16/31

Abends Termin zum Wir-nennen-es-nicht-Therapie-sondern-Coaching. Nur anderthalbmal und auch nur kurz geweint. Ich denke ja, ich habe mich ein- oder zweimal in meinem Leben zu viel zusammengerissen, anstatt einfach einen gepflegten Nervenzusammenbruch zu haben (hier zum Beispiel), und habe stattdessen jetzt ein kleines Trauma, eine Beschädigung.

Ich hatte diese Zeit vergessen, in der ich kostenlose Zeitschriften für ihn gesammelt habe.

Was für eine grausame, absurde Unverschämtheit, alles zu geben für jemanden, der krank ist, und am Ende stirbt er.

Der Schmerz ist laut und hart und schneidet mich. Das Richtige getan zu haben – das ist ein sehr leises Gefühl, eine stille Gewissheit, deren Unerschütterlichkeit ich vielleicht zu wenig zu schätzen weiß.

Hätte ich mehr tun können? Ja. Aber mit welcher Kraft? Von welchen Ressourcen?

Einmal in meinem Leben bin ich ganz leer gewesen. Rock bottom. Ich bin zu einer geworden, die gut ist in der Krise, und das ist schön, und das ist schrecklich.

Warum ich immer so viel Druck verspüre, dem widmen wir uns beim nächsten Termin, in vier Wochen. Wer hier mitliest, ahnt vielleicht schon die Antwort. Ein hoher Anspruch an mich selbst, ein inneres Kind mit viel Kraft, starke Werteorientierung, diverse Narben aus zehn schlechten Jahren (2006 – 2016). Da hat man viel zu tun.

Der Tag heute hätte 2 oder 3 Stunden länger sein können. Keine Zeile in meinem Buch gelesen, schade.

Statistik:
Laune: 8/10
Fitness: 7/10
Druck: 7/10
Schlaf: 8/10

15/31 – consent

Das tägliche Bloggen hat einen Haken. Ziemlich lange kann man um das herum schreiben, über das man nicht schreiben kann, aber irgendwann wird es eng.

Ich habe bekanntlich keine allzu großen Schwierigkeiten, über meine Gefühle zu schreiben, ich habe sogar ein großes Interesse daran, mich an das heranzutasten, was ich in mir drin schwer zu benennen finde. Aber ich versuche, nicht zu viel über die anderen Menschen in meinem Leben zu schreiben, denn dafür haben sie nicht eingewilligt. Frau Novemberregen und ich haben eine Art von Absprache, in wie weit wir im Blog der anderen vorkommen wollen, das klappt ganz gut. Ich hoffe, Francine, Kassandra, und der zauberhaften Sarah ist es recht, hier hin und wieder genannt zu werden. Ich erwähne meine Mutter, vor allem die Dinge, die wir gemeinsam machen. Es bleibt vieles unerzählt. Ich versuche, über meine Arbeit und die Kollegen auf eine Art zu schreiben, die nicht sehr viel Wiedererkennung erlaubt, wie eine Kamera in einer Fußgängerzone.

Jedenfalls, ein paar Sachen, die ich heute gemacht und erlebt habe, gehören hier nicht her. Es ist gar nichts schlimmes, es ist gar ziemlich alltägliches, aber es ist nichts fürs Blog.

Ich war mit meiner Mutter in der Stadt, wir haben etwas gegessen und uns sehr gut unterhalten, vor allem über meine Arbeit. Ich habe einen Kollegen an einem anderen Standort, der mir gegenüber hin und wieder respektlos ist. Gleichzeitig liefert er nicht gut ab. Ich werde dazu mit ihm das Gespräch suchen müssen. Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, welche Erwartungen ich an ihn und an dieses Gespräch haben kann. Im Kern geht es um einen Wertekonflikt zwischen ihm und mir, so etwas ist immer schlecht bis gar nicht aufzulösen. Schwierig. Aber sehr schön für mich, dass ich über so etwas in sehr großer Tiefe mit meiner Mutter sprechen kann.

Gerade noch meine Freundin R. angerufen. Ich sehe sie leider zu wenig. Vieles passiert in ihrem Leben, und mir fehlt die Zeit.

Ein neues Buch angefangen, das mich sehr erfreut.

Die nächsten zwei Wochen werden hart.

Statistik:
Laune: 8/10
Fitness: 7/10
Druck: 6/10
Schlaf: 8/10

14/31 – Obligationen

In den Tag hineingetrödelt, ein angenehmes, beinahe köstliches Verschwenden der Zeit. Lange im Bett geblieben, dann im Sessel gesessen und gelesen, gegen Mittag wieder ins Bett gegangen und zwei oder drei Stunden geschlafen.

