Kürzlich einen beruflichen Termin gehabt, der – nunja – nicht meinen Erwartungen entsprochen hat. Ich bin da karrieremäßig an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr so richtig weiter geht, zumindest nicht leicht und einfach. “Die Tür steht nicht offen“, sagt Frau N., „aber sie ist auch nicht so richtig zu“. Das fasst es eigentlich sehr gut zusammen, es flutscht nicht mehr einfach, sondern wird Mühe kosten, beschwerlich sein, und zwar nicht nur auf der Sachebene, sondern auf allen Ebenen.
Frau N. und ich sitzen im Außenbereich eines persischen Restaurants, die Luft ist zart und warm, eine Ankündigung der drückenden Sommerhitze, die kommen wird. Wir haben ein gutes Gespräch, ein sehr gutes vielleicht, Frau N. kennt mich eben gut, und wir sind uns wohl auch hier und da recht ähnlich.
Oder sind es immer nur die ähnlichen Fragen, die alle haben? Was man vom Leben will, und was man bereit ist zu zahlen?
„Man kann seine Meinung ja jederzeit ändern“, sagt Frau N., und hat natürlich Recht, zumindest im großen und ganzen. Ich kann an diesem Punkt meines Lebens auch mal was ausprobieren, anfangen und nicht fertig machen, abbrechen, die Rchtung wechseln. Es liegt nicht in meiner Natur, aber es ist eine Möglichkeit unter vielen.
Wir reden ein bisschen über Gehirnchemie, den Adrenalinrausch, den Ausnahmezustand. Wir haben beide einiges an Ausnahmezuständen erlebt, Frau N. sicherlich noch mehr als ich. Ob das so normal ist, frage ich mich manchmal, so ein ganz normales Leben war und ist es nicht, keines von beiden. Gar nicht so einfach, umzuschalten von diesen Ausnahmezuständen, von den Dreifachbelastungen, von den mit Bindfaden und Klebeband zusammengehaltenen Provisorien hin zu einem Leben mit Gartencenter und Hollywoodschaukeln und Autowaschanlagen.
Wir reden über unsere Pläne, und mir fällt erstaunlich viel ein. Sprachunterricht und Reisen und Konzerte und Motorbootfahren und Karaoke und so einiges mehr. Ich werde ruhiger und der Schmerz wird weniger, diese kleine bis mittelgroße narzistische Kränkung, keine Einserschülerin zu sein in den Augen von jemand, dessen Meinung für mich zählt.
Frau N. tippt schnell und der Tisch vibriert ein bisschen.
Wer weiß, was noch alles in diesem Leben steckt. Es scheint doch immer für eine Überraschung gut zu sein.