heute!

Klitzekleines Bloggertreffen in Duisburg. Wir sind wohl zu fünft und haben noch Platz, gerne auch für Nichtblogger.
Ich lese vielleicht was, so zur Probe. Bei den 712 Beiträgen aus den letzten 928 Tagen sind auch zwei oder drei dabei, die nicht depressiv, sondern sogar ein wenig heiter sind.

gegenüber.

Es gibt nichts zu erzählen. Mir geht’s gut und meine Laune ist super. Vielleicht, so denke ich in stillen Momenten, muß das alles so sein. Komisch, diese Wellen. Mal oben, mal unten.
Jedenfalls gibt es nichts zu erzählen (allenfalls von meinem Zahn, aber das interessiert ja niemanden – du bist jetzt eben in dem Alter, in dem die Zahnprobleme anfangen, sagt meine Freundin Ruth, fünf Jahre älter.) Deshalb möchte ich von meinem Nachbarn erzählen. Ich habe viele interessante Nachbarn, und in den heißen Tagen des Sommers wars auf dem Hof spannender als in der Lindenstraße. Dieser Nachbar allerdings macht eher optisch auf sich aufmerksam. Er wohnt in der Wohnung auf der anderen Straßenseite, mir gegenüber. Wenn ich die Balkontür öffne – und das ist in der Regel das erste, was ich nach den Aufstehen oder nach dem Heimkommen tue – dann fällt mein Blick automatisch in die Richtung seines Wohnzimmerfensters. Mein Nachbar hat einen großen Fernseher. Einen sehr großen Fernseher, so daß ich – obwohl uns eine nicht unbeträchtliche Distanz in Metern trennt – in der Regel sagen kann, welches Fernsehprogramm er im Moment anschaut. Mein Nachbar fasziniert mich vor allem dadurch, daß sein Fernseher immer läuft. Egal, wann ich aufstehe, egal, wann ich nach Hause komme, auch nachts um drei – drüben läuft der Fernseher. In einer lauen Nacht stand ich einmal auf dem Balkon und mein Blick fiel auf seinen Fernseher. Der gesamte riesige Bildschirm wurde ausgefüllt von einem… äh… Schwanz. Seitdem trägt mein Nachbar den Namen Pornguy . Einmal, ein einziges Mal, habe ich ihn auf seinem Balkon gesehen. Der Winter war sehr lang gewesen; es waren die ersten richtig warmen Tage. Pornguy sonnte sich mit Sonnenbrille und nacktem Oberkörper. Pornguy ist ungefähr so alt wie ich, vielleicht ein wenig älter. Sein Oberkörper ist schlacksig, dünn – und das überrascht vielleicht nicht – etwas käsig.
Versehen mit diesen Hintergrundinformationen treibt mich seit langem eine Frage um: was arbeitet Pornguy? Arbeitet er überhaupt?
Meine Frage wurde vor etwa einer Woche beantwortet, und zwar mit einem Job, den ein Schriftsteller Pornguy nicht geben würde, weil es zu konstruiert wirken würde. (Kürzlich hat mich jemand gefragt, ob ich eine bestimmte Geschichte aus diesem Blog erfunden hätte. Nein. Ich erfinde hier gar nichts. Es ist alles wirklich so passiert. Mich interessiert allein die Wirklichkeit.) Also: vor Pornguys Haus hielt ein Leichenwagen. Pornguy (schwarze Hose, weißes Hemd) stieg ein. Da er erstens ziemlich mit dem Fahrer herumgealbert hat und zweitens jetzt regelmäßig von diesem Bestattungsfahrzeug abgeholt wird, nehme ich stark an, daß es nicht um eine persönliche Angelegenheit, sondern um etwas berufliches geht. Pornguy ist Leichenwagenfahrer/ Leichenwäscher/ Arbeiter im Bestattungswesen/ Sargträger.

Manchmal frage ich mich, ob Pornguy ein Blog hat. Wäre möglich. Ich hoffe, daß ich nicht darin vorkomme. Wenn ja – was gäbe es über mich zu erzählen? Ich laufe oft unzureichend bekleidet durch meine Wohnung (ich hoffe, er hat kein Photoblog). Auch ich schaue viel fern (gestern fiel mir zum Beispiel auf, daß ein bestimmter Fernsehbeitrag für ein Magazin recycled wurde). Manchmal stehen auf meinem Couchtisch Teller und Gläser von zwei oder drei Tagen, aber das kann er, glaube ich, nicht sehen. Eigentlich bin ich nicht besonders interessant. Und selbst wenn ich es wäre, es bleibt wohl dem Auge verborgen, so wie mir das Leben von Pornguys doch im Grunde genommen verborgen bleibt.