Ich spüre manchmal ein großes Bedürfnis in mir, mich hinzulegen. Mein Körper sehnt sich nach dem sehr spezifischen Gefühl der Matratze unter mir – firm, aber doch irgendwie glatt. Druck und Gegendruck, genau richtig viel. Es ist schön, diesem Wunsch einfach nachgeben zu können.

Es fühlt sich an, als sei dies der letzte Tag ohne Obligationen für lange Zeit. Das stimmt natürlich nicht, ich glaube, nächster Samstag ist auch frei, dann aber tatsächlich erst wieder im November. Und es stimmt natürlich auch nicht, dass dieser Tag gänzlich frei von Obligationen wäre. Obligationszeit heißt es in dem Buch über die Zeit, das ich noch keine Zeit hatte, fertig zu lesen, und es bezeichnet die Zeit, die man braucht, um das Leben am Laufen und organisiert zu halten.

Gegen vier Uhr beginnt meine Obligationszeit. Ich mache mir Gedanken zur Urlaubsplanung im November, google nach Flügen, Hotels, Urlaubsorten. Bespreche mich dazu mit meiner Mutter per Videocall, als wir auflegen, ist es halb neun. Wir haben Klarheit gewonnen, aber noch nichts gebucht. Ich atme durch und bestelle dann quer durch das Internet: Kontaktlinsen, einen neuen BH, Hosen, Jacken, Shirts. So richtig schöne, crispe Sneaker hätte ich noch gerne, aber keine Muße mehr zum Aussuchen.

Große Lust, ein richtig schönes Buch zu lesen.

Luxusprobleme.

Statistik:
Laune: 8/10
Fitness: 7/10
Druck: 6/10
Schlaf: 8/10

13/31 – Tropical Island

Ein sehr schöner Tag war das heute.

Im Büro erst einmal ein längeres, spontanes Gespräch mit meiner Mitarbeiterin gehabt. Sie ist jetzt anderthalb Jahre dabei, und es ist wunderbar, zu sehen, wie sie in dieser Zeit aufgeblüht ist. Sie ist eine genaue Beobachterin, und ich hatte sie vor ein paar Tagen das erste Mal zu einem ziemlich vertraulichen und internen Meeting mitgenommen. Spannend, ihre Eindrücke und Gedanken zu hören, Dinge mit ihr diskutieren zu können. Sie versteht mittlerweile sehr viel von unseren inneren Dynamiken. Ich habe ihr gerne zugehört.

Dann Aussprache mit einem Abteilungsleiter. Wir mögen uns sehr, geraten aber immer mal wieder aneinander, und dann mit der Heftigkeit eines alten, zornigen Ehepaares. Gutes, versöhnliches Gespräch, auch wenn unterschiedliche Sichtweisen bestehen bleiben.

Sehr früher Feierabend und die äußerst zuverlässige Novemberregen auf dem Parkplatz eingeladen. Mag das sehr, wenn sie in mein Auto steigt, und dann riecht es einen kurzen Moment sehr angenehm, aber dezent.

Wir fahren in ein Einkaufszentrum, und ich verfahre mich trotz Navi erst einmal. Es ist erstaunlich, wie inselhaft meine Stadtkenntnis ist: alles rund um die Bankentürme kenne ich in- und auswendig, die Touristengegend am Fluss auch, außerdem das Areal um den Hauptbahnhof und die Messe, ebenso die Umgebung rund um die Wohnungen von Novemberregen und Francine. Zwischen diesen Inseln, ein weißes Nichts.

Im Einkaufszentrum war ich jedenfalls schon ein paar Mal, es ist allerdings mindestens fünf Jahre her. Ich lebe generell kein Leben, in dem Einkaufszentren eine Rolle spielen. Das ist ein bisschen schade, denn ein Teil von mir sehnt sich durchaus nach einem Leben, in dem ich nachmittags einen Kaffee in einem Einkaufszentrum trinke und den Menschen zuschaue (Frau N. „es gibt so viele schönere Orte, wo man einen Kaffee trinken könnte!“ – Ja, aber das ist nicht der Punkt).

