25/30

Ablage gemacht, Kleidung aussortiert, weggeräumt und auf Winter umgestellt, ein paar neue Sachen bestellt, die Schwimmsachen endgültig weggeräumt, Wäsche gewaschen, meine Kindle-Bibliothek durchgesehen und eine Shortlist der demnächst zu lesenden Bücher erstellt, Musik gehört, ein Buch quergelesen (hat sich als Erotikroman ohne viel Handlung herausgestellt), die Weihnachtspyramide aus dem Keller hoch- und ein paar andere Dinge runtergebracht, und gerade eben noch die Vorratsschublade in der Küche ausgemistet.

Alles ging mir heute ein bisschen leichter von der Hand als erwartet. Die Strukturen, die ich in den letzten Jahren geschaffen habe, zahlen sich aus. Es hilft außerdem, nicht erschöpft von einer Arbeitswoche zu sein.

Nicht glücklich gewesen, aber auch nicht traurig.

24/30

In die Kreisstadt gefahren, um meinen Pass (und Perso) verlängern zu lassen. Das ist alle zehn Jahre notwendig; technisch gesehen sind die Dokumente nicht verlängerbar, sondern werden neu ausgestellt. Schöne Passfotos hatte ich ja bereits neulich machen lassen.

Das für mich zuständige Bürgerbüro befindet sich in der Fußgängerzone der Kreisstadt, zu dem das Dorf, in dem ich wohne, gehört. Von der Kreisstadt kenne ich hauptsächlich den Rewe, den Edeka, den Aldi und den Obi (Artikel vor dem Namen ist wichtig!). In der Fußgängerzone war ich, glaube ich, in sieben Jahren drei Mal: als ich mich angemeldet habe, als ich aus der Kirche ausgetreten bin, und heute. Was eigentlich schade ist, denn sie ist durchaus pittoresk. Wie mir geht es aber anscheinend auch vielen anderen, denn an so einem Freitagvormittag war ein starkes Bürgersteighochklappgefühl spürbar.

Bei meinem Bürgerbüroerlebnis dürfen alle Berliner und Berlinerinnen kurz weinen: ich zog eine Wartemarke, setzte mich in den Warteraum, öffnete Bluesky und wurde aufgerufen, noch bevor ich die erste Zeile lesen konnte. Zwei ältere Damen haben mich gut gelaunt, äh… sagt man „bedient“? Die eine wurde gerade von der anderen angelernt. Nach zehn Minuten war ich fertig, die neuen Dokumente können dann im neuen Jahr abgeholt werden (gültig sind die alten noch bis Sommer).

In einem anderen Leben wäre ich gerne Verwaltungsfachangestellte geworden, dachte ich auch neulich schon, als ich mir in einer anderen Kreisstadt den internationalen Führerschein ausstellen lies (Termin online gebucht, Wartezeit 1 Minute, Bearbeitungszeit 4 Minuten). Bin mir über den Aspekt mit den Menschen noch nicht so ganz sicher, aber das Abarbeiten von sehr klar definierten Arbeitsschritten, das klingt verführerisch.

Anschließend noch in den Edeka gefahren und genüsslich und ohne Zeitdruck eingekauft. Es war recht leer, wobei es das zu meiner normalen Einkaufszeit (nach 19:00 Uhr) in der Regel auch ist. Auswahl an Obst- und Gemüse deutlich größer.

Sowohl in der Fußgängerzone wie auch beim Edeka mehrere Menschen gesehen, die Maske trugen.

Nachmittags doch noch mal den Rechner hochgefeuert und eine Email beantwortet (nach längerem Nachdenken über das angemessene Level an Diplomatie) sowie einen Videocall gemacht. Aber ich schreibe ja im November nicht über die Arbeit.

Den Rest des Tages angenehm verplempert, bisschen aufgeräumt, Musik gehört. Jetzt überraschend müde und geneigt, ins Bett zu gehen. Vielleicht mache ich das einfach?

23/30

Heute hatte ich alles um einen einzigen Termin herum geplant. Als ich klingele und die Tür aufgeht, sagt die Dame zu mir: „Ihr Termin war gestern“.

Weltverschwörung.

Ich konnte dann glücklicherweise ein paar Stunden später dazwischengeschoben werden und habe die Wartezeit in einem Einkaufszentrum überbrückt, leider nicht in einem so großen und interessanten wie hier beschrieben, sondern ein kleines, von Leerstand und Verwahrlosung geplagtes. Klarer als anderswo war zu erkennen, dass dieses Einkaufszentrum auch als (beheizter) Ort für Menschen dient, die aus den verschiedensten Gründen mal aus ihrer Wohnung herauskommen wollen: weil sie zu klein ist, zu schlecht beheizt, damit die kleinen Kinder mal rumrennen können, weil das W-Lan hier umsonst ist oder schlichtweg, weil es keine Wohnung gibt.

