kommentierte Links V

Ich möchte ein paar Empfehlungen aussprechen.

-> Rocco Poloczek [via Wondergirl.] Da bin ich vor einiger Zeit schon drübergstolpert, war aber leicht pikiert, weil dieser Text zu nahe an dem ist, was ich mache. Jetzt wiederentdeckt, und was soll ich sagen: ich habe ein Herz für selbstmordgefärdete, depressive, suchtgefärdete und ziemlich intelligente junge Männer. Geschmack hat er auch (Bukowski, Jim Knipfel), und bittere, wahre Klarsicht.

-> Kittykoma hat hier ein paar wirklich gute Kommentare hinterlassen, insbesondere den hier:

So richtig gönnen sie sich aber gegenseitig alle nichts. Schließlich muß/will Ihre Schwester mit der neuen Freundin glücklich werden nicht Sie, Frau Fragmente. Die Außenstehenden sehen immer zuerst, wenn etwas nicht stimmt bei einem Paar und wenn es nur die Augenhöhe ist. Es derjenigen wie auch immer mitzuteilen, das ist sinnlos und taktlos.

Ich habe meiner Schwester übrigens nicht meine Meinung über ihre neue Freundin gesagt. Für Ehrlichkeiten dieses Kalibers habe ich schließlich dieses Weblog. Mir ist es wichtig, daß ich hier jenseits aller political correctness aufschreiben kann, was ich wirklich denke. Es is sogar erklärtes Ziel, hier weder mich noch die anderen zu schonen. Dennoch schätze ich Kittys Worte sehr, denn fundierte Kritik kostet viel Mühe und ist daher… eigentlich ein Zeichen von Wertschätzung. Am ersten Satz ist was Wahres dran.
Leider sind Webloggeschichten immer nur Ausschnitte der Wirklichkeit. Was meine Schwester angeht, würde ich gerne drei Geschichten ergänzen wollen: eins, zwei, drei.

-> Ich hasse es, wenn Leute ihr Blog löschen. Der Salzblogger macht das ja auch immer wieder gerne. Jetzt ist er aber wieder da, unter neuer Url mit gewohnt wunderschönen Bildern: Salzblog.

-> Die Nachtschwester:

…wenn die Anwesenden beim Reanimieren auch nach einer Stunde noch keinen Schlußpunkt setzen wollen und im Adrenalinrausch, denn wann haben sie schon mal so viel Action, atemlos den Transport ins nächstgrößere Herzzentrum veranlassen, wenn dieser Patient dort druckmassierterweise in den OP geschossen wird, wenn auch dort kein Verantwortlicher Luft holt, um nach einem Blick in die weiten, lichtstarren Pupillen eine Sekunde lang über die Sinnhaftigkeit des folgenden Unterfangens nachzudenken, medizinisch, ethisch und auch finanziell, wenn im Verlauf der folgenden Notfall-Automatismen der Patient erstmal sicher an der Herz-Lungen-Maschine hängt, todsicher, weil sein Herz auch nach mehreren Stunden und Versuchen, von der Herz-Lungen-Maschine abzugehen, sich weigert, Blut auszuwerfen…

Wenn das mein Vater wäre, was könnte ich tun?
Würde ich sehen, das es vorbei ist?
Dürfte ich an seinem Bett sitzen, seine Hand halten,
wissend, daß es gut ist,
wenn die Maschinen eine nach der anderen langsam ausgehen.

-> Kathrin Passig im Chat/Interview [via Wirres.]

Mensa34: Wie steuert sich eigentlich die Riesenmaschine beziehungsweise die Zentrale Intelligenz Agentur?

Kathrin Passig: Steuert? Wie, steuert? Wir treiben natürlich hilflos dahin, von den Medien hierhin und dahin geworfen. Das spart sehr viel organisatorische Arbeit.

Ich fands lustig.

->Von Flickr via DailyIvy:

elephant

Blowjobs haben etwas magisches, finde ich. Obwohl durchaus anstrengend, sind sie in meiner Erinnerung immer verzauberte, amüsante, kindlich-verspielte Momente. Vielleicht, weil es das einzige Mal in meinem Erwachsenenleben ist, daß ich etwas konnte, einfach so, wie Kinder auf einmal irgendetwas können. Ohne geübt zu haben, ohne eine Schule besucht oder ein Buch darüber gelesen zu haben.