Ich hatte vermutet, das Einkaufszentrum stamme aus den 1980ern. Es wurde jedenfalls viel Beton verbaut. Tatsächlich wurde es 1968 erbaut, 1986 saniert („ich heirate eine Familie“), und 2001 mit einem Glasdach und „Ruheoasen“ versehen. Über den Architekten (der bei Albert Speer gelernt hatte) heißt es auf Wikipedia: „[Seine] Bauten stehen am Übergang von der NS-Architektur zur modernistischen Architektur der 1950er Jahre, als der Anschluss an die internationalen Architekturströmungen (z. B. Le Corbusier) gesucht wurde.“

Es ist erstaunlich, wie mich die Freundschaft mit einer Architekturhistorikerin verändert hat. Ich sehe mehr, verstehe mehr von dem, was ich schon immer zu Architektur gefühlt habe, und kann es jetzt auch benennen.

Was aber führt nun Frau N. und mich in ein Einkaufszentrum weit außerhalb unserer Hood? Frau N. hatte dort eine Apotheke ausfindig, und ich uns beiden einen Impftermin (Grippe und XBB) klar gemacht. Wir waren etwas zu früh dran und haben – gemütlich sitzend – vor uns hingewartet und den Menschen zugeschaut. Ein älterer Herr betrat die Apotheke und bat um Wasser, Schmerzmittel, Traubenzucker. Er war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden, sehr wackelig auf den Beinen, und nicht mehr richtig Herr der Lage. Es wurde sich – auch von Frau N. – sehr freundlich um ihn gekümmert, aber er war ein bisschen stur, wollte zum Bus, dort aber nicht von uns hingebracht werden. Wir sahen uns schon einen Krankenwagen rufen, aber während Frau N. geimpft wurde, haben ihn zwei Damen, die er anscheinend kannte, mitgenommen. Ich hoffe, es ist gut ausgegangen.

Ich hatte Frau N. angekündigt, ich wolle noch „shoppen“ gehen (when in Rome…), sie teilte mir mit, sie shoppe nicht gerne, wir konnten die Situation dann auflösen, indem ich shoppen konkretisiert habe (Passfotos machen, Starbucks, Rewe, Blumen kaufen), da wollte sie dann gerne mitmachen (sie hätte ansonsten auch mit der ganz hervorragenden U-Bahn-Anbindung oder mit dem älteren Herren im Bus weiterfahren können.) Wir machten uns dann auf die Suche nach den verschiedenen Geschäften, ließen uns ein bisschen treiben und schauten immer mal wieder auf einem der Schilder nach, ich fand das sehr angenehm. Bei den Passfotos wurde ich enttäuscht, denn der sehr freundliche ältere Mann (Iraner?) teilte uns mit, die Passfotomaschine sei defekt. Frau N. war bei Starbucks sehr glücklich, denn es war klimatisiert. Ich glaube, ich bin für dieses Jahr mit Pumpkin Spice Latte durch. Viel über Arbeitsbelastung geredet, den Druck und wo er herkommt, Reduzierung auf 80%, die European Head-Stelle… ich habe das Gefühl, Frau N. wollte mir etwas sagen, aber ich habe es nicht verstanden. Es wird kommen, wenn die Zeit reif ist.

Die Blumen haben uns beide nicht überzeugt. Dafür kamen wir auf dem Weg zu Rewe zufällig an einem Fotogeschäft vorbei. Wer hätte geahnt, dass das Einkaufszentrum nicht eines, sondern *zwei* Fotogeschäfte besitzt? Magisch. Ich ließ biometrische Passfotos anfertigen, meine Bitte, mich möglichst wenig bekloppt zu fotografieren, wurde sehr kompetent entsprochen, ich würde sogar sagen, ich sehe schön aus. Auf einem biometrischen Passfoto. Es ist unglaublich. Die nächsten zehn Jahre mit Ausweisdokumenten sind gesichert. Der Rewe hatte eine sehr solide Feinkostauswahl, das kann man sich merken. Nach einigem hin und her gelang es uns, das Auto aus dem Parkhaus auszulösen. Ich hatte das Parkticket verlegt, weil Frau N. mir mein Geburtstagsgeschenk überreicht hatte und ich war so aufgeregt. Der Parkscheinautomat nahm nur Münzen, das passt irgendwie ins Gesamt-Ambiente.

Wie ein kleiner Kurzurlaub war das. In Brandenburg haben sie ja eine Badelandschaft in eine ehemalige Zeppelin-Halle gebaut, das stelle ich mir ähnlich vor, nämlich: großartig, wenn man sich darauf einlässt.

