In Berlin das große Bedürfnis gehabt, die alten Wege abzuschreiten. Revaler Straße, Warschauer Straße, an meinem alten Haus vorbei. In der Bäckerei an der Ecke sofort von der Bäckereifachverkäuferin angezickt worden. Die Streetart – Künstler scheinen auch nicht mehr da zu sein, ihre Wand ist fast leer. Friedrichshain hat mich nicht vermisst.
In Berlin gibt es unheimlich viel Hundescheiße. Jedes nicht zugepflasterte, nicht zubetonierte Stück Gehsteig ist zugeschissen. Berlin hat einen Zauber, das ist unbestreitbar. Doch einen Schutzschild braucht man auch. Die Hölle, das sind die anderen.
Am S-Bahnhof Charlottenburg sah ich im Augenwinkel einen Mann, der mich anschaute. Als ob er mich kennen würde. Aber vielleicht schaute er, so wie ich auch, nur die Auslagen des vietnamesischen Blumenstandes an. Hatte er einen Pferdefuß?
Zum Schluß dann – am Bahnsteig am Zoo, zwei Minuten bevor mein ICE einfährt, Justyna hat sich schon von mir verabschiedet – lächelt mich ein Mann an. Er hat so eine positive Ausstrahlung, daß ich den Schutzschild fallen lasse, zurücklächle. Ob ich eine Obdachlosenzeitung kaufen wolle, fragt er. Ich schüttle den Kopf, gebe ihm aber ein wenig Geld. Und wundere mich noch lange über ihn. Ich hätte gerne ein Buch über sein Leben gelesen.
Er war der einzige freundliche Fremde, der mir in Berlin gegegnet ist.
Plakatwand, 16. April 2006
Plakatwand, Mai 2004
Plakatwand, Juli 2004