-> In meinen letzten kommentierten Links berichtete ich vom Weblog von Asia Carrera. Die giftgrüne Schrift auf dem pinkschwarz schraffiertem Hintergrund hat mich dann davon abgehalten, dieses Weblog länger zu verfolgen. Als ich kürzlich doch wieder nachschaute, was es denn so neues gibt, mußte ich feststellen, daß Asia Carreras Ehemann mittlerweile bei einem Unfall ums Leben gekommen war, während sie mit dem zweiten Kind schwanger war. Very tragic.

Pocket Symphony

ist der perfekte Titel für die neue Platte von Air. Sie ist großartig wie eine Symphonie, aber auch ein wenig belanglos wie etwas, das man in die Tasche stecken kann (Taschenbuch?). Ich habe sie in letzter Zeit sehr oft gehört, meist nebenher (Werktätigkeit, Hausarbeit, Zug-und Autofahrten). Sie läuft gut durch war in dem Zusammenhang mein häufigster Kommentar zu Freunden und Kollegen. Belanglose Hintergrundmusik mag man denken, aber dann fängt man auf einmal an, Riffs und Bruchstücke der Platte auch dann zu hören, wenn sie gar nicht läuft. Spätestens dann muß man sich eingestehen, daß man sie mag, diese Symphonie, und daß Air damit etwas großartiges gelungen ist.

Malorama prophezeite:

aber irgendwann gefällt einem die platte dann doch ganz gut, auch wenn einem jetzt schon vor der zweitverwertung als backgroundmusik [döngeldöngelblub] für zwanzigsekundeneinspieler in wissens-tv-magazinen auf pro7, home-improvement-shows auf rtl2 und kulturzeit-autorenporträts auf arte graut.

Er hat natürlich, wie übrigens in allem anderen auch, Recht. In der letzten Woche wurde ich zweimal Zeugin des Fernsehmißbrauches von Pocket Symphony: irgendein Gesunheitsmagazin auf Mdr (Thema: Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs) und „der große Finanzcheck: Wege aus der Schuldenfalle.“

Ich rate zum baldigen Kauf des Albums, bevor es für irgendeine Versicherungswerbung benutzt wird, die uns alle überflutet, und wir Air nicht mehr ertragen können.

Quality time

Eine Schwester zu haben ist gar nicht so schlecht. Meine hat vor ein paar Monaten ihren Mann verlassen und ist jetzt mit einer Frau zusammen, welche kennenzulernen ich am Wochenende das Vergnügen hatte. Ich konnte die Freunde meiner Schwester noch nie leiden, das ändert sich leider auch nicht mit dem Geschlecht. Und wieso haben Lesben immer diese Kurzhaarschnitte? Muß sich meine Schwester jetzt auch die Haare abschneiden? Wäre ihr Wechsel zum anderen Ufer leichter für mich, wenn ihre neue Freundin wenigstens der abolute Hammer wäre? Jedenfalls würde es mich freuen, und es würde mir auch Hoffnung für mich selbst geben, wenn meine Schwester – die übrigens schöner und auf jeden Fall schlanker ist als ich – mal jemanden nach Hause bringen würde, bei dem/der ich denke: wow! Genau. Paßt wie die Faust aufs Auge. Ich möchte nämlich, daß meine Familie das denkt, wenn ich mal jemanden nach Hause bringe.
Immerhin: vor dem Hintergrund der Partnerschaften meiner Schwester (der eine mit dem fünfzigtausend Mark Schulden, der eine mit den Adiletten, der eine, der ihr Auto zu Schrott gefahren hat) hatten meine Eltern keinen Anlaß, mir meine Partnerlosigkeit vorzuwerfen. Auf die Frage, wie es mit meiner Arbeit läuft, konnte ich sagen: ich will ja nichts beschwören, aber ich glaube, ich bin dem Durchbruch nahe. Das ist übrigens noch nicht einmal gelogen. Auf mein Gewicht kamen wir nicht zu sprechen; ich habe auch viel Zeit damit verbracht, das Navigationsgerät meiner Mutter zu reparieren (Hotfix ausm Internet geladen, auf SD-Karte kopiert etc.). Und dann wars auch schon wieder vorbei.