Statistik:
Laune: 9/10
Fitness: 7/10
Druck: 6/10
Schlaf: 7/10

12/31

Heute Home Office gemacht, länger geschlafen, weniger gearbeitet, nur 2 Videocalls, einer davon einfach, nach dem anderen noch ein bisschen Emotionen bei einer Kollegin stabilisiert.

Bisschen den eigenen Alltag administriert, Fahrzeugschein eingescannt für die Werkstatt nächste Woche, Unterlagen ausgedruckt. Nach dem frühen Feierabend die Wohnung grob durchgeputzt, gerade eben sogar noch die Küche gewischt. Es wird reichen fürs Wochenende, morgen bringe ich noch den Müll raus, am Samstag eine Ladung Wäsche oder auch zwei, mehr nicht. Die Unordnung nimmt wieder zu, aber die Geschwindigkeit habe ich verlangsamt.

Alles etwas bröselig heute, die Zeit in Bruchstücken verschwendet, bisschen Internet, bisschen TikTok, Musik gehört, nachgedacht. Fragmente.

Der Druck lässt nach.

Statistik:
Laune: 7/10
Fitness: 7/10
Druck: 7/10
Schlaf: 8/10

11/31 – drei Leben

Zehn Minuten vor dem Wecker aufgewacht, aus unruhigen Träumen. Ein blödes Aufwachen ist das.

Ich hatte einmal eine Freundin, die mir immer kurz nach Mitternacht gratuliert hat, denn sie wollte die erste sein. Ich vermisse sie nicht, aber diesen Aspekt schon. Jetzt bleibt mein Handy dunkel, bis ich geduscht und angezogen bin, acht Uhr.

Ich bin melancholisch heute. Did you get enough love, my little dove? Why do you cry.

Ist es genug? Bekomme ich genug? Und an wen würde ich meine Beschwerde richten? Mängelrüge an das Universum.

If I had three lives, I’d marry you in two. Vielleicht ist das hier gerade das dritte.

Ich wünsche mir manchmal diese kindliche Begeisterung für Geschenke zurück. Das Staunen beim Öffnen, der Wow-Moment, die Überraschung. Wenn ich gefragt werde, was ich mir wünsche, fällt mir nichts ein. Ich bin zu einer Frau geworden, die nichts mehr braucht.

Dann ruft Novemberregen an und gratuliert mir. Im Büro haben sie mir meinen Schreibtisch geschmückt. Der Geschäftsführer singt mir ein Lied. Francine meldet sich, und für die Sprachnachricht von Kassandra muss ich die Tür zu machen, so gerührt bin ich. Der Lieferdienst liefert Kuchen, es gibt viele Umarmungen.

Ich mache früh Schluss, Abendessen bei meiner Mutter. Es gibt einen Korb voll Kleinigkeiten, und jede sagt: ich kenne dich, ich weiß, wer du bist und was du magst.

Es ist schön, dieses dritte Leben.

10/31 – Zähne zusammenbeißen

Heute wirklich unglaublich viel gearbeitet. PowerPoint-Folien und Videocalls und Auswertungen in Excel und wieder Videocalls und Besprechungen und PowerPoint-Folien und Emails und Videocalls. Gefühlt nur reaktiv und nichts von meiner eigenen To-do-Liste, Tür zu, Kopf unten.

In der Mittagspause zum Zahnarzt, erst Zahnreinigung, dann Warten, dann Zahnkontrolle. Mir ist ein kleines Stück einer Krone abgebrochen, da bleibt jetzt beim Essen öfter was hängen. „Sie pressen nachts“, sagt mein Zahnarzt, und spricht über den Druck und dass die Zähne doch gleichsam Hartgebilde als auch lebendig und flexibel sind. Das Wort Ossifikation liegt mir auf der Zunge, aber es passt nicht. Zähne sind keine Knochen, sondern verhärtete Hautbestandteile.

Der Zahnarzt rät zur Knirschschiene. Ich denke, ich sollte weniger arbeiten, und eile wieder zurück ins Büro, zwischen meinen Zähnen ein Sandwich, während ich Zahlen eintippe.

Viertel nach sieben kleiner Feierabend, um acht bei meiner Mutter vorbeigeschaut. Lange über die Lage im Nahen Osten geredet. Sie macht sich große Sorgen, das ist immer so bei bedrohlichen Weltereignissen, an denen es in letzter Zeit keinen Mangel gab. Ich beneide sie ein bisschen um die Fähigkeit, emotional bewegt zu sein, bei mir ist nur noch Fatalismus.

Die Welt wird enden, und das Ende rückt näher.

Ich denke, ich sollte weniger arbeiten.

