die Sache mit dem Haus

Ein Haus. Klein, damit man es mit Holz beheizen kann. Mit einem Obsthain. Apfelbäume, die Stämme bemoost. Kirschen und Zwetschgen. Ein großer Bauerngarten. Sanfte, grüne Hügel. Ein kleines Wäldchen.

Dort werde ich leben. Ein Hund wird mir Gefährte sein, ähnlich dem, der mir gestorben ist. Ein Mann wäre gut. Zum Holzhacken und auch, damit ich ihn wärmen kann. Die halbwilden Katzen kommen und gehen, wie es ihnen gefällt.
Ich weiß noch nicht, wo das Haus steht, das auf mich wartet. Vielleicht in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Oder im Osten Europas, wo die Preise niedrig sind. Womöglich dort, wo ich einmal gearbeitet haben werde: Pennsylvanien, Vermont, Kanada. Ich weiß nicht, was mich binden wird, in wessen Nähe ich sein möchte. Meine Arbeit wird es dann nicht mehr sein. Ich werde ein wenig Geld haben – verdient oder ererbt; ein Patent entwickelt. Ich werde Kartoffeln anbauen und damit meine Schweine füttern. Ich werde weinen, wenn sie geschlachtet werden und ihr Fleisch mit Ehrfurcht essen. Ich werde mit der Sonne aufstehen, die Tiere versorgen -Enten oder Gänse werden auch dabei sein-, den Garten bestellen und auch mal in der Hängematte liegen. Im Winter werde ich viele Bücher lesen.
Ich werde mich für alternative Energien interessieren; mit Windkraft und Solarenergie experimentieren. Wasser aus der eigenen Quelle.

Vielleicht werde ich etwas verkaufen. Fleisch von glücklichen Schweinen, selbstgemachte Marmelade. Entrümpelungen, Flohmarkt. Die Leute aus dem Dorf werden mich kennen und mich mögen, auch wenn sie mich für etwas seltsam halten.

Vielleicht wird mir dieses Leben nicht gefallen.
Aber ausprobieren werde ich es.

Vielleicht werde ich davon in einem Weblog erzählen.
Vielleicht wird es dieses hier sein.

2005 im Rückspiegel

Jahresrückblick angelehnt an Franziskript.

der beste Tag: im August – der beste Sex, nicht nur des Jahres, sondern des Milleniums.
In 2004 hatte jemand suggeriert, ich sei schlecht im Bett („zu passiv“). Das hat mir lange zu denken gegeben, aber jetzt weiß ich: stimmt nicht. Es braucht nur jemand, der meine guten Seiten zum Vorschein bringt. Und zu schätzen weiß.

der schlimmste Tag: im Juli. Ich hatte in meiner neuen Wohnung im Ruhrgebiet ab 7 Uhr morgens auf den Möbelwagen gewartet, der erst gegen 14 Uhr ankam. Möbelpacker & ich waren extrem gereizt. Anschließend von 18 Uhr bis Mitternacht im Auto nach Berlin gefahren, weil ich am nächsten Tag arbeiten mußte. Mit der Mitfahrzentrale einen Lederschwulen mittleren Alters mitgenommen, der in seiner Freizeit Udo Lindenberg imitierte und ein schweres Alkoholproblem hatte. Der angetrunkene Lederschwule und eine ebenfalls mitreisende Afroamerikanerin, die sich mit Flohmarkt & Comedy durchs Leben schlägt, haben sich 500 km lang unheimlich gefetzt.

Zugenommen oder abgenommen?
ich war füllig, ich bin füllig, ich werde füllig sein, nur eines lehne ich erfolgreich ab: fülliger zu werden.

Haare länger oder kürzer? Einmal wurden sie geschnitten.
Sind aber immer noch zufriedenstellend (=zwischen Hüfte und Taille) lang.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger? bin generell kurzsichtig und trage manchmal (autofahren, Kino, Orientierungslosigkeit, fernsehen) eine Brille. Häufigkeit des Brilletragens hat 2005 zugenommen.

