Ich bin, glaube ich, fertig, also fertig mit den Weihnachtsvorbereitungen und damit auch fertig mit dem Jahr. Alle Geschenke sind gekauft und geliefert, verpackt und übergeben. Es gab sogar schon ein paar von anderen für mich. Das Weihnachtsmenü ist geplant, ich war schon einkaufen und der Kühlschrank ist voll – wahrscheinlich reicht es bis Silvester.
Ich habe den ganzen Dezember über immer mal wieder ein Zimmer geputzt, und zwar so richtig gründlich: im Bad und in der Küche ausgemistet, ein oder zwei unschöne Ecken mit mit einem Korb aufgewertet, die Dusche geschrubbt, Kleidung aussortiert, Fenster geputzt, die Küchenmöbel abgewischt. Der Adventskranz und die Weihnachtspyramide stehen und haben sogar schon ein paar Mal geleuchtet. Gestern wurden weihnachtliche Blumen geliefert. Ich besitze nun sogar drei Pyjamahosen mit weihnachtlichem Muster.
Insgesamt hatte ich schon viele Jahre nicht mehr so eine schöne Adventszeit. Ich war überraschend oft auf dem Weihnachtsmarkt, habe sehr gute Crepe gegessen und okaye Wurst, ich habe mich häufig mit Freundinnen getroffen und auch die Zeit allein zuhause sehr genossen, mit Musik und Zeit zum Lesen.
Gearbeitet habe ich auch, und mich Anfang Dezember sehr geärgert über ein Committee, dessen Mitglied ich nicht sein wollte, und bei dem ich abstimmen sollte für Sachen, bei deren Gestaltung ich kein Mitspracherecht hatte. Das ist dann alles leicht eskaliert, zwei CEOs waren auch dabei, einer immerhin derselben Meinung wie ich. Hinterher bin ich dann angerufen worden, kann sein, dass es eine subtile Drohung gab, mir den Bonus zu kürzen, kann aber auch sein, dass ich das missverstanden habe.
Jedenfalls: das mit dem European Head of wird nix mehr, ich möchte nämlich nicht mehr. Auch befreiend, das zu erkennen, auszusprechen, hinzutippen, anzuerkennen. Es ruckelt noch etwas in mir, wie das bei großen Veränderungen immer so ist. Es ist aber für mich schon jetzt, in diesen zwei oder drei Wochen, ein ziemliches Plus an Lebensqualität spürbar. Weil ich einen Hauch weniger mache, nicht immer alles ausschöpfe, was machbar und denkbar ist. Was mir wichtig ist, mache ich immer noch zu 100 Prozent. Das weniger wichtige auch mal nur halbherzig. Und ein paar wenige Sachen nun eben gar nicht mehr – ich glaube nicht, dass es jemanden auffällt, vielleicht findet der eine oder die andere, insbesondere außerhalb von Deutschland, meine fehlende Einmischung sogar sehr gut.
Die Datenlage ist noch zu schwach, es kann auch sein, das bei dem, was ich jetzt an Entlastung spüre, doch mehr externe Faktoren beteiligt sind, als ich glaube. Gerade wirkt es aber so, als ob die paar Prozentpunkte an Intensität, die ich aus dem Beruf rausgenommen habe, mir gerade sehr viel mehr Energie und Muße für anderes geben.
Für morgen habe ich mir vorgenommen, bis 17 Uhr zu arbeiten, und dann nur nch weihnachtlich zu chillen. Ich glaube, das werde ich schaffen.