Frau Novemberregen und ich sitzen in der Außengastronomie und bloggen. „Überrasch’ mich!“, hat Frau N. gesagt, als ich gefragt habe, wo wir essen gehen möchten. Naja. Das Lokal im Thurn und Taxis-Palais hat pleite gemacht und jetzt sitzen wir gegenüber bei einem Spanier und hatten eine gemischte Tapasplatte. Frau N. hat es nicht so richtig geschmeckt, se leugnet das aber beharrlich.
Frau N. ist gerade im Aufzug von einer mitfahrenden Frau angeflirtet worden – sie wird darüber wahrscheinlich in ihrem eigenen Blog berichten. Dazu muss man vor allem wissen, dass Frau N. sehr weit oben in den Wolken arbeitet und daher eine lange Aufzugfahrt hat, die durchaus Zeit für einen gehobenen Flirt lässt. Frau N. sieht heute in der Tat sehr hübsch aus, mit einer Bluse, die ihr sehr gut steht. Die Füße sehe ich zum Glück gerade nicht. Bin jedenfalls sehr froh, dass Frau N. jetzt gerade mit mir ausgeht und nicht mit der Dame aus dem Aufzug.
Zur großen Überraschung aller – vor allem zu meiner – habe ich am Samstag die Führerscheinprüfung Motorboot bestanden. Ich hatte noch eine weitere Fahrstunde mit einem anderen, sehr geduldigen Fahrlehrer, und habe sehr viel geübt, neben Theorie und Knoten vor allem Visualisierung der Manöver. Am Prüfungstag selbst war ich total überrumpelt, weil ich zuerst die praktische Prüfung ablegen sollte und nicht die theoretische. Ich konnte dann unter großem Druck und Streß alles abrufen, was ich gelernt hatte. Sehr überraschend. Der Fahrlehrer der ersten Stunde war während der Prüfung mit im Boot und ziemlich fassungslos.
Ich selbst habe die paar Tage vor der Prüfung echt gelitten und mich schrecklich gefühlt. Vielleicht erst einmal keine Prüfungen mehr für mich, außer denen, die einem das Leben ohnehin stellt.
Ich kriege öfter Komplimente für meine Intelligenz. Ich selbst finde mich gar nicht so intelligent. Insbesondere, wenn ich etwas neu lerne, dauert es oft ganz schön lange, bis ich es mir merken kann. Ich komme mir dabei regelrecht blöd vor. Ich halte mich allerdings für ziemlich hart, und kann eine Prüfungsvorbereitung auch durchziehen, wenn ich mich schrecklich dabei fühle. Ich habe Durchhaltevermögen und ich bin gut organisiert, ich glaube, das sieht von außen wie Intelligenz aus. Fühlt sich von innen aber nicht so an.
Es ist gar nicht so gut, hart zu sich selbst zu sein. Muss man gut dosieren, damit es schön bleibt. Hart, aber schön.
Meine Arbeit macht mir gerade ziemlich viel Spaß. Da ist es auch öfter mal hart, heute zum Beispiel ein Ritt wie auf einem schwarzen Hengst. Und ich werde niemals, niemals fertig, damit schließe ich so langsam, aaber doch eher widerwillig meinen Frieden. Ich kämpfe etwas damit, zu benennen, warum mir meine Arbeit Spaß macht. Es ist sehr abwechslungsreich, und das, was ich tue, erlebe ich oft als wirksam. Es hat auch oft etwas mit Ordnung schaffen zu tun, aufräumen, kanalisieren, anschieben, lenken.
Der zweite Fahrlehrer hat zu mir gesagt, ich solle nicht so fahren, wie mir der erste Fahrlehrer gezeigt hat. Ich solle es selbst entscheiden, wie ich fahre, und wie ich lenke. Denn ich bin die Schiffsführerin. Ich bin es, die am Steuer ist.