Solche Orte sind sehr wichtig.

Weiterhin sehr schlechte Laune gehabt, die auch durch den Kauf mehrerer Notizbücher nicht gehoben wurde. Nach dem Termin noch eine Crêpe gegessen, sie hat mittelmäßig geschmeckt – süß, aber ohne weitere Geschmacksnoten. Dabei mit einem jungen Mann ins Gespräch gekommen, der ebenfalls für Crêpes anstand und eine große Tortenschachtel dabei hatte. Sein Schwager hat heute Geburtstag, ist außerdem kürzlich Vater geworden, und ich durfte einen kurzen Blick in die Schachtel werfen. Es war eine sehr hübsche Torte drin, mit Schriftzug.

Auf dem Weg zum Parkplatz einen jungen Mann gesehen, der sich halb hinter einer Säule versteckt hatte, er rief einer jungen Frau etwas zu, die in seine Richtung ging. Seine Freundin. Hinter seinem Rücken hatte er, halb verdeckt, einen recht großen Blumenstrauß in der Hand. Als sie ihn erreichte, hat sie ihn umarmt, sich sehr gefreut, nur Augen für ihn, und er war, so meine ich, ein bisschen stolz und sehr verliebt.

In mir ist eine kleine Boje, die immer wieder nach oben will, an die Oberfläche, und mein Gesicht ist dafür gemacht, dass ein kleines Lächeln auf ihm liegt, die Mundwinkel nach oben.

Bin mir noch nicht sicher wann, aber in absehbarer Zeit werde ich wieder fertig damit sein, so schlechte Laune zu haben.

22/30

Stimmung volatil und leicht verkatert vom Streit gestern.

Noch zwei Tage frei. Ich hatte geplant, frei von Zeitdruck lauter Dinge zu tun, die mir Freude machen. Für morgen hatte ich mir den Ghibli Pop-up Store vorgenommen, eine kurze TikTok Recherche hat aber ergeben, dass er aktuell wohl geschlossen ist wegen ausverkauft. Auch die Cheesecake Factory, deren Neueröffnung in einem Einkaufszentrum ich mir notiert hatte, existiert anscheinend nur in meiner Fantasie. Nicht einmal ein Besuch in der Autowaschanlage, meinem spirituellen Kraftzentrum, macht Sinn, da ich einen Gutschein habe, den ich aber erst nächste Woche einsetzen kann.

Immerhin hat wohl der Weihnachtsmarkt seit gestern geöffnet, so dass ich einen Crêpe essen kann, wenngleich ohne die zauberhafte Sarah.

Es fühlt sich an, als wäre alles gegen mich gerade, also sicherlich nicht alles, aber die kleinen Alltäglichkeiten, und ein paar wichtige Dinge auch, die sich dagegen verschworen haben, dass ich jetzt gerade eine gute Zeit habe.

Ich hatte fest vor, eine gute Zeit zu haben, stattdessen bin ich schlecht gelaunt und selbstmitleidig, während die Zeit verstreicht, die ich nicht wiederbekommen werde. Und ich weiß, das wird wieder besser, alles, aber trotzdem! ruft der wütender Zwerg in mir und schüttelt seine Faust.

21/30

Gestritten. Schwieriger Tag.

Ich sollte mir mehr aufschreiben, nicht nur verklausuliert hier, sondern Fakten und Erkenntnisse als Bullet Points.

Muster erkennen. Muster durchbrechen. Ein alter Wunsch, vielleicht vergeblich.

20/30

Ziemlich schöner Tag nach eher durchwachsener Nacht, ich bin für Hotelbetten nicht geschaffen. Langer Spaziergang, die Wälder und Weinberge in allen Schattierungen von braun getaucht; auch Gold ist dabei, wenn die Sonne hervorblinzelt. Am weiten Horizont wechselt das Wetter, graue Wolken ziehen vorbei, es regnet, dann wieder blauer Himmel versteckt in einer Lücke. Zwei oder dreimal zaubert sich ein Regenbogen herbei, mal zart, mal kräftig strahlend, den letzten bewundere ich schwimmend im Pool.

Keine Lust auf Negativität.

