rot und schwarz

Gleichsam erschrocken und erfreut bin ich aus einem Traum aufgewacht. In meinem Traum bin ich Ron begegnet, einem Kollegen aus einer anderen Abteilung, der mich gerne mag und auch sonst ein sonniges Gemüt besitzt. Im realen Leben hat mich Ron vor ein paar Tagen mit einer Berührung elektrisiert – er hat nach meinem Handgelenk gegriffen, um die Uhrzeit von meiner Armbanduhr abzulesen, während ich gerade im Gesrpäch mit einer dritten Person war.
Womöglich sind dies die Wurzeln meines Traumes. Ron bittet mich um eine Flasche Weißwein. Ich kann ihm aushelfen; „twoday“ steht auf der Flasche. Wir stehen vor dem Kühlschrank in meinem Labor, und der Abstand zwischen uns veringert sich. Aus einem kurzen An-sich-drücken, wie es unter sehr guten Kollegen vielleicht gerade noch annehmbar ist, entwickelt sich eine Umarmung, Liebkosungen, und dann sein Körper auf mir. Wir liegen in meinem Bett, rote Kissen und schwarz-weiße Bettwäsche, ich unter ihm. Selbst im Traum kommt mir die Lust immer zu kurz vor. Sie endet, und Sperma klatscht mir auf die Brust.
Alles ist immer zu kurz, endet, bevor ich es will. Sie braucht es nicht zu wissen, sage ich, auch auf der Arbeit braucht es niemand wissen . Er guckt traurig, läßt sich nicht überzeugen, mit mir zusammen zu sein. Er hat eine Freundin, das ist nicht geträumt. Blond ist sie und hanseatisch, alles, was ich nicht bin. Kinder sind geplant.

Gleichsam erschrocken und erfreut. Erschrocken, weil ich ganz ohne Zögern anbot, die andere Frau zu sein.
Erfreut, weil es trotz allem doch ein schöner Traum war.

schlaf

was ich noch sagen wollte.

Ich mit Unkreativ im Auto.

Unkreativ: „die Leute sagen über Dich, Du wärst ganz anders als Dein Blog.“

ich (beunruhigt): „wie… anders?“

Unreaktiv: „viel lockerer, lebhafter und amüsanter. Gar nicht so depressiv.“

ich: „danke. Aber weißt Du, ich gebe mir eben Mühe, wenn ich unter Menschen bin. Den depressiven Wischmob lasse ich nur im Blog raus.“

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Ich bin nicht die einzige, die überrascht. Hinter „Mauzi“ verbirgt sich, anders als der Blogname vermuten läßt, eine sehr gescheite, scharfzüngige und entschlossene Frau. Wär‘ ich ein Mann, dann hätt‘ ich mich verliebt.

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Betriebskostennnachzahlung (500 Euro) wird geklärt. Sehr beflissener Hausverwalter stimmte mir zu, daß da was nicht stimmen kann. Wir warten auf die Werte von den Stadtwerken.

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Auto verliert Kühlflüssigkeit. Es gibt Dinge im Leben, die wiederholen sich. 367,95 Euro. Überziehungskredit.

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Nächste Woche Urlaub am Meer. Kurz vor den Urlaub habe ich seltsamerweise meistens keine Lust auf Urlaub. Gerade jetzt fallen mir die besten Experimente ein.
Urlaub kann ja auch eines sein.

Bürgersteigsbegegnungen

Junge Menschen beleben einen unheimlich. Nach einer Stunde mit meinem Nachhilfeschüler (Themen: Darwin, Homophobie, Summenformel der Photosynthese, Frauen quatschen immer alles tot) guter Laune und definitiv nicht mehr im Keller, sondern im ersten Stock, nach Hause gefahren. Auf Höhe des Plus-Marktes fallen mir zwei Jungs auf – Azubis, vielleicht siebzehn oder achtzehn, der eine in blauer Arbeitshose. Beide extrem gut drauf, vielleicht haben sie gerade eine Prüfung bestanden. Party! ruft der andere und streckt die Arme in die Luft. Bis ich eingeparkt und ausgestiegen bin, haben sie mich eingeholt. Wir gehen aneinander vorbei, und ich lächle ein wenig, weil ich guter Dinge und guter Laune bin.
Sagt der eine zu mir: „du hast aber schöne Brüste!“