Mehr ausgegeben oder weniger? Viel ausgegeben für den Umzug, aber auch viel wiederbekommen. Außerdem endlich verstanden, wie das mit der Steuererklärung funktioniert und daß es sich lohnt.

Der hirnrissigste Plan? Dankbarkeit oder zumindest Anerkennung zu erwarten.

Die gefährlichste Unternehmung? Rückblickend weiß ich, daß sich das
ganz schön gefährlich weiterentwickelt hat.

Das leckerste Essen? Suppe mit Weinbergschnecken in einer schwäbischen Gaststätte, in Gesellschaft meines Vaters.

Das beeindruckendste Buch?
China Mièville: Iron Council.

Der berührendste Film?
Contergan: die Eltern
Da steht zwar 2004, aber ich habe ihn erst 2005 gesehen, am späten Abend, und saß wie gebannt vor dem Fernseher.
(Am 9. Januar 2006 gibt es eine Wiederholung)

Das beste Lied?
Bernd Begemann: ich spiele mit dem Gedanken

ich spiele mit dem Gedanken
aufzuhören
vollzutanken und endlich heimzukehren
ich spiel mit dem Gedanken
sauber rauszukommen aus allem
ich lasse nichts zurück als ein schwarzes Loch im Schnee
wenn ich die Kupplung trete und den Zündschlüssel dreh’…

Das schönste Konzert?
The Cure, Wuhlheide, in einem Pulk meiner berliner Freunde.
Bernd Begemann

2005 zum ersten Mal getan? Meine Lieblingsstellung entdeckt.

2005 nach langer Zeit wieder getan?
Mit jemandem zusammen gewesen, mehr als nur körperlich. Wenn auch nur für ein Wochenende oder so.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
so viel zu arbeiten (3x).


Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Jedes Jahr versuche ich die Menschen davon zu überzeugen, mich zu lieben. Mit wechselndem Erfolg.

2005 war…?
Viel, viel besser als 2004, aber das war ja auch ein Scheißjahr.
Ansonsten: zu viel gearbeitet, zu wenig gelebt.

Weihnachten 2005 – Rückblick

Anreise 23.12., abends.

24.12. morgens: total gefetzt mit meiner Mutter.
Grund: Telefongespräch mit meiner Schwester. Schwester beklagt sich über ihren Job. Meine Mutter gibt ihr Ratschläge, anstatt ihr einfach zuzuhören. Sie macht also mit meiner Schwester genau das, was meine Schwester mit mir macht und was mich total auf die Palme bringt.
Ich sage das meiner Mutter, und auch, daß ich das nicht gut finde; darauf entgegnet meine Mutter, sie hätte sich lange genug ihren Töchtern gegenüber zurückgehalten und damit sei jetzt Schluß, jetzt sage sie ungeschminkt, was sie denke. Mein Argument, daß man Menschen nicht verändern könne, läßt sie nicht gelten. Ich weiß, was gleich kommt: Sippenhaft für meine Schwester und mich, d.h. meine Mutter ist eigentlich auf die Schwester sauer, aber ich werds mal wieder abbekommen.
„Ich geh dann mal raus!“, sage ich, total sauer und kurz vor einem innerlichen Taxibestellen – ichfahrsofortwieder.

Draußen baut mein Vater gerade den Gartenzaun ab, weil bald ein Baum im Vorgarten gefällt werden soll. Er läßt mich mit der Flex angerostete Schrauben durchtrennen. Ich genieße, daß er mich lobt, niemand lobt mich so wie mein Vater. Er freut sich, daß er eine Tochter hat, die flexen kann.

