Steine, Glashaus

Ich gehe gerade aus dem Haus zur Arbeit, da begegnet mit mein Nachbar, Herr Meghar. Ich grüße freundlich, wir schütteln uns die Hand. Er würde mich so selten sehen, sagt Herr Meghar. Das hat seine Gründe, unter anderem, daß er vor einiger Zeit in angetrunkenem Zustand versucht hat, mir die Zunge ins Ohr zu stecken, und auch, daß ich abends meine Ruhe brauche. Aber das sage ich nicht. Ich sage, daß ich viel arbeiten muß, und denke im Stillen, daß Herr Meghar vielleicht Gottes Aufgabe an mich ist, an der ich üben kann, mich abzugrenzen.
Herr Meghar guckt an mir runter und sagt: bisschen zugenommen?
Ich sage: och. Und wie geht es Ihnen?
Er wäre wieder einige Zeit im Krankenhaus gewesen, erzählt er. Herr Meghar hat Diabetes, hält aber nichts von Blutzuckermessen oder Diät. Er hat einen ordentlichen Bierbauch und ein kleines Alkoholproblem. Folglich muß er immer wieder stationär aufgenommen werden, wird eingestellt und entlassen und macht dann zuhause weiter wie bisher.

Steine, Glashaus, denke ich und verabschiede mich.

vermischtes

Ich bin ein bisschen in Sandra Thier verliebt. Das hat zur Folge, daß ich die RTL2-News gucken muß, denn die moderiert sie (und zwar fröhlich, mit leichtem österreichischen Dialekt und einer wunderbaren Stimme).
Zu meiner Entschuldigung: bevor ich meine Grundstimmung durch Sandra Thier aufhellen lasse, habe ich mich durch Kulturzeit auf 3sat intellektuell pimpen lassen: das Gleichgewicht bleibt also erhalten.
Nur manchmal habe ich ein wenig Schmerzen: wenn z.B. in den RTL2-News ein besonders negativer Bericht über diesen einen Kandidaten von DSDS kommt, der ausgestiegen ist (Max Buskohl heißt er, sagt Wikipedia.)
DSDS gucke ich nun gar nicht – da werden keine Superstars gesucht, denke ich, sondern allenfalls Interpreten, und Glück gebracht hat es bisher noch keinem. Ich finde es mutig, aus dem Karussell auszusteigen, sehr mutig – es ringt mir Respekt ab.
Gleichzeitig überrascht es nicht, daß nun alle aus der Senderfamilie von DSDS negativ über Max Buskohl berichten. Schade, finde ich, und nicht gerecht.

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Bewegendes Video von Sigur Ros [via ras.antville].

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Frau Klugscheisser hat eine kluge Meinung zu Wolfgang Schäuble.

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Bislang konnte ich die Software noch nicht davon überzeugen, wieder den gewohnten weißen Bildschirm anzuzeigen.

(ohne Titel)

Und dann bin ich über dich hinweg, einfach so.
Kein Kribbeln mehr, wenn ich dich sehe. Manchmal ist es nett, manchmal auch ein bisschen nervig. Du redest so viel über dich selbst.
Ich dulde nicht mehr, daß du mich neckst.
Du schläfst jetzt mit dem bauchnabelgepiercten Girlie. Neulich standest du draußen, hast geraucht und sie hat dich besucht. Ich dachte immer, alle dünnen Frauen wären hübsch, aber sie ist irgendwie ausgeblichen wie ein Buchrücken, unscheinbar und verwaschen, nichts, woran das Auge hängenbleibt. Das denke ich im Stillen, und du sagst: „sie ist nicht so schön wie meine Ex.“ Es klingt grausam. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem, was man denkt, und dem, was man sagt. Ich bin froh, daß nicht ich es bin, hinter deren Rücken du abfällig redest.