Das hat mich dann doch sehr amüsiert.

es wird jetzt früher dunkel

Eine Depression ist wie eine Kellertreppe. Manchmal geht man nur drei Stufen hinunter, dreht sich wieder um und geht hinauf. Manchmal ist man so weit unten, daß die Tür nach draußen nur noch ein weit entferntes, helles Viereck in der Dunkelheit ist.Je weiter unten man ist, umso mehr Kraft kostet der Weg nach oben; und je weiter unten man ist, desto weniger Kraft hat man.
Ich weiß genau, wie es dort aussieht, wie es riecht. Wie sich der weiße Putz an meinen Fingern anfühlt. Gestern ging es fünf Stufen runter mit mir.

Draußen regnet es.

Frau Fragmente bekommt ein Magengeschwür.

– Betriebskostenabrechnung: fünfhundert Euro nachzahlen.
-> endlich rechnet sich mal die Mitgliedschaft im Mieterverein!
– heute zum Mieterverein gefahren.
– es regnet. Es regnet sehr.
– es ist Stau.
– unter solchen Bedingungen habe ich einmal den Teufel getroffen.
– endlich bin ich in der Forststraße.
– die Forststraße ist eine sehr lange Straße.
– 452, lese ich. Ich muß zur Nummer 25.
– ab Nr. 403: Baustelle, Vollsperrung, Umleitung.
– Frau F. kurvt durch die Stadt, Magen ist schon ganz übersäuert
– Frau F. trifft wieder auf die Forststraße. Nr. 300.
– sehr viel später: Forststraße 25.
– Schild an der Tür: bis 18.8. geschlossen.

Was tun? Frustkaufen wäre kontraproduktiv, außerdem habe ich das gestern schon gemacht wegen Herbstdepression. Frustfressen geht nicht wegen Magen. Und Pornos funktionieren bei mir nicht so.

Es regnet immer noch.

Timing ist alles.

