loslassen

Den wunderbaren Glam getroffen, mir sogleich sein Buch von ihm signieren lassen und ihn mit meiner Theorie des Loslassens zugetextet. Dabei wirr, aber emotional argumentiert: daß man die Wünsche loslasssen muß, die sich nicht erfüllen lassen.
Darauf der Glam zu mir: „du mußt nicht loslassen.“

Ich weiß nicht, woran es lag, aber etwas an diesem Satz hat mich sehr gerührt, wie ein Pflaster auf einer Wunde, wie Regen auf ausgedörrter Erde. Ich glaube übrigens nicht, daß er Recht hat, aber es lag so viel Zärtlichkeit in der Art, wie er es gesagt hat. So viel Trost in einem einzigen Satz.
Und ich hatte ganz kurz die Vision von jemand anderem, der diese Worte zu mir sagt, jemand, den ich noch nicht kenne, dem ich noch nicht begegnet bin, aber dessen Weg der meine kreuzen wird, irgendwann.

Dann aber denke ich, daß ich auch diese Hoffnung loslassen sollte.

everyone I ever slept with.

Mal in die Google Bildersuche eingeben. Überraschende Ergebnisse.

Nr. 1: sieht netter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. In mir steigt ein wohliges Gefühl auf, als ich sein Bild sehe. Es war viel Wärme zwischen uns. Das sollte ich in Erinnerung behalten, und nicht, was mich enttäuscht hat.
Trägt einen Ehering. Hat wahrscheinlich die Frau, mit der er vor und nach mir zusammen war, geheiratet („Conny“?).

Nr. 2: kein Bild gefunden. Ich schätze, er arbeitet noch immer im Steuerberatungsbüro seiner Eltern in einer kleinen süddeutschen Stadt.

Nr. 3: es tut mir leid. Mir fällt der Nachname nicht mehr ein. Da habe ich mal wieder sehr gründlich verdrängt. Ich habe ihn aber vor ein oder zwei Jahren in derselben Disco getroffen, in der wir uns 1999 oder 2000 kennengelernt hatten. Er sah genauso aus wie damals. Die Disco sah genauso aus wie damals. Nur ich war eine andere.

Nr. 4: Bild gefunden. Ein gewisses attraktives Funkeln in seinen Augen ist nicht abzustreiten. Schreibt auch wieder, bin allerdings nicht über den zweiten Absatz hinaus gekommen. Ich denke manchmal an seine Narbe, die ihn vom Brustbein bis zum Schambein zerteilte, und was so etwas aus einem Menschen macht.

Nr. 5: hat mir seinen Nachnamen nie verraten, Bildersuche ist sinnlos. Dennoch wäre es falsch zu glauben, wir hätten uns nicht nahe gestanden. Zumindest sehe ich das so.

Zugabe 1: Karl, mit dem ich unbedingt schlafen wollte, als ich zur Schule ging. War damals cool, trug nur schwarz, rauchte filterlose Roth Händle und spielte Bass. Ging dann zur FDP, woher auch die Bilder stammen. Affektierte Körperhaltung, Anzug, rasierte Koteletten, Ehering. Ist jetzt Pressesprecher.

Zugabe 2: ich habe ein Bild von Paul gefunden. Er sieht ehrlich gesagt ziemlich scheiße aus. Dünn, bleich, die Haare schwarz gefärbt und strähnig ins Gesicht hängend. Er trägt einen Pullover, der mir unheimlich bekannt vorkommt, dabei ist das Bild sicherlich jüngeren Datums als unser Zusammentreffen. Schägt eine akademische Laufbahn ein, was zu erwarten war.

(ohne Titel)

Die mittelgroße Wolke, sichtbar zwischen zwei Häusern, die an den Rändern gelb, orange, rötlich leuchtet, weil hinter ihr die Sonne strahlt.
Das sieht mein Auge, und ich merke, daß ich mich leicht fühle. Froh. Glücklich.
Es klingt kitschig, es klingt langweilig, wenn ich das so hinschreibe. Aber so ist es, und ich will doch hier die Wahrheit erzählen. Will nicht verschweigen, daß ich manchmal denke, daß ich ein wunderbares Leben habe.

(ohne Titel)

Was ich ja gerne können würde: dem Mißmut fremder Menschen mit Gleichgültigkeit begegnen.
Die Kassiererin, die findet, daß ich zu langsam einpacke. Zum Einpacken sind die Packtische da!
Der Mann in Auto hinter mir, der findet, daß ich zu langsam einparke. Er hupt ein paar Mal, fährt dann kopfschüttelnd an mir vorbei. Wie kann man aber auch so blöd sein.

heute mal was einfaches

Ein Fragebogen von Novesia.