Der Rest der Feiertage verläuft ohne weitere Streitigkeiten.

in unruhigen Nächten II

Ich bin gut gelaunt und guter Dinge.
Dennoch hat mir mein Unterbewußtsein, daß – wie der Rest von mir – recht straightforward ist, letzte Nacht folgenden Traum zukommen lassen:

Ich bin zu Weihnachten bei meinen Eltern. Ich bin wieder zwölf Jahre alt, und sitze extrem wütend in meinem Kinderzimmer. Irgend etwas ist falsch gelaufen: ich wurde benachteiligt, zu Unrecht gerügt oder meine Schwester wurde bevorzugt. Da fällt mir ein: ich bin ja schon groß! Ich kann ja einfach gehen! Also mache ich mich, meinen schwarzen Trolley hinter mir herziehend, auf den Weg. Nur: wohin? Ich bin ja mit dem Zug gekommen, aber meine Eltern wohnen auf dem Land. Keine Straßennamen, kryptisches Hausnummernsystem: keine Chance, daß mich ein Taxifahrer findet. Also laufe ich zur Bushaltestelle im Nachbarort, von der aus dreimal täglich ein Bus in die nächste Kleinstadt fährt (dort gibt es einen Bahnhof!). Ich sitze im Haltestellenhäuschen und bin wieder zwölf.

Als ich aufwache, bin ich immer noch guten Mutes. Und vielleicht ist das die beste Grundlage, damit es dieses Jahr ein schönes Weihnachtsfest mit den Eltern wird. Ich habe, was Eltern angeht, eigentlich ein ziemlich gutes Los gezogen. Daß man sich liebt, kann man eben selten anbringen, in Weblogs nicht und in Weihnachtskarten auch nicht.
Soll ich trotzdem mal den Taxiruf in mein Mobiltelefon einprogrammieren?

Frau Fragmente riecht.

Es ist keine feine Gegend, in der ich wohne. Nun ja, ich verdiene ja auch wenig Geld für viel Arbeit… dafür bin ich aber auch meistens nicht daheim.
Der Mann – Armeerucksack, Tarnhose, langhaarig und mit Bart – ist mir schon zwei- oder dreimal begegnet. Jedes Mal die gleiche Situation: ich schließe ihm die Haustür auf, nachdem wir uns freundlich gegrüßt haben. (Kurz nachdem wir durch die Tür sind, summt der Türöffner).
Heute Abwandlung des Protokolls.

Frau Fragmente: „Hallo!“
Mann: „Guten Tag!“
Frau Fragmente schließt die Tür auf, Mann steht direkt neben mir.
Mann: „Sie riechen aber gut! Wie heißt denn das Parfüm?“
Frau Fragmente ist schon halb die Treppe hoch.
Frau Fragmente (verblüfft): „Danke! Aber wenn mans so sehr riecht, dann ist es vielleicht schon zu viel…“

Mann beteuert, wie toll ich rieche und folgt mir ein Stück. Ich winde mich irgendwie aus der Situation raus. Und bleibe lange nachdenklich. Weil ich jammere, daß sich niemand interessiert, aber wenn sich jemand interssiert, dann finde ichs merkwürdig.
Vielleicht muß ich zielgruppenoptimierter werden.

in unruhigen Nächten

ich suchte ihn, den meine Seele liebt
ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht.

Wo du wohl zu finden wärest, Liebster,
in meiner Zukunft oder in der Vergangenheit?
Ob du in einer fernen Jahreszahl verborgen liegst
und es nur Geduld erfordert, einen langen Atem
oder ob wir längst einander verpaßt haben
der eine den anderen abgelehnt hat aus nichtigem Grund
das frage ich mich des nachts auf meinem Lager.

Fragen an Fragmente

referrer

„Wann mit ihm schlafen?“ ist eine schwierige Frage. Viele Ratgeber für Frauen/ Frauenzeitschriften postulieren ja: halten Sie ihn hin, dann steigt seine Begierde und die Bindung festigt sich. Ich glaube daran nicht. Vor allem: Männer sind selten die manipulierbaren Maschinchen, für die sie oft gehalten werden, und Frauenzeitschriften haben auch nicht den Schaltplan. Männer sind – so wie Frauen auch – sehr unterschiedlich.
Also: schlafen Sie mit ihm, wann und wenn Sie dazu Lust haben. Nur Mut. Sie sind die entscheidungsfällende Instanz Ihres Lebens.