Ich bin über dich hinweg. Wir sind uns nicht ähnlich genug. Du liest Dan Brown. Du gehst ins Fitness Studio und ins Solarium.
Ich bin über dich hinweg. Es war schön, als du mich noch elektrisiert hast. Ich bin dankbar dafür. Doch jetzt kehrt Ruhe ein. Gut so.

Weide, Birke, Bambus

Du liegst in meinem Bett und liest mir vor. Die Sonne scheint. Meine Wange ruht auf deiner Schulter, bewegt sich auf und ab an deinen Atemzügen entlang. Ich spüre die Textur deines burgunderroten T-Shirts und die Vibration deiner dunklen Stimme.
Du hörst auf zu lesen, schaust mich an, wagemutig. „Es ist doch klar, warum wir hier sind“, sagst du, und dann packst du aus. Du legst meine Hand auf deinen Schwanz, der kurz, aber dick ist. Wie immer bin ich überrascht: wie seidig die Haut ist, und darunter hart – nicht wie Stein, sondern wie Weide, Birke, Bambus. Du hast viele dicke Adern, aber es fühlt sich gut an, wirklich gut. Ich fühle mich glücklich, unbeschwert, unschuldig.
Während wir dort liegen, meine Wange auf deiner Schulter, meine Hand um deinen Schwanz, schmilzt meine Kleidung, wird langsam transparent und löst sich auf. Auch ich schmelze, werde kleiner; Vogelknochen, federleicht. Deine Hände an meinem Brustkorb, setzte ich ein Bein über dich und dann… kommt dieses Gefühl, das sich kaum beschreiben läßt. Man kennt es, oder eben nicht. Zutiefst angenehm, obwohl es eigentlich zu groß ist und dehnt, was eng ist. Zutiefst angenehm, weil es an einer Stelle berührt, von der ich zuvor nicht wußte, wie sehr sie nach Berührung verlangt hat. Wie ein Kratzen an einer Stelle, an die man selbst nicht rankommt, wie Wasser auf einer ausgedörrten Kehle, wie Zucker auf der Zunge.
Später bin ich ganz geborgen – Kissen unter mir, du über mir, und glücklich, glücklich.

Es ist Sonntag morgen, 7.26 Uhr. Die Sonne scheint. Ein Tag, der mit einem solchen Traum beginnt, kann nur gut werden, auch wenn sich so wenig davon in die Realität retten läßt.
Was wäre das Süße ohne das Bittere.

Spoiler

Sams Ehemann hat sie und ihren zuckerkranken Sohn gekidnapt. Seine Komplizin hatte Luka ein atemlähmendes Mittel injiziert, aber Sam gelang es (noch in der letzten Staffel), ihn zu intubieren. Abby, von Luka schwanger, bricht zusammen. Jerry, der Rezeptionist, den ich bei Parker Lewis lieben gelernt habe, wird von Sams Ehemann bei einer Schießerei angeschossen, als sie fliehen. Bei der anschließenden Notoperation am offenen Herzen assistiert Neela, die extra deswegen von der Beerdigung ihres Mannes zurückgekommen war, der als Arzt im Irak gefallen war. (Jerrys Herz wird immer wieder mit diesem salatzangenähnlichen Gerät geschockt.) Bei Abby hat sich die Plazenta abgelöst. Sie bekommt Krämpfe, Luka hebt die Bettdecke und zwischen ihren Beinen sieht man diese unglaublich große Blutlache. Das Kind wird per Kaiserschnitt geholt, zweieinhalb Monate zu früh. Abbys Gebärmutter muß entfernt werden. Das Kind kriegt 100% Sauerstoff. Luka rastet im Männerklo aus und wirft einen Mülleimer in den Spiegel.
Sam Ehemann erschießt seine Komplizen nach einem Streit. Anschließend vergewaltigt er Sam. Als er eingeschlafen ist, erschießt sie ihn mit drei Schüssen.

Ich glaub‘, ich guck das nicht mehr. Mir ist das zu blutig, echt.