***

So. Und jetzt mal im Ernst, ohne das schnippisch-zickige. Es war ein schönes Wochenende. Ich habe meinem Vater eine Uhr geschenkt: eine edle Uhr für einen Gentleman. Es hat mich gefreut, daß er sich gefreut hat, aber noch mehr hat es mich gefreut, diese Uhr an ihm zu sehen. Am Samstag haben wir einen Spaziergang gemacht: mein Vater, meine Schwester, der Hund meiner Schwester und ich (meine Mutter hat ein künstliches Hüftgelenk). Der Besuch all dieser Ecken meiner Kindheit: der Bach, in dem ich mit meinem Hund gebadet habe. Der Garten, aus dem ich mal Trauben geklaut habe (sie waren sauer). Der Sportplatz, die Wochenendgrundstücke, die Äcker und Weiden. Wie alles anders wird mit der Zeit, das hat mich ein wenig melancholisch gemacht. Aber ich weiß, es ist nicht zu vermeiden.
Die Katze, die uns im Jahr meines Schulabschlusses zugelaufen ist, die ich mit Hundefutter angefüttert und mit Streicheleinheiten zum Bleiben verführt habe – ich glaube, sie wird dieses Jahr sterben. Lag ganz matt und dünn im Kübel vom Gummibaum. Meine Tante hat Krebs. Die Ärzte können den Tumor nicht finden, gestreut hat er schon. Ich kann sie nicht anrufen, ich trau mich nicht. Mein Vater erzählt manchmal Dinge ohne Zusammenhang. Meine Schwester ist dünn geworden und hat gar keinen Hintern mehr in der Hose. Ich bin dick geworden und habe eine Speckfalte überm Hosenbund. Meine Mutter ist zickig und launisch, aber auch nicht mehr als die Jahre vorher. Intellektuell ist sie nach wie vor umwerfend: Stadionscheinwerfer, wo bei anderen nur ein Nachttischlämpchen brennt. Sie hat mir ein Kompliment gemacht für meinen Geist, das ging runter wie Öl.
Die Geschichten meines Vaters sind immer noch toll. Ich habe mir von ihm die Haare schneiden lassen (nur ein paar Zentimeter von dem halben Meter). Es war ein gutes Gefühl, ihm vertrauen zu können.

Eine Frage habe ich mitgenommen: ist es wirklich so, daß meine Eltern mich kritisieren, an mir herummäklen? Oder ist es vielleicht so, daß ich selbst mit manchem Punkten unzufrieden, unglücklich bin und daß meine Eltern nur ein Spiegelbild auf mich zurückwerfen?
Mehr im Einklang mit sich selbst zu sein ist die Lösung für viele Probleme. Es ist nur nicht so leicht zu bewerkstelligen.

Wahrheiten

Du zeigst mir Bilder von deiner Wohnung. Wohnzimmer, Bad, Arbeitszimmer. Im Arbeitszimmer hängt über dem Schreibtisch eine Pinnwand mit Fotos. Eines, das erkenne ich sofort, zeigt dich und deine Freundin. Auch wenn sie jetzt deine Exfreundin sein mag, auf diesem Portaitfoto seid ihr unverkennbar ein Paar.
Ich mag nur das Foto eines Fotos gesehen haben, und auch nur einen Moment, bevor Du weiterklickst zu Küche und Flur. Aber nun weiß ich, was du siehst, und das sollte ich nicht vergessen.

luxuries

Robert Smith wurde kürzlich interviewt. (RAG Magazine via Chainofflowers, kein Permalink möglich).

What do you do when you are not focusing on music?

I have the ideal life that people would like, in that my work is probably the thing that I enjoy the most, and I do it when I feel like it. I kind of go for walks, and I am trying to take up astronomy in a more serious way over the last few years. I am trying to catch up on a lot of things that I’ve missed on film and television over the last few years when I’ve been on the road. I’ve been reading books actually. That’s been my biggest chore. I think I read about 15 books in the last two months. And [I do] things that seem really dull, but actually just sitting down and thinking, „I can read until I finish this book and no one can interrupt me.“ It’s that kind of luxury that I really value still. It’s something that when I was in school I used to dream about – not being interrupted. It’s that part of what I do that Ienjoy the most.

Ich interviewe mich dann mal selbst (via Anke Gröner und dem Litblog).

Gebunden oder Taschenbuch?

Taschenbuch. Gebundene Bücher sind mir zu schwer, ziehen an meinen Armen und zwingen mich in Lesepositionen, aus denen ich mich Stunden später unter großen Schmerzen entwinden muß.