19/30

Zum dreitägigen Wellnessurlaub mit Muttern aufgebrochen. Zunächst leicht gedrückte Stimmung, weil wir schon in schöneren Hotels waren, in exotischeren Gegenden als Rheinland Pfalz, und in wärmeren Pools als 28 Grad. Dann ging aber die Sonne sehr schön hinter den Weinbergen unter, während ich im Außenpool dümpelte, und anschließend servierte uns eine sehr nette junge Frau drei köstliche Gänge. Zumindest ich bin gerade mit allem sehr zufrieden, und Entspannung setzt ein.

18/30

Ich mag die Jahreszeit gerade und das Wetter. Der Herbst verabschiedet sich langsam mit seinen Kürbissen und Kastanien, Nebel über den Wiesen und Rauch aus den Schornsteinen. Der Advent lugt schon um die Ecke, mit Zimt und Lebkuchen, Kerzen und Weihnachtsbeleuchtung, Er beginnt dieses Jahr so spät wie kalendarisch überhaupt möglich, nämlich am 3. Dezember.

Ich habe eine Playlist gemacht für diese Stimmung. Ich höre Musik immer gerne jahreszeitlich oder zumindest saisonal, manchmal auch nach Tätigkeiten, ich habe zum Beispiel eine, die beim Aufräumen immer sehr hilfreich ist, denn der äußere Rhythmus überträgt sich auf meinen inneren. Für Weihnachtslieder ist es noch zu früh, finde ich, aber Gitarrenmusik geht gerade gut und alles, was akustisch angehaucht und ein bisschen chillig ist.

Der Tag ist mir, wie das Samstags oft so ist, ein bisschen zerronnen. Zeitkonfetti. Ich plane eigentlich schon länger, abends mal einen Film zu gucken, Dune oder Godfather 2 oder mal wieder Margin Call. Es passiert nie, weil es sich fast schon wie ein Commitment anfühlt, denn ich möchte dem Film meine Aufmerksamkeit schenken. Idealerweise wäre natürlich auch alles, was ich mir für diesen Tag vorgenommen hätte, erledigt, und um zwanzig Uhr würde ich die Beine hochlegen und mit einem kleinen Snack in den Filmabend starten.

Hoffentlich erreiche ich dieses Level an Entspannung bald. Nicht, weil alles erledigt sein wird – das wird es ja nie sein – sondern weil ich bestimme, dass ich genug getan habe für einen Tag an einem Wochenende im November.

16/30

Auf einen Kaffee mit Frau Novemberregen getroffen, wir arbeiten ja nur wenige Meter horizontal voneinander entfernt, wenngleich in anderer Höhe. Ich bin häufig einige wenige Minuten vor ihr an unserem Treffpunkt, der sich natürlich genau in der Mitte zwischen uns befindet. Das liegt daran, dass ihre Aufzugsfahrt deutlich länger dauert.

Die erste Hälfte des Treffens sehr gut unterhalten worden durch die Schilderung ihrer Mittwochnacht, das war wirklich extrem amüsant anzuhören. Vielleicht bloggt sie noch darüber, sie ist aber heute Abend schon wieder unterwegs woandershin, hat also vielleicht keine Zeit.

Frau N. hat sich ein bisschen aufgeregt, weil ihr jemand anderes unterstellt hätte, sie hätte noch ein geheimes zweites Leben. Ich sag mal so: ihr würde ich es zutrauen, noch ein zweites Leben zu haben, auch wenn ihr erstes Leben bereits überaus aktiv scheint. Sie würde aber davon erzählen, davon bin ich überzeugt. Also, wenn sie Zeit hat.

Die zweite Hälfte des Gesprächs haben wir hauptsächlich gesessen, also nebeneinander, und dies und das durch unser Gespräch streifen lassen. Das kann man mit ihr immer sehr gut, finde ich: sitzen und die Themen heran- und wieder hinwegfließen lassen. Ich habe dabei ein kleines Stück Pizza gegessen, aus so einem Heißluftfön, war überraschend gut. Frau N. hat aus Gründen nichts gegessen, um nicht zu sagen: aus allen Gründen.

Als wir aufbrechen mussten, um wieder dem Kapitalismus zu dienen, regnete es. Ich hatte im Büro die Mitnahme eines Regenschirms geprüft, mich aber dagegen entschieden, eine offensichtliche Fehlentscheidung. Frau N. hatte keine Tasche dabei; sie trug einen dünnen, aber sehr schönen schmal geschnittenen hellblauen Mantel, in dem sie hervorragend aussah. Aus der Manteltasche zog sie einen Knirps – also einen Regenschirm. Und den hat sie mir dann geborgt. „Du hast ja den längeren Weg“, hat sie gesagt.

So eine Freundin ist Frau N.