(ohne Titel)

Wir gingen in den Park, um uns die Zeit vor dem Spiel zu vertreiben. Die Industriebrache, zugewuchert und verwunschen, von einer Backsteinmauer vom Park abgetrennt, faszinierte uns sehr. An einer Stelle hatte der Sturm einen alten Baum gefällt, der auf die Backsteinmauer gefallen und eine Lücke gerissen hatte. Trotz meiner feinen Riemchenschuhe mit Absatz war meine Neugier größer. Er reichte mir immer wieder seine Hand, ließ mir Zeit, während ich über den Baumstamm und Bruchstücke der Mauer kletterte, an Brombeerranken vorbei. Wir schlenderten über eine große Betonfläche, durch die erste Gräser brachen, links und rechts verfallene Baracken. Wir waren allein, bis auf ein Eichhörnchen. Allein auf der Welt, magisch, verwunschen, geheimnisvoll, es wäre nicht unmöglich gewesen, die Zeit anzuhalten.
Auf dem Rückweg half er mir, über den beinahe hüfthohen Baumstamm zu klettern. Er zog mich hoch, und als ich auf dem Baumstamm stand, wußte ich nicht mehr, wie ich runterkommen soll. „Komm“, sagte er, und ich ließ mich in seine Arme fallen, seine Hand so fest um meine Taille, daß es beinahe weh tat.
Dies war der beste Moment, ein Moment voller Erotik, und in dieser Erotik alles, wonach ich mich in einem Mann sehne.

Dann verflog der Zauber. Mit jedem Schritt kehrte zurück, was uns trennt: der Lebensstil, die Prioritäten, die Vorstellung von Partnerschaft, seine Unsicherheit, meine Zweifel, ein gemeinsames Fehlen von lodernden Flammen. Wir legten uns aufs Bett und schauten das Spiel. Die Nationalelf verlor das Finale, und wir uns.

(ohne Titel)

Ich sollte deinen Namen nennen, dich nicht mit „du“ oder „er“ bezeichnen, denn ich will dich unterscheidbar machen von all den Namenlosen, die, kaum in meinem Leben, schon wieder auf dem Absprung waren. Ich habe die Vermutung, daß du bleibst.
Soll ich dich mit M. abkürzen? Da denke ich immer an den Mann von Miagalore. Soll ich dich van G. nennen? G. heißt der Mann von Diagonale, „der Kerl“ ist Ankes Kerl, „der Typ“ ist Wondergirls Ex, „der Mann“ ist der Mann von Coolcat. Vielleicht weiß ich einen Namen für dich, wenn ich dies fertig geschrieben habe.
Gestern habe ich dir von meinem Bein erzählt. Kriegsverletzung, meinte ich, eine jener Narben, die man vom Leben davonträgt. Ich habe noch andere, unsichtbare, und ihnen gebe ich die Schuld daran, daß mir dein Werben erst einmal Angst gemacht hat. Ich bin nicht unversehrt.
Du bist es auch nicht. Manchmal fühle ich mich sehr wohl mit dir, sehr entspannt, und dann wieder unsicher, überfordert. Ich habe lange nachgedacht, warum. Mir scheint, als ob ich immer dann entspannt bin, wenn du es auch bist. Wenn du erzählst, was dich belastet, dann leide ich mit, und werde traurig, wenn ich deine Traurigkeit spüre. In mir kommt die Furcht auf, du könntest crashen, und ich, ich kann dich nicht auffangen.

Letzte Nacht, da lag ich lange wach. Plötzlich wurde mir klar, daß ich dir genau das sagen sollte: daß ich dich nicht auffangen kann, zumindest jetzt noch nicht. Ich sollte dich fragen, ob du das überhaupt von mir erwartest: wahrscheinlich nicht. Ich wünsche mir, in diese Rolle langsam hineinwachsen zu können.
Als ich mir das vorstellte, spürte ich auf einmal große Freude bei dem Gedanken, mit dir zusammen zu sein. Ich hoffe, du möchtest das auch.

(Ich würde dich Fragmentes Freund nennen.)

on beauty

Bitchy Jones denkt über Schönheit nach: couples are of similar relative attractiveness. Most of the world works like this. Nun ordnet Bitchy Jones sich selbst als eher unscheinbar ein, während ihre beiden (!) Lover äußerst attraktiv sind. In diesem Zusammenhang beschreibt sie ein Gefühl von Verunsicherung, das ich nur allzu gut kenne. Als dieser Mann mir am Bahnsteig entgegen kam, dachte ich: oh scheiße, fragmente, das ist eine Nummer zu groß für dich. Gleichzeitig war ich geflutet von Begierde: ihn auszuziehen, meine Hände über seiner nackten Haut wandern zu lassen, ihn zu riechen, ihn zu schmecken, in ihn hineinzukriechen. Wunsch und Wirklichkeit, ein Drahtseil dazuwischen, der Wind in meinen Haaren, dann der Absturz.
Bei Bitchy geht es gut aus: I’m very lucky. And I built all my luck myself.

Gewitter.

„Wenn man einen Nagel irgendwo reinhaut und ihn dann wieder rauszieht, bleibt trotzdem ein Loch zurück.“

Der Zusammenhang zwischen Milchpreis und Lebensqualität der Milchkühe.