Amazon oder Buchhandel?

Sehr oft Amazon – ich schätze die Zuverlässigkeit. Nahe an meiner Wohnung gibt es eine Packstation, dorthin lasse ich mir die Pakete liefern und muß keine Sorge haben, ich könnte die Öffnungszeiten verpassen. Schlange stehen muß man auch nicht und mittlerweile kennen wir uns so gut, daß ich nur 30 Sekunden brauche, um an mein Päckchen zu kommen.
Allerdings liebe ich die Atmosphäre in Buchhandlungen – sobald ich eine betreten habe, legt sich eine meditative Stille über mein Gemüt.

Lesezeichen oder Eselsohr?

Lesezeichen. Ich nehme mir in der Buchhandlung immer drei oder vier kostenlose Lesezeichen mit, doch Rätsel der Welt – nie habe ich eines, wenn ich es brauche. Daher gibts in meinen Büchern eine Menge Post-Its, Postkarten, Verpackungsbruchstücke , Karteikarten und Einkaufszettel.

Ordnen nach Autor, nach Titel oder ungeordnet?

Grobe Ordnung nach von mir selbst festgelegten Kriterien: englischsprachig, Science Fiction, anderes. Bücher von einem Autor stehen in der Regel zusammen.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?

Ich habe gute Erfahrungen mit Tauschticket gemacht, besonders, da man nun kategorienübergreifend tauschen kann.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?

Schutzumschlag behalten, Banderolen und Aufkleber wegwerfen.

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?

Auch ein Grund, weshalb Taschenbücher geiler sind.

Kurzgeschichten oder Roman?

Anthologien sind mir ein Graus.

Sammlung (Kurzgeschichten von einem Autor) oder Anthologie (Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren)?

Weder noch.

Harry Potter oder Lemony Snicket?

Harry Potter.

Aufhören, wenn man müde ist oder wenn das Kapitel endet?

Hier kommt der Bezug zu obigen Interview: ich lese am Liebsten ein Buch am Stück, ohne Unterbrechung. Letztes Jahr im Urlaub habe ich genau dies getan – morgens angefangen und abends war ich dann durch. Es ist mir als ein wundervoller Tag in Erinnerung geblieben. Allerdings sollte es dann auch ein gutes Buch sein.

„Die Nacht war dunkel und stürmisch“ oder „Es war einmal“?

Dunkel und stürmisch kling gut.

Kaufen oder Leihen?

Wer hier aufmerksam mitliest, weiß, daß meine Jugend nicht unbedingt einfach war. Mit dreizehn wurde ich verkloppt und habe außerdem die Erfahrung gemacht, daß alle zugeschaut haben, mir aber niemand geholfen hat. Ich half mir dann selbst, indem ich die Schulbücherei betreute. Damit entzog ich mich sowohl den Schlägern als auch der Ausgrenzung durch die Mitschüler. Auch in den kleinen Pausen oder in langweiligen Unterrichtsstunden – ich hatte immer ein Buch. Ab siebzehn hatte ich dann auch wieder Freunde (Schulwechsel). Höchste Zeit, die Schulbücherei und die Kleinstadtbücherei hatte ich schon durch und fing gerade mit der Kreisstadt an, aber da mußte mich immer jemand fahren.

Heute kaufe ich die Bücher, die mich interessieren. Ich verliere immer so schnell den Überblick, was die Leihfristen angeht.

Neu oder gebraucht?

Eigentlich egal. Meistens neu aus praktischen Gründen, aber auch mit Tauschticket habe ich, wie gesagt, keine Probleme.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?

Niemals Beststellerliste. Manchmal Rezensionen & Empfehlungen in Print, TV oder Weblogs – insbesondere mit den Empfehlungen des Guardians habe ich gute Erfahrungen gemacht. Manchmal lasse ich mir sogar Bücher von Amazon empfehlen. An manchen Tagen kaufe ich mir gezielt ein ungezieltes, also durch Stöbern entdecktes Buch. Mir fällts übrigens schwer, an Remittenden bei Woolworth oder im Supermarkt vorbeizugehen.

Geschlossenes Ende oder Cliffhanger?

Geschlossenes Ende ist besser, aber da ich durchaus auch Science Fiction/Fantasybücher lese, die oft als Serie angelegt sind, bin ich Cliffhanger gewohnt.