Suchanfragen

suche3

Ob man verliebt ist, erkennt man daran, daß

1. es weh tut
2. die Gedanken um die Person kreisen, in die man verliebt ist.

Nach ein paar Monaten legt sich das aber wieder, vergleichbar mit einer großflächigen Hautabschürfung nach einem Fahrradsturz. Sich zu verlieben passiert übrigens mit der gleichen unerwarteten Heftigkeit; plötzlich und in der Regel nicht vorhersehbar.

Katzen pinkeln oft in die Wohnung, weil sie sich vernachlässigt fühlen. Kann aber auch eine Blasenschwäche sein.

Blogmich ’06

Glamourdick ist ein wundervoller Gastgeber und wohnt in der schönsten Wohnung Berlins. Ich sitze auf seiner Dachterrasse, in der Hollywoodschaukel, für die Brittbee die Bezüge genäht hat, und lasse mir die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen.
Keiner von uns beiden hat eine Uhr, also gehen wir los, als die Sonne gerade untergegangen ist. Eisenbahnstraße, das gefällt mir.
An der Bar steht Moni mit Isabo. Ich habe Moni noch nie getroffen, erkenne sie aber aufgrund des Photos in ihrem Blog. Ich stottere ein wenig, als ich mich vorstelle. „Ich bin Frau Fragmente!“ mag ich im realen Leben nicht sagen. Also sage ich „Hi! Ich blogge unter fragmente Punkt twoday Punkt net“ und komme mir blöd vor, doch Moni und Isabo sind sehr nett zu mir.
Hinten auf der Couch sitzt DocDee, die ich zwar kenne, aber erstmal nicht erkennen – ich hatte sie mit grünen Haaren in Erinnerung. Ich setzte mich zu ihr und freue mich. DocDee ist mein Liebling. Nur verkuppeln kann ich sie nicht mehr (mit dem Nachhilfeschüler), denn, so stelle ich fest: sie ist nicht mehr zu haben.
Zu ihrer Rechten sitzt Termo, introvertiert, ihm gegenüber, extrovertiert, Uke, in einem türkisfarbenen paillettenbesticktem Oberteil.
Auftritt Parka Lewis, den ich ja heimlich halboffiziell verehre. Später werde ich mir wünschen, ihm besser zugehört zu haben, aber es war nicht still genug. Vielleicht war ich es, die nicht still genug war. Partylaune und Gin Tonic.
Dafür unterhalte ich mich gut mit undundund (und Pit, der Melone), der als (Mit)Organisator des Blogmichs großes Lob verdient und auch sonst ein cooler Typ ist. Der, dessen Weblog ich regelmäßig und gerne lese, ist, um das Klischee zu bemühen, am andersten als ich ihn mir vorgestellt hätte (anders als unser Weblog sind wir ja alle). Neu lerne ich Vierterstock (tolle Locken) und Madame Sauvage (toller Job, man sieht sich in Frankfurt) kennen. Apropos, Bandini ist auch da, äußerlich verlotterter als in Neuss, innerlich jedoch viel sympathischer.
Überrascht bin ich durch die Begegnung mit Bastian (Weblog?), der die berliner Bewegung „alles außer Sport“ gegründet hat, bei der ich stilles Mitglied war, als ich noch in der Hauptstadt weilte. Zum aktiven Mitglied habe ich es nie gebracht, weil: die machen tatsächlich Sport!!!
Begeistert hat mich auch die wunderschöne Frau des Ronsens, mit der ich zu später Stunde eine wissenschaftliche Unterhaltung hatte (ansonsten habe ich mich bemüht, das Skalpell in der Tasche zu lassen.)
Mehr Zeit hätte ich mir mit der Schwadroneuse und Frau Engl gewünscht, Mequito verpasse ich ganz.

Mein liebster Gesprächsfetzen: Parka sagt, er stelle sich mein Leben im Ruhrpott so vor, daß ich in einem grauen Gebäude aus Waschbeton arbeite, in einer grauen Grubenarbeitersiedlung schlafe und daß es die ganze Zeit regnet.
Und ich habe keinen Sex!, sage ich und muß sehr lachen, weil seine Beschreibung gleichzeitig wahr und comic-haft ist. Dann fühle ich mich ein bisschen vulgärer, als mir lieb ist.
Schließlich erzähle ich die Geschichte vom White Russian, und sie wird schöner, größer, wahrer als ich gedacht hätte. Dennoch kommt sie mir nicht wahrhaftig vor. Obwohl nichts daran gelogen oder erfunden ist, der Kuss nicht, der Schnee nicht, die Pointe nicht, erfasst sie doch den wahren Kern dieser Zeit in meinem Leben nicht. Und so stehe ich danach ein wenig erschöft draußen vor der Tür; mein rechtes Auge tränt, da ist mir wohl was reingeraten, und leise fängt es an zu regnen.