Aufgestanden. Geduscht. 30 Minuten Haare gebürstet. 400 km Auto gefahren. Sehr gelangweilt. Angekommen. Meine Mutter und meinen Vater umarmt. Kaffee getrunken. Mir vom anstehenden Prozeß gegen die zahlungsunwillige Mieter der Wohnung meiner Eltern erzählen lassen. Ankunft Schwester. Schwester bewohnt das Haus meiner Eltern in deren Urlaubsabwesenheit. Großer Bahnhof, weil Schwester ihren Ehemann, ihren Hund und ihre beiden Pferde (!) mitgebracht hat. Danach mit Schwester und Hund kurzen Spaziergang gemacht. Das Gras steht sehr hoch, selbst auf den Feldwegen. Mich meiner Schwester sehr nah gefühlt. Mich klein gefühlt, nicht unbedingt auf negative Weise, einfach klein und jung und kindlich. Meine Schwester ist sehr schön. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, erscheint sie mir noch schöner, ganz schlank und wie eine Prinzessin aus dem Märchen.
Nach Hause gekommen, umgezogen und aufgehübscht. Mich gesorgt, nicht vorzeigbar zu sein. In schwarz gekleidet, mit offenen Haaren und Perlenohrringen, die mir meine Schwester zu Weihnachten geschenkt hatte, dann doch präsentabel gewesen.
Onkel Reinhold und Tante Sigrun abgeholt und zu siebt in ein edles Restaurant gegangen. Onkel Reinhold ist kein Nennonkel, aber auch kein richtiger Onkel. Er ist das Kind aus der 2. Ehe meines Großvaters mit einer jugoslawischen Adeligen; meine Mutter ist Kind aus der 3. Ehe meines Großvaters mit einer blutjungen Dolmetscherin. (Von seiner ersten Ehe mit einer Barpianistin sind leider keine Kinder und nur wenige Geschichten überliefert.) Onkel Reinhold ist bzw. war ein berühmter Rechtsanwalt, hat ca. 30 Bücher veröffentlicht und hat gerade eines in Vorbereitung. Er ist Experte für Verfassungsprozeßrecht und ein ziemlicher Narzißt. Insofern muß man sich keine Gedanken über das Tischgespräch machen; es geht sowieso den ganzen Abend nur um ihn. Als er mich gefragt hat, wie es bei mir denn so läuft, habe ich gelogen und gelächelt und gesagt: „alles blendend“, wie es von mir erwartet wurde.
Zwischendurch mußte ich ihn doch bewundern. Äußerst scharfsinnig, überaus gebildet. Wir sind eine Familie von durchgeknallten Intelektuellen, allesamt.
Nach mehreren Stunden und mehreren hundert verspeisten Euros nach Hause gegangen. Geschlafen. Aufgestanden. Die Eltern zum Flughafen gefahren. Meine Mutter extrem gereizt, wie immer, wenn sie unter Streß steht, hat mir auf der Autobahn erzählt, wie sehr sie unter dem Verlust ihres Vaters, meines Großvaters, gelitten hat. Und ich wußte nichts zu sagen, hatte Tränen im Hals. Laß uns einfach vor dem Flughafen raus, sagte sie, und zwei Minuten später waren sie weg.
Und so kam es, daß wir nicht über unseren Streit geredet haben. Kein weiterer Streit, keine Rumgeheule, keine unangenehmen und peinlichen Situationen für mich. (Und niemand hat gesagt, ich wäre zu dick.)
Vielleicht ist es nicht verwunderlich, daß mir mein Vater weiterhin fremd geblieben ist. Als hätten wir uns schon lange entfremdet, schon vor unserer eigentlichen Auseinandersetzung. Als wäre etwas an mir, daß ihn auf Distanz hält.

cleanliness is next to godliness

Momentan Putzfimmel. Hat damit begonnen, daß ich demnächst meine Eltern zum Flughafen fahren muß. In meinem Auto, das sie vor zirka zehn Jahren bezahlt haben. Es ist ein schönes Auto, wird aber von mir leider als Abstellkammer mißbraucht. Zweimal im Jahr sauge ich den Fußraum aus. Im Kofferraum befindet sich immer noch die Kühlbox, die ich beim Grillen mit zwei Berliner Bloggerinnen im Mai oder Juni ’05 dabei hatte. Und der Stil einer Malerrolle, mit der Frau Engl im Juli letzten Jahres freundlicherweise meine Zimmerdecke endrenoviert hat. In der letzten Woche habe ich jeden Tag zwei Tüten mit Kram aus dem Auto in die Wohnung (vierter Stock! kein Aufzug!) geschafft, wo er jetzt im Weg steht. Heute habe ich zwei Stunden lang eine sogenannte „Innenreinigung“ durchgeführt. Im Anschluß an die Außenreinigung, aber das hat die Waschanlage gemacht.
Zudem wurde ich vor ein paar Tagen in die Welt der Klappwischer (auch „Flachwischer“) eingeweiht. Sofort begeistert die Wohnung gefeudelt. Bett frisch bezogen etc. Hätte gerne auch noch die Fenster geputzt, war aber bedauerlicherweise zu dunkel.
Frage mich, ob der Putzfimmel ein Ventil für Streß sein könnte. Ich habe nämlich Streß wegen dem anstehenden Familientreffen samt Fahrt zum Flughafen, von Schiß ganz zu schweigen. Der Rat, man solle da doch am besten entspannt bleiben, hilft da auch nicht weiter. Andererseits – apropos „entspannt“ – ist mein Sexdrive zur Zeit ein wenig gesteigert. Könnte also auch was biologisches sein. Nestbautrieb. Hyperaktivität. Irgendwas mit dem Hypothalamus.
Einen Putzfimmel zu haben ist allerdings nicht das schlechteste.