Morgens, mittags oder nachts lesen?

Wenn möglich, in einem Rutsch. Ansonsten unterbrochen durch meine Arbeit oder womöglich nicht zuende gelesen.

Einzelband oder Serie?

Wenn Serien, dann bitte überschaubar und möglichst alle schon veröffentlicht, damit ich sie in einem Rutsch… Siewissenschon.

Lieblingsserie?

Die vier Bücher über Alanna (die schwarze Stadt, im Bann der Göttin, das zerbrochene Schwert und das Juwel der Macht) haben mir sehr gefallen. Ich versuche, sie in jeder Lebensphase einmal zu lesen, immer wieder mit neuem Blick auf die Geschichte und die Details.
Leider sind nicht alle Bücher von Tamora Pierce so stark.

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?

I who have never known men.

Lieblingsbuch, das du letztes Jahr gelesen hast?

Dasselbe wie die Gröner, dasselbe wie der Hammerschmitt: Kazuo Ishiguro – never let me go.

Welches Buch lesen Sie gegenwärtig?

Die wunderbare Midori hat mir am Sonntag dieses Buch geschenkt. Ich habe schon etlichen Nachtschlaf geopfert, um es zu lesen. Ich finde es gut erzählt, wenn auch der Klappentext, der so gut wie Sex verspricht, lügt. Erstens ist Sex Sex und lesen ist lesen, zweitens ist der im Buch beschriebene Sex eher eklig, klebrig, aufgezwungen und mechanisch – was nur die Qualität des Buches unterstreicht. Ganz großes Dankeschön, Midori!

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?

Evelyn Waugh: Brideshead revisited.

Habe ich mit Fünfzehn zum ersten Mal gelesen, weil ich mit zwölf so viele der zwölf Folgen der BBC-Serie gesehen habe, wie meine Eltern erlaubt haben. In der Serie besorgt es Charles seiner großen Liebe bei der Atlantiküberfahrt auf der Queen Elizabeth. Die Schauspielerin hatte unwahrscheinlich große Brustwarzen. Meine Mutter hatte eine Penguin-Taschenbuchausgabe aus den Sechzigern. Die Liebesszene kommt erst im letzten Drittel, und im Roman macht Charles einfach die Tür hinter sich zu, aber bis dahin hatte mich die Geschichte schon völlig in den Bann gezogen. Es ist eine der vielschichtigsten Geschichten. Alle paar Jahre lese ich es erneut – ich habe schon Sorge, das Penguin-Bändchen könnte auseinanderfallen. Immer lerne ich ein wenig dazu über die Liebe und ihre vielen Gesichter: die Liebe zwischen Charles und Sebastian. Die Liebe zwischen Charles und Sebastians Schwester. Sebastians Liebe zum Alkohol. Die Liebe seiner Mutter zu Gott. Die Liebe des Lord Marchmains.

Über die Liebe weiß ich wenig. Es gibt schlechtere Orte, an denen man nach ihr suchen kann, als in einem Buch.

[weiter an Midori, Modeste, Bomec, Remington und Referral.]

mehr Disziplin

Du solltest nicht so nah neben mir stehen.
Du solltest mir nicht so nah stehen.
Du solltest nicht so freundlich zu mir sein.
Du solltest nicht so strahlen, wenn du mich anschaust.
Du solltest dich nicht so lange mit mir unterhalten.
Du solltest es nicht so sehr genießen, mit mir zu reden.
Du solltest nicht über meine Witze lachen.
Du solltest nicht meine Gesellschaft suchen.

Ich sollte nicht glauben, daß ich Deine Freundin sein könnte.
Du solltest es mir nicht so schwer machen.

Denn am Ende wird die Frau an Deiner Seite
ein Mädchen sein. Schlank. Jung. Naiv.
Und in allem ganz anders als ich.

Ich mache mir Gedanken. Ob ich mich ändern soll.
Ob ich Zehen und Ferse abschneiden soll
damit der Schuh mir paßt.
(Auch das wäre keine Garantie.)

Am besten, glaubs mir –
gehst Du in die eine Richtung, und ich in die andere.
Wir können keine Freunde sein.

Mir bleibt der Trost von Epikur.
Der Schmerz dauert nicht lange, sagt er.
Berge von Männern, die ich überwunden habe.
Dieser Berg noch vor mir –

und dahinter?