Heute morgen extra für DocDee außerturnusgemäß geduscht & Haare gewaschen.
Kate Bush
Aerial heißt das neue Album von Kate Bush, erscheinen wird es am 7. November. Die wunderschöne Single king of the mountain kann man schon mal hier hören.
[mit bestem Dank an GlamourDick]
inkonsequent
Statt Schlußstrich: zweite Runde.
da mag mich jemand wirklich
Frau Fragmente: „liebe Justyna, was wünscht Du Dir zum Geburtstag? Ich würde Dir gerne eine CD oder ähnliches schenken.“
Justyna: „ich wünsche mir, daß Du aus meiner Geburtstagstorte springst.“
im Traum
Ein Parfüm, das ich unbedingt will. Links die Sorte life, rechts die Sorte academia.
Ich wählte academia.
im Dunklen.
Manchmal macht es meine Arbeit erforderlich, daß ich einen Film entwickle. Selbst, von Hand, in einem kleinen dunklen Raum. Und immer gibt es eine Zeitspanne (drei Minuten, fünf Minuten, zehn Minuten), in der ich warten muß, in der es nichts für mich zu tun gibt außer im Dunklen zu stehen. Dann lausche ich meinen Atemzügen, lasse meine Gedanken fliegen, genieße die Stille. Gestern habe ich die Rotlichtlampe ausgeschaltet und die absolute Schwärze auf mich wirken lassen. Mit meinen Fingerspitzen tastete ich die Maße des Raumes ab, der mir so gut bekannt ist.
Wie in diesem kleinen Raum, so ist auch das Leben. Das Licht meines Verstandes ist wie jene Rotlichtlampe und reicht bis zur Tischkante. Man tastet mit dem Herzen. Und all die Verletzungen, die Schrammen, die man sich zuzieht, wenn man gegen Möbelstücke stößt, gegen die Wand, eine Stufe verfehlt, ins Leere fällt – all diese Verletzungen sind gut. Weil man weiß, wo man steht. Weil sich so der Raum erschließt.
Rückblickend werde ich wahrscheinlich dankbar sein für die harte Zeit, durch die ich gerade gehe. Ich bin angeeckt, bin gegen Hindernisse gestoßen, und jetzt, hoffentlich, aufgewacht.
Blöd finde ich es trotzdem. Aber ich habe es mir ja nicht ausgedacht. Ausgesucht auch nicht. Wer hat schon die Wahl?
Es gibt ja nur dieses eine Leben.
auf dem Parkplatz vor Lidl
Der Mann (vielleicht 18, rote Hose, rotes Hawaiihemd) spricht mechanisch, einstudiert, ohne Satzzeichen: „Entschuldigung kann ich Ihnen vielleicht für 30 Cent den Aschenbecher leeren oder für 10 Cent den Einkaufswagen zurückbringen.“
Nein, sage ich, und räume weiter meine Einkäufe in den Kofferraum. Ich kann ihm nichts geben, ich bin arm, vor allem im Herzen. Sieht er nicht, wie hart ich für mein Geld arbeiten muß, für das bisschen, sieht er nicht, wie schwer ich’s habe, wie müde ich abends bin. Ich bin die Sklavin der Bildung, die mir Freiheit bringen sollte. Ich kann ihm nichts geben, mir wird zu viel genommen, jeden Tag.
Als ich den Einkaufswagen zurückbringe, steht der Mann ein paar Meter vom Eingang entfernt. Ich drücke ihm die Münze, die im Einkaufswagen war, in die Hand.
Wir können uns beide nicht in die Augen sehen.
Bernd Begemann am 1. Oktober
Meine Mutter sagt.
Meine Mutter sagt, meine Schwester hätte gerne mehr Kontakt mit mir. Sie, die Schwester, wisse aber, daß das nicht leicht sei, „wegen den Dingen, die in der Vergangenheit vorgefallen sind“.
„Sie gibt mir Ratschläge“, erzähle ich meiner Mutter, und damit erzähle ich ihr nichts neues. Ich muß auch nicht ausführen, daß mich zusätzlich zu meiner Grundabneigung gegen Ratschläge im Allgemeinen im Falle meiner Schwester auch noch besonders stört, daß sie, die Schwester, fast nichts von mir weiß, sich aber trotzdem anmaßt, mir Ratschläge zu geben. Ganz abgesehen davon, daß das Leben meiner Schwester nicht gerade mustergültig verlaufen ist. (Ich gebe ihr übrigens keine Ratschläge). Manchmal möchte ich meiner Schwester gerne etwas erzählen, einfach narrativ etwas wiedergeben, hör mir doch einfach mal zu, dann lernst du mich vielleicht kennen. Ungefähr bei Satz 3 haut sie dann einen Ratschlag raus und ich schäume sofort vor Wut.
„Ich weiß“, sagt meine Mutter, die ihrerseits die große Kunst besitzt, Ratschläge in Seide einzupacken, mit Bonbonmasse zu umhüllen, und die Geduld, zu warten, bis man sie darum bittet. „Ich weiß“, sagt sie, „ich stand daneben und habe gesehen, wie sie dir Ratschläge gibt, wie sie es macht, wie sie dich dadurch klein macht, und ich, also ich würde mich auch aufregen.“ Mir wird warm ums Herz, als ich das höre, ich fühle mich verstanden.
„Weißt du“, sagt meine Mutter, „ich glaube aber, sie meint das gar nicht so. Sie will dir helfen, dich beschützen, und in ihrem Übereifer merkt sie nicht, daß dies der falsche Weg ist. Hast du ihr denn schon mal gesagt, wie sehr es dich stört?“
Ich denke nach, und kann mich nicht erinnern. Doch so wie ich mich kenne… oder doch nicht? Egal. Beim nächsten Mal sag ich es ihr. Freundlich, ohne Streit. Es rührt mich nämlich, es berührt mich, es verwundert mich, daß sie, meine Schwester, mir nah sein will. Und es freut mich.
(ohne Titel)
Meine Mutter schneidet mir die Haare. Sie findet meine Frisur doof, „du siehst aus wie siebzehn“, sagt sie. „Was ist daran schlimm?“, frage ich, und erkläre, daß es sich um eine Nicht-Frisur handelt, ein Statement, die Haare lang und glatt, erwähne, daß ich hin und wieder dafür Komplimente bekomme. Meine Mutter zieht die Augenbraue hoch.
Wir einigen uns, daß wenigstens die ausgefransten Spitzen zu einer geraden Kante geschnitten werden könnten. Mit einer Papierschere steht sie hinter meinem Rücken im Bad; wir besprechen, wieviel sie abschneiden soll. Dann gibt es kein Zurück, und ich habe Angst, Angst, wie beim Zahnarzt oder vor einer Operation und finde mich selbst ein wenig doof.
Zehn Sekunden später ist meine Mutter fertig. Es ist wunderschön geworden, ganz gerade und ordentlich, nicht zu viel, nicht zu wenig.
Das Verhältnis zu meinen Eltern ist sehr viel besser geworden. Wir alle haben hart daran gearbeitet.
Als sie wieder fahren, bleibe ich dennoch mit einem komisches Gefühl zurück: als wäre ich noch nicht erwachsen genug.
Das also ist meine Aufgabe.