1. Nennen Sie ein Weblog, das Sie sehr oft und gerne besuchen. Warum?

Gesprächsfetzen (intellektuell äußerst stimulierend)
DocDee (ich spüre da eine innere Verbundenheit)
Marcus Hammerschmitt, besonders, wenn er so schreibt. Eine gute Erinnerung, sich mal sein neues Buch zu kaufen.
(War ja klar, daß ich mit der Nennung eines Weblogs nicht auskomme.)

2. Nennen Sie zwei Lebensmotti.

Ever tried? Ever failed?
No matter.
Try again. Fail again.
Fail better.
(Samuel Beckett)

There is baby
there is
a sudden happiness

3. Drei Songs, die Sie gerne hören. Was mögen Sie daran?

a) Bernd Begemann: ich spiele mit dem Gedanken. Ich mag die Melancholie, die Wahrheit und das Gedankenspiel dieses Songs.

b) im Moment höre ich gerne „the moon is hiding in her hair“ vom Julia Hülsmann Trio. Den Song hat mir der nette Herr Jazzlounge geschenkt. Ich mag das Piano.

c) Alles von The Cure. Es ist unmöglich, sich für einen Song zu entscheiden.

4. Welche vier Lebensmittel oder Speisen verabscheuen Sie? Woran liegt das?

Fenchel. Es liegt am Geschmack.
Weichgekochte Karotten. Roh oder knackig blanchiert esse ich sie ganz gerne.
Rosenkohl. Schmeckt muffig.
Alle Speisen, die übermäßig mit Oregano (schmeckt schimmelig) oder Kümmel (schmeckt wie Fenchel) gewürzt sind.

5. Nennen Sie fünf Kinofilme, die Sie 2006 gerne ansehen würden.

Ich passe. Kino = andere Menschen, die mich stören und mir auf die Nerven gehen. Ich bin mehr so der DVD-Typ.

6. Welche sechs Wörter fallen Ihnen spontan ein? Wie lautet der Kontext?

Paul. (Ein Text, den ich gerade recht erfolglos schreibe.)
Vater, Telefonanruf. (Steht ins Haus. Ich habe ein wenig Angst.)
Pfefferminztee, Battarien (AA), Gemüsemais. (Auszug aus meinem Einkaufszettel für heute)

7. Von wem wünschen Sie sich die Beantwortung dieses Fragebogens?

Parka und der Hammerschmitt machen bei sowas nie mit.
Also wünsche ich mir:
DocDee,
Remington,
und Glam.

give hope

Am Wochenende zum ersten Mal seit einem dreiviertel Jahr Berlin vermisst. Vielmehr: den Sommer in Berlin. Die Abende, an denen ich arbeitsmüde nach Hause kam, den schweren Laptop über der Schulter, die Revaler Straße entlang, vorbei an verfallenen Bahnanlagen, dahinter die Gleise, Import und Export, der Gebrauchtwagenhandel mit beiden Hunden, die die Schrottautos bewachten, manchmal bellten sie mich an, wenn ich vorbei ging, manchmal blinzelten sie nur. Ich konnte die Sterne sehen, irgendwo zirpte eine Grille, sonst war alles ruhig.

givehope1

Robot von Robot und Linda schreibt mir eine eMail, er wohnt jetzt auch nicht mehr in Berlin. Ist er es wirklich? Gab es je einen wirklichen Robot?

Auch anderswo ist der Sommer schön.

zwei

Heute vor zwei Jahren habe ich dieses Weblog begonnen.

In dieser Zeit habe ich versucht, meine Makel und Schwächen zu beseitigen, bin daran gescheitert und bemühe mich nun, sie zu akzeptieren. Seitdem ich das tue, geht es mir besser; es kommt mir so vor, als würde ich da Leben näher an mich heranlassen und somit auch das Glück der kleinen Dinge öfter spüren können. Manchmal meldet sich eine nagende Stimme im Hintergrund und wirft mir vor, ich hätte es einfach nicht hart genug probiert. Aber man muß sich entscheiden, und man kann nur einen Weg gehen: Makel beseitigen oder Makel akzeptieren.

Trotz all meiner Schwächen: ich mache vieles richtig in meinem Leben. Ich bin froh über meinen inneren Reichtum. Es ist ein gutes, manchmal auch ein spannendes Leben, und ich lebe es gerne.