Die „alte Schlampe“ heißt Berlin.

Bei mir gibt es in der Tat viele Geschichten „ohne Büstenhalter“. Meistens trage ich allerdings einen.

„Grablichter“ gibts bei mark793.

„Muss man Weihnachten in Gesellschaft verbringen?“. Nein, müssen Sie nicht. Ich habe auch schon mal Weihnachten nur mit mir selbst verbracht (allerdings bin ich in der glücklichen Lage, mich selbst sehr gut unterhalten zu können *hust*). Vor allem: wenn Sie mal Weihnachten nicht zuhause sind, dann sind Sie beim nächsten Mal ein umso mehr geschätzter Gast. (Bei meiner Familie funktioniert das zwar nicht, aber in der Theorie hört sich das echt gut an.)
Andererseits: wer erwachsen ist, erkennt, daß die Zeit mit den Eltern begrenzt ist. Weihnachten wird man also noch oft genug allein sein.

„Rettungsdienstgeschichten“ gibts bei brainfarts.

Und zum Schluß: „was wünscht sich eine Frau zu Weihnachten?“
Nun ja, wie schon gesagt, das kann sehr unterschiedlich sein. Ich zum Beispiel fände Sex nicht schlecht, mit jemanden der mich mag und den ich auch mag. Andere Frauen freuen sich über Pralinen, ein Wellnesswochenende, Geschenkgutscheine, Make-up, ein gutes Buch, ein Zeitschriftenabo oder darüber, daß Sie mal den Abwasch machen. Schmuck kommt übrigens immer gut.

Noch Fragen? Noch Antworten? Ab in die Kommentare damit.

Mein Leben in Stichworten

Wecker 1 klingelt. Weiterdösen. Wecker 2 klingelt. Aufstehen. Pullover anziehen. Pantoffeln anziehen. Kaffee machen. Frühstücken: manchmal Brot mit Ingwermarmelade, meistens keinen Hunger. Duschen & Haare waschen: jeden zweiten Tag. Eincremen. Anziehen. Haare bürsten. Wenn keine Lust, dann Dutt machen, sonst Pferdeschwanz. Parfüm. Augenbrauen nachziehen. Wenn gute Laune, dann Ohrringe. Mantel anziehen. Eventuell Müll mit runter nehmen. Meistens Auto. Töff Töff. Arbeitsplatz. Manchmal Straßenbahn. Laufen. Straßenbahn. Laufen. Arbeitsplatz. Guten Morgen! Mantel ausziehen. Rechner hochfahren. Emails checken. Fragmente checken. Lieblingsweblogs kurz anschauen. Experimente starten. Weblogs lesen. Arbeiten. Kantine. Tee machen. Arbeiten. Mit Kollegen über Arbeit reden. Mit Kollegen & Chef small talk machen. Arbeiten. Arbeiten. Experimente beenden. Aufschreiben. Auswerten. Nächsten Tag planen. Bis morgen! Mantel anziehen. Rechner runterfahren. Wenn Auto, dann Supermarkt. Wenn Straßenbahn, dann Innenstadt. Wenn keine Lust/ müde, direkt nach Hause. Abendessen: Schinkenbrot & Salat. Fernsehen. Vorabendserie. Fernsehzeitung. 20.15 Sendung aussuchen. Angucken. Danach rumswitchen, evt. Musik hören. Ins Bett gehen. Schlafen, bis der Wecker klingelt.

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Wochenende. Ausschlafen. Aufstehen. Pullover anziehen. Pantoffeln anziehen. Kaffee machen. Frühstücken. Frühstücksei. Fernsehzeitung. To do Liste. Wäsche waschen. Putzen. Fernsehen. Aufräumen. Lesen. Essen kochen. Fernsehen. Putzen. Aufräumen. Wäsche aufhängen. Rechnungen bezahlen. Fernsehen. Nachdenken. Was aufschreiben. Nach draußen gucken. Musik hören. Fernsehen. Ins Bett gehen.

repeat 1x

Wecker 1 klingelt.

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