmäßig von diesem Bestattungsfahrzeug abgeholt wird, nehme ich stark an, daß es nicht um eine persönliche Angelegenheit, sondern um etwas berufliches geht. Pornguy ist Leichenwagenfahrer/ Leichenwäscher/ Arbeiter im Bestattungswesen/ Sargträger.

Manchmal frage ich mich, ob Pornguy ein Blog hat. Wäre möglich. Ich hoffe, daß ich nicht darin vorkomme. Wenn ja – was gäbe es über mich zu erzählen? Ich laufe oft unzureichend bekleidet durch meine Wohnung (ich hoffe, er hat kein Photoblog). Auch ich schaue viel fern (gestern fiel mir zum Beispiel auf, daß ein bestimmter Fernsehbeitrag für ein Magazin recycled wurde). Manchmal stehen auf meinem Couchtisch Teller und Gläser von zwei oder drei Tagen, aber das kann er, glaube ich, nicht sehen. Eigentlich bin ich nicht besonders interessant. Und selbst wenn ich es wäre, es bleibt wohl dem Auge verborgen, so wie mir das Leben von Pornguys doch im Grunde genommen verborgen bleibt.