Statistik:
Laune: 7/10
Fitness: 7/10
Druck: 8/10
Schlaf: 7/10

8/31 – Antiemetika

Bis halb zehn geschlafen, durchgeschlafen, aber nicht fit gewesen. Nach dem ersten Kaffee so große Übelkeit, dass ich mein gesamtes Hausapotheken-Arsenal an Antiemetika ausreizen musste. Nochmal hingelegt bis etwa ein Uhr, und mich dann mit dem Stimmzettel auseinandergesetzt. Ich hatte Briefwahl beantragt. allerdings übersehen, dass dieser bereits am Donnerstag hätte abgeschickt werden müssen, um rechtzeitig beim Wahlamt einzugehen.

Mir geht es beim Wählen so wie den meisten in meinem persönlichen Umfeld: ich fühle mich von keiner Partei repräsentiert und bin mit allen unzufrieden. Es geht also beim Wählen darum, die Entscheidung zu treffen, die am wenigsten weh tut. Schwierig. Meistens splitte ich meine beiden Stimmen, in der Hoffnung, dass der gemittelte Wert einigermaßen passt. Ich vergebe eine meiner Stimmen auch gerne an eine Kleinstpartei wegen Parteienfinanzierung.

Ich wähle übrigens immer, Nichtwählen ist keine Option für mich. Ich denke in letzter Zeit öfter darüber nach, was es für mich bedeutet, Staatsbürgerin zu sein. Ich halte es für ein großes Privileg, das mit Rechten und Pflichten verbunden ist. Demokratie ist schön, macht aber auch Arbeit.

Mit Briefwahlzettel und iPad ein halbes Stündchen gesessen und die Kandidat/innen und Parteiprogramme gegoogelt. Gewählt. Mit dem Auto zum Wahlamt gefahren, ein sehr sonniger, warmer Sonntag, viele Menschen auf den Straßen. Im Auto große Sehnsucht danach, mich hinzulegen. Von dem Gefühl der Matratze unter mir phantasiert.

Zuhause noch eine Waschmaschine angeworfen, den Wecker gestellt und sofort anderthalb Stunden tief geschlafen. Nach zwei Mal Snoozen die Wäsche aufgehängt, mich wieder hingelegt.

Diesen Text geschrieben, runtergetippt eher. Keine Kraft. Müde.

Statistik:
Laune: 5/10
Fitness: 2/10
Druck: 8/10
Schlaf: 7/10

07/31 – in den Knochen

Müde. Um halb sechs aufgewacht, nicht mehr einschlafen können. Das macht der Druck mit mir, und es ist eine große Ironie.

Aufgestanden. NYT Connections halb gelöst. Das Bett abgezogen, Wäsche sortiert, das Bett neu bezogen. Eine Ladung Wäsche gewaschen und auf dem Balkon zum Trocknen aufgehängt. Staub gewischt. Staubgesaugt. Die Küche geputzt, den Kühlschrank durchgesehen. Einen Einkaufszettel geschrieben. Blumen gegossen. Rohrfrei eingesetzt.

Vom Krieg in Israel erfahren. Kassandra auf WhatsApp angeschrieben. Gemeinsam um Worte gerungen. Sprachlos gewesen. Den Fernseher angemacht. Raketen gesehen.

Geschluckt. Weitergemacht.

Aus Kühlschrankresten, beinahe keimenden Kartoffeln und Fleisch aus dem Tiefkühler ein Mittagessen gekocht. Die Spülmaschine laufen lassen. Den Biomüll runter gebracht. Geduscht, Haare gewaschen, Bad geputzt. Einkaufen gefahren. Geärgert über den vollen Supermarkt. Die Einkäufe verräumt. Den Küchenfußboden gewischt. Die Wäsche abgenommen und verräumt. Meine Mutter und eine ihrer Freundinnen am Busbahnhof abgeholt, zu spät gekommen, weil ich noch Kuchen kaufen wollte, Bäckerei hatte aber schon zu. Die Freundin nach Hause gefahren, meine Mutter und mich selbst nach Hause gebracht.

Gutes Gespräch mit meiner Mutter über die Reise, es hat ihr gefallen. Gemeinsames Abendessen.

Eine Stunde auf TikTok versumpft, vielleicht auch zwei.

Müde, bis auf die Knochen.

Eine lange, ungeschriebene Liste der Dinge, die ich alle nicht gemacht, und nicht geschafft habe, in meinem Kopf.

Statistik:
Laune: 3/10
Fitness: 5/10
Druck: 9/10
Schlaf: 6/10